Chemnitz Unbekannte attackieren Gastwirt in persischem Restaurant
Das "Safran" im Herzen von Chemnitz wirbt mit einem Alleinstellungsmerkmal: "Erstes persisches Restaurant in Sachsen" steht auf der Homepage. Es ist wohl auch das erste persische Restaurant in Sachsen, dessen Inhaber Opfer eines rassistischen Überfalls durch mutmaßlich Rechtsextreme wurde.
Am Sonntagabend gegen 22.30 Uhr, so berichtet es die Polizei unter Berufung auf den attackierten Gastwirt, betraten drei Unbekannte das "Safran" in der Promenadenstraße, ganz in der Nähe des Chemnitzer Schlossteiches. "Irgendwas haben die gesagt", berichtet Polizeisprecherin Jana Ulbricht, "aber das hat der Inhaber nicht verstanden."
Zu einem Wortwechsel soll es nicht gekommen sein. Stattdessen ging das Trio, das in dunkler Motorradkleidung und mit Motorradhelmen in den Laden gekommen sein soll, Ulbricht zufolge unmittelbar zum Angriff über: Wahllos warf es Inventar in Richtung des 52-jährigen Gastwirts - ein Glas soll geflogen sein, außerdem ein sogenannter Samowar zum Zubereiten von Tee.

Schlossteich im Zentrum von Chemnitz
Foto: Hendrik Schmidt/ dpaGäste waren zu dieser Zeit nicht mehr im Lokal, abgesehen vom Inhaber sollen nur noch zwei Mitarbeiterinnen im hinteren Ladenteil gewesen sein. "Die haben den Vorfall aber nicht beobachtet", sagt Polizeisprecherin Ulbricht. Der Eigentümer des "Safran" kam demzufolge mit einer Platzwunde ins Krankenhaus, auf eine SPIEGEL-Anfrage reagierte er nicht.
"Wir ermitteln in alle Richtungen", sagte Ulbricht, ein rassistisches Tatmotiv liege angesichts der Konstellation nahe. Es habe in den vergangenen Wochen mehrere Vorfälle an dem Restaurant gegeben: Allein im September seien zweimal Hakenkreuze an die Außenfassade des Geschäfts geschmiert worden.
Zunächst hatte der Staatsschutz die Ermittlungen übernommen, inzwischen hat das Polizeiliche Terrorismus- und Extremismus-Abwehrzentrum (PTAZ ) den Fall übernommen. "Die politische Motivation ist in diesem Kontext anzunehmen", sagte Tom Bernhardt, der Sprecher des sächsischen Landeskriminalamtes.
Im Video: Die Hintermänner der Krawalle von Chemnitz
Das LKA hatte nach den rechten Ausschreitungen in Chemnitz und mehreren Übergriffen auf Gaststätten die Ermittlungsgruppe "C-entrum" gegründet, die Bernhardt zufolge inzwischen etwa 170 Verfahren bearbeitet. In einigen Fällen wurden bereits Urteile wegen Zeigens des Hitlergrußes gefällt.
Im Fall des Gaststätten-Angriffs gebe es bislang keine konkrete Hinweise auf Verbindungen zu rechten Gruppen oder etwa der aufgeflogenen Terrorzelle "Revolution Chemnitz", sagte Bernhardt.