

Grosseto - Bereits kurz nach der Havarie der "Costa Concordia" gab es Gerüchte, Domnica Cemortan sei die Geliebte des Kapitäns. Nun hat die Moldauerin im Prozess gegen Francesco Schettino zugegeben, ein Verhältnis mit Francesco Schettino gehabt zu haben. "Ja, ich hatte eine Beziehung mit ihm. Aber nach der Havarie haben wir uns nicht mehr gesehen", sagte sie nach mehrmaligen Nachfragen. Auf das Schiff sei sie ohne Ticket gelangt. "Wenn du die Geliebte von jemandem bist, fragen sie nicht nach der Fahrkarte", sagte die 26-Jährige.
Das Kreuzfahrtschiff "Costa Concordia" war im Januar 2012 vor der italienischen Insel Giglio havariert, 32 Menschen starben bei dem Unglück. Schettino muss sich dafür seit Juli als einziger Angeklagter vor Gericht verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft Schettino vor, das Kreuzfahrtschiff aus Leichtsinn zu nah an die Insel gesteuert zu haben. Dem 52-Jährigen werden unter anderem fahrlässige Tötung und Körperverletzung vorgeworfen.
Cemortan war laut ihrer Aussage in der Unglücksnacht auf der Brücke, über die Rolle der Blondine war lange spekuliert worden. Es hieß unter anderem, sie könnte den Kapitän möglicherweise abgelenkt haben. Cemortan stand auf keiner Passagierliste, ihr Gepäck wurde in Schettinos Kabine gefunden. Italienische Medien hatten sie als "Blondine des Kapitäns" und als "Sirene der 'Costa Concordia'" bezeichnet. Cemortan dementierte daraufhin ein Verhältnis mit dem Kapitän.
"Alles schien normal zu sein"
Die junge Frau war am Abend des Unglücks mit dem Kapitän beim Abendessen. "Schettino hat mir nichts über die geplante Annäherung gesagt", sagte sie vor Gericht. "Sie haben mich auf die Brücke eingeladen, um die Insel anzuschauen." Dorthin habe sie einer der Mitarbeiter begleitet. "Der Kapitän ging vor uns, dann sind wir am Eingang stehen geblieben, bei der Tür", sagte Cemortan.
"Alles schien normal zu sein, ich habe nichts gesehen, weil es dunkel war. Ab einem gewissen Punkt war Stille, und dann hat er angefangen, in Fachbegriffen Kommandos zu geben", berichtete sie. Einer der Offiziere habe die Anweisungen nicht verstanden, dann sei es zur Katastrophe gekommen.
Vor Cemortan hatte der Restaurantmanager der "Costa Concordia" ausgesagt und betont, er selbst habe Schettino darum gebeten, nah an die Insel heranzufahren. Dies habe Schettino daraufhin am 6. Januar - eine Woche vor dem Unglück - angeordnet, er sei mit dem Ergebnis jedoch nicht zufrieden gewesen. "Mir erschien es schon nah genug", sagte der Restaurantmanager. Schettino habe jedoch entschieden, das Manöver am 13. Januar zu wiederholen.
SPIEGEL+-Zugang wird gerade auf einem anderen Gerät genutzt
SPIEGEL+ kann nur auf einem Gerät zur selben Zeit genutzt werden.
Klicken Sie auf den Button, spielen wir den Hinweis auf dem anderen Gerät aus und Sie können SPIEGEL+ weiter nutzen.
Die Moldauerin Domnica Cemortan hat im Prozess um die Havarie der "Costa Concordia" zugegeben, ein Verhältnis mit dem Unglückskapitän gehabt zu haben.
"Ja, ich hatte eine Beziehung mit Francesco Schettino. Aber nach der Havarie haben wir uns nicht mehr gesehen", sagte sie nach mehrmaligem Nachfragen in dem Prozess gegen Schettino im toskanischen Grosseto.
Das Kreuzfahrtschiff "Costa Concordia" war im Januar 2012 vor der italienischen Insel Giglio havariert. Schettino muss sich dafür seit Juli als einziger Angeklagter vor Gericht verantworten.
Francesco Schettino im April in Grosetto: Er muss sich verantworten wegen mehrfacher fahrlässiger Tötung, mehrfacher Körperverletzung, Herbeiführung eines Schiffbruchs sowie vorzeitigen Verlassens des Schiffs. Der Staatsanwaltschaft zufolge könnten sich die Höchststrafen auf 2697 Jahre Haft summieren.
"Verneigung" nennen italienische Seeleute das nahe Vorbeifahren an der Küste. Am 13. Januar 2012 endete das riskante Manöver in einer Katastrophe: Ein Felsen vor der Mittelmeerinsel Giglio schlitzte den Rumpf der "Costa Concordia" auf. Das 290 Meter lange Kreuzfahrtschiff wurde für 32 Menschen zur tödlichen Falle. Zwölf deutsche Passagiere kamen ums Leben.
Evakuierte Passagiere der "Costa Concordia" im Hafen von Giglio. Mehr als 4200 Menschen waren an Bord des Schiffs.
Im Rettungsboot: Nach dem Unglück herrschte Chaos auf der Brücke. Die Evakuierung wurde spät eingeleitet. Erst kurz vor 23 Uhr tönte das Signal aus den Lautsprechern - rund 75 Minuten nach der Kollision mit dem Felsen.
Gekenterter Gigant: Nach der Kollision mit dem Felsen wendete das Schiff und steuerte auf den Hafen zu. Die "Costa Concordia" krängte, neigte sich wegen des eindringenden Wassers immer stärker nach rechts (steuerbord). Im flachen Wasser vor Giglio setzte es schließlich auf. Wäre das Schiff weiter draußen auf dem Meer gekentert, hätte es vermutlich noch mehr Tote gegeben.
Er habe das Schiff bewusst Richtung Hafen gesteuert, behauptet Kapitän Schettino. So hätten Menschen zur Küste schwimmen können. Experten bezweifeln das heldenhafte Manöver: Die "Costa Concordia" sei manövrierunfähig gewesen, allein Strömungen und Windverhältnisse hätten das Schiff glücklicherweise zur Küste bugsiert.
Ein Felsbrocken steckt in der Schiffswand der "Costa Concordia": 70 Meter lang war der Riss im Rumpf.
Schettino hatte das Schiff noch während der Evakuierung verlassen - angeblich rutschte er versehentlich in ein Rettungsboot. Als ein Kommandant der Küstenwache Schettino gegen 1.46 Uhr am Telefon erreichte, war dieser an Land. Gregorio De Falco forderte den Kapitän auf, an Bord zurückzukehren. Sein wütender Befehl, "Vada a bordo, cazzo!" (auf Deutsch etwa: "Kehren Sie an Bord zurück, verdammt noch mal!"), verpuffte: Schettino kehrte nicht zurück.
Taucher eine Woche nach dem Unglück am Wrack des Kreuzfahrtschiffs: Sie konnten nur noch Leichen bergen.
Taucher mit einer Glocke der "Costa Concordia": 2006 war das Schiff getauft worden. Die von Top-Model Eva Herzigova geschleuderte Champagnerflasche blieb jedoch heil - das gilt in der Seefahrt als schlechtes Omen.
Die Schiffsschraube eines Meeresgiganten: Auf der "Costa Concordia" gab es 1500 Kabinen, 13 Bars, vier Swimmingpools. 56.000 PS trieben das 50.000 Tonnen schwere Schiff an.
Ein Feuerwehrmann seilt sich auf das Wrack ab. Die Entsorgung des Schiffs ist das spektakulärste Abschleppmanöver in der Geschichte der Nautik.
Die Bergung der "Costa Concordia" ist eine gewaltige Aufgabe: Noch nie wurde versucht, ein so großes Schiff aus dem Wasser zu ziehen und aufzurichten.
Mitte September gelang es, das havarierte Schiff aufzurichten.
Melden Sie sich an und diskutieren Sie mit
Anmelden