Todesschütze Micah Johnson
Foto: HANDOUT/ REUTERSDer Todesschütze von Dallas, Micah Johnson, hatte nach Angaben der Polizei ursprünglich einen größeren Angriff geplant. Darauf deuteten Materialien zum Bombenbau sowie ein Tagebuch in der Wohnung des 25-Jährigen hin, sagte der Polizeichef von Dallas, David Brown, dem Sender CNN.
Afghanistan-Veteran Johnson hatte am Donnerstag aus offenkundig rassistischen Motiven fünf Polizisten während einer Demonstration gegen Polizeigewalt erschossen. Es war der tödlichste Tag für US-Polizisten seit den Terrorangriffen des 11. September 2001.
Kurzfristiger Entschluss
Polizeichef Brown sagte, nach dem Tod von zwei Schwarzen bei Polizeikontrollen Mitte der vorigen Woche habe Johnson beschlossen, früher zuzuschlagen. Der Mann habe "offensichtlich an einer Wahnvorstellung" gelitten. Er habe Polizisten dafür büßen lassen wollen, dass sie angeblich Schwarze bestrafen.
Im Tagebuch fänden sich viele unzusammenhängende Passagen, die schwer zu entziffern seien. Zudem rätselten die Ermittler über Buchstaben, die der Schütze kurz vor seinem Tod mit seinem eigenen Blut an die Wände geschrieben habe, darunter die Initialen "RB".
Nach Angaben von Bezirksrichter Clay Jenkins soll aus dem Tagebuch hervorgehen, dass Johnson selbst von Polizisten angeschossen worden sei. Der Sachverhalt müsse jetzt aufgeklärt werden, so Jenkins.
Nach den Attentaten verschanzte sich Johnson in einem Parkhaus. Polizeichef Brown erklärte, die Beamten hätten zwei Stunden mit dem Schützen verhandelt, der auf einem schwarzen Gegenüber bestanden habe. Johnson habe sich entschlossen gezeigt, weitere Beamte zu töten. Zudem habe er gesungen, gelacht und die Polizisten vor Ort verhöhnt.
Brown entschied, den Angreifer mit einem ferngelenkten Fahrzeug per Sprengsatz zu töten. Auch im Nachhinein verteidigte Brown die Entscheidung. "Ohne unser Eingreifen hätte er weitere Beamte verletzt."
Brown sprach von einer Bombe, die aus C-4-Sprengstoff improvisiert worden sei. Diese wurde dann ähnlich wie bei einem Drohnenangriff von dem Fahrzeug in den Raum gebracht, in dem sich der Schütze verschanzt hatte.
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Nach den Polizistenmorden in Dallas ist es in mehreren US-Städten am dritten Tag in Folge zu Protesten gegen Polizeigewalt gekommen - unter anderem in Phoenix, Arizona.
In Phoenix setzte die Polizei Tränengas ein, um wütende Demonstranten auseinanderzutreiben. Mehr als tausend Menschen hatten sich zu dem Protestmarsch der Bewegung Black Lives Matter zusammengeschlossen.
Kundgebungen gab es unter anderem auch in Washington und New York - dort behinderten rund tausend Demonstranten den Verkehr auf der belebten Fifth Avenue. Dieses Foto zeigt Demonstranten auf dem Times Square.
Bei Ausschreitungen in einigen Städten kam es zu Angriffen auf Polizisten, Festnahmen und Krawallen. Tausende demonstrierten aber auch friedlich, wie hier in St. Paul, Minnesota.
Wütender Protest in Baton Rouge: In der Hauptstadt des Bundesstaats Louisiana, wo ein Polizist den schwarzen CD-Verkäufer Alton Sterling erschossen hatte, wurde der prominente Aktivist DeRay Mckesson festgenommen.
Verwundeter Demonstrant in Phoenix: An einigen Orten gingen Sicherheitskräfte hart gegen Demonstranten vor. Berichten zufolge setzten Polizisten in St. Paul sogar Rauchbomben, Tränengas und Gummigeschosse ein, um Protestanten auseinanderzutreiben.
Maskierter Demonstrant: Laut Polizei wurden in St. Paul mindestens fünf Polizisten verletzt, als aus einer wütenden Menge Steine, Flaschen und Feuerwerkskörper flogen. Die Sicherheitskräfte nahmen nach Angaben des US-Senders CNN 50 Personen fest.
Polizeikette an der Interstate 94: Die Nervosität ist auf allen Seiten groß, nachdem der 25-jährige Afroamerikaner Micah Johnson am Donnerstag in Dallas fünf Polizisten erschossen hatte.
Johnson soll der Polizei zufolge eine noch größere Attacke als die tödlichen Schüsse auf Polizisten in Dallas geplant haben, darauf deuten unter anderem Einträge in seinem Tagebuch hin. Dieses Bild zeigt einen von Polizisten fixierten Demonstranten in Baton Rouge, Louisiana.
In den USA kam es nicht nur bei Demonstrationen wie in Saint Paul (hier im Bild)zu Gewalt, sondern auch abseits davon: In der texanischen Metropole San Antonio etwa feuert ein Unbekannter offenbar mehrfach auf das Polizeihauptquartier im Stadtzentrum.
Hands up (hier in Oakland, Kalifornien): In San Francisco hielt ein großes Polizeiaufgebot Demonstranten davon ab, eine große Straßenkreuzung zu besetzen - und auch in mehreren weiteren US-Städten verliefen die Proteste bislang friedlich.
Wut auf der Interstate 94: Auch in Dallas, wo die tödlichen Schüsse auf Polizisten gefallen waren, schreckte ein neuer Sicherheitsalarm Polizei und Anwohner auf. Ein Teil des Polizeihauptquartiers wurde nach einer anonymen Drohung abgesperrt, später folgte eine Entwarnung.
US-Präsident Barack Obama bemühte sich indes, die aufgewühlte Nation zu beruhigen. Er sprach von einer "schmerzhaften Woche", betonte aber, dass "die Taten von Einzelnen nicht für uns alle stehen dürfen".
Während Afroamerikaner wie hier in Phoenix gegen Polizeigewalt auf die Straße gingen, sagte Obama bei einem Besuch in Warschau: "Ich glaube fest daran, dass Amerika nicht so gespalten ist, wie einige es dargestellt haben."
Rote Wut in Oakland, Kalifornien: Mit einem Abebben der Proteste ist so bald offenbar nicht zu rechnen: Im Laufe des Sonntags soll es weitere Demonstrationen geben.
Unklar ist, wie groß das Gewaltpotenzial nach den jüngsten Ereignissen ist. In Baton Rouge, Louisiana, versuchte dieser Afroamerikaner am Samstag, die wütende Menge von Übergriffen auf Polizisten abzuhalten.