Darmstadt Polizisten erschießen bewaffneten Familienvater

Polizeikräfte am Tatort in Darmstadt (Hessen)
Foto: Fabian Sommer/ dpaIn Darmstadt hat eine 40-Jährige in der Nacht zum Montag die Polizei gerufen. Ihr Ehemann habe sie geschlagen und sei zudem mit Messern bewaffnet, gab die Frau an.
Zwei Beamte fuhren daraufhin zu der angegebenen Adresse. Als sie klingelten, habe der 41-jährige Tatverdächtige die Tür geöffnet und sei mit zwei Messern in der Hand direkt auf sie zugegangen, berichteten die Polizisten. Daraufhin hätten sie geschossen. Laut einem Sprecher der Staatsanwaltschaft fielen mehrere Schüsse. Wie viele genau, wollte der Staatsanwalt aus ermittlungstaktischen Gründen nicht sagen.
Der Familienvater starb. Die Frau und ihre beiden Kinder im Alter von 16 und 18 erlitten einen Schock und kamen in ein Krankenhaus.
Nun ermittelt das hessische Landeskriminalamt (LKA). Das sei in solchen Fällen üblich, sagte ein Sprecher. Der erschossene Mann hatte laut Staatsanwaltschaft die kasachische Staatsangehörigkeit, Ehefrau und Kinder seien deutsche Staatsbürger.
Mit Blick auf Situationen, in denen Messer eine Rolle spielen, sagte der hessische Landesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Andreas Grün: Beamte hätten dann nicht genug Zeit, "um nach Polizeirecht flucht- oder angriffsunfähig schießen zu können". Ein unmittelbarer Angriff mit einem Messer stelle in der Regel eine Notwehrsituation dar. "Ziel ist nicht, jemanden zu erschießen, sondern den unmittelbaren Angriff auf das eigene Leben abzuwehren", erläuterte Grün. Gezielte Schüsse auf Arme oder Beine seien dann nicht mehr möglich.
Der GdP-Chef erinnerte an einen Fall aus dem Jahr 2015: Ein ertappter Schwarzfahrer hatte an Heiligabend am Bahnhof von Herborn nördlich von Frankfurt/Main einen Beamten erstochen und dessen Kollegen schwer verletzt.
Im Darmstädter Fall soll nun die Leiche obduziert werden. Zudem wollen die Ermittler Zeugen befragen, um den Einsatz in dem Mehrfamilienhaus rekonstruieren zu können. Im Jahr 2016 schoss die Polizei in Deutschland in 52 Fällen auf Menschen, rechnerisch gesehen also jede Woche einmal. Elf Menschen starben, weitere 28 wurden verletzt, wie aus Zahlen der Deutschen Hochschule der Polizei in Münster hervorging. Bundesweite Zahlen für 2017 liegen noch nicht vor.