Kriminalstatistik 2017 Zahl der Straftaten in Deutschland um fast zehn Prozent gesunken

Polizist in München (Archiv)
Foto: Sven Hoppe/ dpaDie Zahl der in Deutschland registrierten Straftaten ist einem Zeitungsbericht zufolge im vergangenen Jahr um fast zehn Prozent gesunken. Die Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) weise für 2017 insgesamt 5,76 Millionen Straftaten aus, berichtete die "Welt am Sonntag" unter Berufung auf das unveröffentlichte Zahlenwerk. Dies entspreche einem Rückgang um 9,6 Prozent oder 610.542 Straftaten.
Einen derart starke Abnahme bei der Kriminalität habe es seit fast 25 Jahren nicht gegeben, heißt es in dem Bericht. Die Übersicht will Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) gemeinsam mit dem Vorsitzenden der Innenministerkonferenz, Holger Stahlknecht (CDU), am 8. Mai in Berlin offiziell vorstellen.
Die PKS ist nicht unumstritten. Die Aussagefähigkeit ist auch deshalb oft nur begrenzt, weil solche Taten und Tatverdächtige verstärkt abgebildet werden, um die sich die Polizei gerade besonders kümmert.
Vor "voreiligen Schlussfolgerungen hinsichtlich der Sicherheitslage" warnte der Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Oliver Malchow in der Zeitung. Es sei aber richtig, "dass wir seit der ersten gesamtdeutschen Kriminalitätsstatistik 1993 noch nicht einen solch hohen Rückgang zu verzeichnen hatten".
Etwa ein Drittel aller Verbrechen entfiel den Angaben zufolge wie in den Vorjahren auf Diebstahlsdelikte: Es gab 2,09 Millionen Fälle - ein Minus von 11,8 Prozent. Der Ladendiebstahl nahm um 6,6 Prozent auf etwa 353.000 Fälle ab, der Taschendiebstahl um 22,7 Prozent auf rund 127.000 Fälle. Gut 33.000 Kraftfahrzeuge und 300.000 Fahrräder wurden geklaut - minus 8,6 beziehungsweise 9,8 Prozent.
Bereits bekannt war, dass die Zahl der registrierten Wohnungseinbrüche in Deutschland 2017 stark zurückgegangen ist. Die Polizei erfasste für 2017 insgesamt rund 117.000 versuchte und vollendete Wohnungseinbrüche. Die Zahl sank erheblich - um 23 Prozent. Die Aufklärungsquote erhöhte sich leicht auf 17,8 Prozent. Im Jahr 2016 hatte sie noch bei 16,9 Prozent gelegen. Das bedeutet, dass immer noch mehr als 80 Prozent der Wohnungseinbrüche nicht aufgeklärt werden.
Mehr Morde und Drogendelikte
Im Vergleich der Bundesländer verzeichnete Rheinland-Pfalz mit 28,3 Prozent den höchsten Rückgang bei den Wohnungseinbrüchen auf 4834 Fälle. Den zweiten und dritten Platz belegen Nordrhein-Westfalen (39.057 Fälle, minus 25,7 Prozent) und Baden-Württemberg (8437 Fälle, minus 24 Prozent).
Schlusslicht war der Stadtstaat Berlin mit einem Rückgang um 2,9 Prozent auf 8211 Fälle. Hamburg meldete mit 5769 Fällen und einem Minus von 23,2 Prozent ein Zehnjahrestief bei den Wohnungseinbrüchen.
Bei der Gewaltkriminalität wurde den Angaben zufolge ein Rückgang um 2,4 Prozent auf knapp 189.000 Fälle verzeichnet. Gut 137.000 davon waren Fälle von gefährlicher und schwerer Körperverletzung - ein Minus von 2,1 Prozent. Dagegen wurden mehr Morde registriert - hier gab es einen Anstieg um 3,2 Prozent auf 785 Fälle.
Die Gewaltkriminalität unterliegt Schwankungen. In den Jahren 2003 bis 2007 stieg sie, war von 2008 bis 2014 rückläufig und wuchs ab 2015 wieder an. Die Gewalt richtet sich den Angaben zufolge zunehmend auch gegen Sicherheitskräfte: Der Widerstand gegen Polizisten nahm um 5,4 Prozent zu, wie laut "Welt am Sonntag" aus der PKS hervorgeht.
Stark stieg die Zahl der Drogendelikte um 9,2 Prozent auf mehr als 330.000 Fälle an. Einen Anstieg gab es bei Cannabis (204.000 Fälle, plus zwölf Prozent), Kokain und Crack (19.644 Fälle, plus 18,7 Prozent) und Heroin (11.972 Fälle, plus 2,6 Prozent). Auch die Verbreitung von Pornografie (10.066 Fälle, plus 12,9 Prozent) und Kinderpornografie (6512 Fälle, plus 14,5 Prozent) nahm zu.
Bei der Gesamtkriminalität stieg die Aufklärungsquote bundesweit leicht auf 57,1 Prozent. Die Zahl der Tatverdächtigen sank laut der Statistik um 10,5 Prozent auf 2,11 Millionen. Davon waren 736.265 Menschen, die nicht die deutsche Staatsbürgerschaft besitzen - ein minus von 22,8 Prozent.
Insgesamt 300.680 Zuwanderer befanden sich darunter. Ihre Zahl ging um 40,7 Prozent zurück. Als Zuwanderer gelten in der PKS Asylbewerber, Kontingentflüchtlinge, Geduldete, Menschen mit sogenanntem unerlaubtem Aufenthalt sowie Schutz- und Asylberechtigte.