Vorwurf der Vergewaltigung Staatsanwaltschaft erhebt Anklage gegen Dieter Wedel

Dieter Wedel (Archivbild)
Foto: Swen Pförtner/ dpaDie Staatsanwaltschaft München I hat Anklage gegen den Regisseur Dieter Wedel wegen des Vorwurfs der Vergewaltigung erhoben. Das teilte die Behörde nun mit. Der heute 81-Jährige hat die Vorwürfe bestritten.
Es geht um einen Vorwurf aus dem Sommer 1996. Die Schauspielerin Jany Tempel gibt an, Wedel habe sie damals in einem Münchner Hotel zum Geschlechtsverkehr gezwungen. Damals, im Alter von 27 Jahren, habe sie für eine Rolle vorsprechen wollen.
Die 20-seitige Anklage führt nach Angaben der Staatsanwaltschaft mehr als 20 Zeugen, eine Gutachterin sowie Kalendereinträge als Beweismittel an. Auf Anfrage haben sich bislang weder Tempel noch ihr Anwalt Alexander Stevens zur Entscheidung der Staatsanwaltschaft geäußert.
Dieter Wedel
Die Vorwürfe wurden Anfang 2018 bekannt. Damals beschuldigten im »Zeit-Magazin« drei Schauspielerinnen Wedel, sie in den Neunzigerjahren sexuell bedrängt zu haben. Der Fall des Schauspielers wurde der bekannteste in der deutschen #MeToo-Debatte, die 2017 begann. Unter dem Hashtag #MeToo posteten vor allem Frauen in sozialen Netzwerken millionenfach ihre Erfahrungen mit Übergriffen.
Wedels Anwälte kritisierten die nun erhobene Anklage scharf. »Das Ermittlungsverfahren, das von einer fast beispiellosen öffentlichen Vorverurteilung eingeleitet und begleitet wurde, dauert seit mehr als drei Jahren an, ohne dass sich in dieser Zeit durchgreifende neue Gesichtspunkte zur Belastung unseres 81-jährigen Mandanten ergeben haben«, teilte die Rechtsanwältin Dörthe Korn mit.
Das fragliche Geschehen, so Korn, liege fast 25 Jahre zurück: »Der Tatvorwurf beruht letztlich allein auf der Behauptung der Nebenklägerin, die diese gegenüber einem Presseorgan unter dem Vorbehalt machte, dass die angebliche Tat verjährt sei und die Wahrheit ihrer Beschuldigung nicht mehr in einem Gerichtsverfahren überprüft werden dürfe.«
»Spekulative Sensationsberichterstattung«
»Wenn die zuständige Strafkammer das Hauptverfahren eröffnen sollte, wird die Richtigkeit dieser Beschuldigung in der Hauptverhandlung zu klären sein«, sagte Anwältin Korn und betonte: »Es wäre nicht angemessen, das Verfahren weiter zum Gegenstand spekulativer Sensationsberichterstattung zu machen.«
Wedel, der mit TV-Mehrteilern wie »Der König von St. Pauli« zu den bekanntesten deutschen Regisseuren zählt, hat den Vorwürfen per eidesstattlicher Erklärung widersprochen und sich dazu auch selbst öffentlich geäußert. Ende August 2018 sagte er der »Bild«-Zeitung: »Inzwischen bin ich froh, dass es diese Ermittlungen gibt. Ich vertraue auf die Staatsanwaltschaft.«
Nach Bekanntwerden der Vorwürfe war Wedel als Intendant der Bad Hersfelder Festspiele zurückgetreten. Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft haben sich lange hingezogen – vor allem auch, weil Zeugen im Ausland vernommen werden mussten.
Ende Januar wies die Generalstaatsanwaltschaft München eine Fachaufsichtsbeschwerde von Tempels Anwalt über die lange Dauer gegen die Staatsanwaltschaft München I ab. »Die Sachbehandlung ist nicht zu beanstanden«, sagte ein Sprecher damals.
Für Wedel gilt bis zu einer rechtskräftigen Entscheidung in dem Strafverfahren die Unschuldsvermutung.