Zuhälterei-Prozess Strauss-Kahn bezeichnete Frauen als "Material"

Die Befragung von Dominique Strauss-Kahn im Zuhälterei-Prozess von Lille ist zu Ende gegangen: Zum Abschluss drehte sich alles um SMS-Nachrichten - und die Anmietung einer Geheim-Wohnung.
Dominique Strauss-Kahn: "Wen hast du im Gepäck?"

Dominique Strauss-Kahn: "Wen hast du im Gepäck?"

Foto: PHILIPPE HUGUEN / AFP

Lille - Er habe einen diskreten Ort für Treffen mit politischen Freunden und mit Frauen gebraucht - so begründet Dominique Strauss-Kahn die Anmietung einer Wohnung unter dem Namen eines Freundes. Der 65-Jährige blieb aber dabei: Er habe nicht gewusst, dass die Frauen bei den Sexpartys in dem Pariser Apartment Prostituierte gewesen seien.

In dem Prozess müssen sich neben Strauss-Kahn noch 13 weitere Angeklagte verantworten. Wegen der Teilnahme der Prostituierten wird ihnen organisierte Zuhälterei vorgeworfen. Dem früheren Chef des Internationalen Währungsfonds (IWF) drohen im Falle einer Verurteilung bis zu zehn Jahre Haft und eine Strafzahlung von 1,5 Millionen Euro.

Die Befragung Strauss-Kahns vor dem Strafgerichtshof im nordfranzösischen Lille ging am Donnerstag nach zweieinhalb Tagen zu Ende. Thematisiert wurden dabei auch mehrere SMS-Nachrichten, die der heute 65-Jährige mit anderen Angeklagten in Lille ausgetauscht hatte. "Wen hast du im Gepäck?", schrieb er etwa dem Unternehmer Fabrice Paszkowski. In anderen Textnachrichten wurden die Frauen als "Material" oder "Geschenk" tituliert.

Strauss-Kahn räumte ein, dass dies eine unpassende Wortwahl unter Männern gewesen sei. Aber manche der Textnachrichten verdeutlichten, dass ihm die Partys vorgeschlagen worden seien und er nicht der Organisator gewesen sei.

Mehrere einstige Prostituierte hatten in dem Prozess ausgesagt, dass bei den Treffen mit Strauss-Kahn zwar nie über Geld und ihre Arbeit als Prostituierte gesprochen worden sei. Aber Strauss-Kahns harte Sexpraktiken deuteten darauf hin, dass er ihren Job kannte. Auch hätte Strauss-Kahn "naiv" sein müssen, um nicht zu merken, dass sie Prostituierte gewesen seien. Die Sexpartys unter anderem in Paris, Brüssel und Washington waren von Unternehmern bezahlt worden.

wit/AFP
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