NRW-Innenminister Jäger über Anschlag in Dortmund "Die Sprengkraft war enorm"

Der Anschlag gegen den Mannschaftsbus des BVB wurde offenbar professionell vorbereitet. Darauf deutet laut NRW-Innenminister Ralf Jäger die Bauart der Bomben hin. Er hält weitere Anschläge für möglich.
NRW-Innenminister Ralf Jäger

NRW-Innenminister Ralf Jäger

Foto: Federico Gambarini/ dpa

Die Sprengsätze auf den Mannschaftsbus von Borussia Dortmund waren nach Angaben von Landesinnenminister Ralf Jäger (SPD) hoch professionell gebaut. "Die Sprengkraft war enorm", sagte Jäger in einer Sitzung des Innenausschusses im nordrhein-westfälischen Landtag. Es könne nicht ausgeschlossen werden, dass die Täter gewaltbereite Fußballfans seien; es werde aber in alle Richtungen ermittelt.

Die Täter seien nicht gefasst und hätten weitere Anschläge angekündigt, sagte der Minister mit Blick auf drei am Tatort gefundene Bekennerschreiben. "Das nehmen wir sehr ernst." Landeskriminaldirektor Dieter Schürmann sagte: "Wir suchen nach mordbereiten Tätern." Es werde auch nach Fingerabdrücken an den Sprengsätzen gesucht.

Laut NRW-Verfassungsschutz sind die drei identischen Bekennerschreiben, die am Tatort gefunden wurden, keiner einzelnen extremistischen Richtung zweifelsfrei zuzuordnen. Es werde in Richtung Links- und Rechtsextremismus sowie Islamismus ermittelt, sagte der Leiter des Landesverfassungsschutzes, Burkhard Freyer.

Mit Blick auf Islamismus sagte er, es fehlten arabische Floskeln, auch seien die Forderungen am Ende des Texts untypisch für die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS). "Der IS verhandelt nicht", sagte Freyer.

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Sprengsätze am Mannschaftsbus: Der Anschlag von Dortmund

Foto: Marcel Kusch/ dpa

Zuletzt hatte der Ermittlungsrichter am Bundesgerichtshof Haftbefehl gegen einen Verdächtigen erlassen, allerdings nicht wegen des Anschlags gegen den Mannschaftsbus des BVB. Der Iraker Abdul Beset A. soll wegen des Verdachts der IS-Mitgliedschaft inhaftiert werden. A. soll sich im Irak 2014 der Terrororganisation angeschlossen und eine Dschihadisteneinheit angeführt haben, die an Entführungen, Erpressungen und Hinrichtungen beteiligt gewesen sein soll.

Ein zweiter zunächst tatverdächtiger Mann, der nicht festgenommen wurde, ist laut Bundesanwaltschaft inzwischen nicht mehr unter Verdacht. Es gebe keine Hinweise, dass der 28-Jährige aus dem Kreis Unna in die Tat verwickelt sei, sagte eine Sprecherin der Karlsruher Ermittlungsbehörde.

Drei Sprengsätze mit Metallstiften waren am Dienstag gegen 19.15 Uhr nahe dem Mannschaftsbus von Borussia Dortmund detoniert. Der spanische BVB-Verteidiger Marc Bartra und ein Polizist wurden verletzt, das Spiel wurde auf Mittwoch verlegt. Rund um die Partie blieb es friedlich. (Den Spielbericht lesen Sie hier.) Die Fans verhielten sich nach Angaben der Dortmunder Polizei vorbildlich.

mxw/dpa
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