Nach Anschlag in Dortmund Haftbefehl gegen Verdächtigen erlassen

Polizisten am Tatort
Foto: SASCHA SCHUERMANN/ AFPGegen einen nach dem Anschlag auf den Mannschaftsbus von Borussia Dortmund festgenommenen Iraker ist Haftbefehl erlassen worden. Wie der Generalbundesanwalt in Karlsruhe mitteilte, erließ der Ermittlungsrichter des Bundesgerichtshof den Haftbefehl gegen den 26-jährigen Abdul Beset A. wegen des Verdachts der Mitgliedschaft in der Terrororganisation "Islamischer Staat" (IS) - nicht aber wegen einer Beteiligung an dem Anschlag auf den BVB-Bus.
A. soll sich im Irak 2014 dem IS angeschlossen und eine Einheit von etwa zehn Dschihadisten angeführt haben. Die Gruppe soll an Entführungen, Erpressungen und Hinrichtungen beteiligt gewesen sein. Der 26-Jährige nahm laut Generalbundesanwalt auch selbst an Kämpfen teil.
2016 soll A. über die Türkei nach Deutschland eingereist sein. Nach seiner Ankunft soll er in Wuppertal gelebt und mit IS-Mitgliedern Kontakt gehalten haben. Der 26-Jährige war im Zusammenhang mit den Ermittlungen zum Dortmunder Anschlag vorläufig festgenommen worden.

Sprengsätze am Mannschaftsbus: Der Anschlag von Dortmund
Ein zweiter zunächst tatverdächtiger Mann, der nicht festgenommen wurde, ist laut Bundesanwaltschaft inzwischen nicht mehr unter Verdacht. Es gebe keine Hinweise, dass der 28-Jährige aus dem Kreis Unna in die Tat verwickelt sei, sagte eine Sprecherin der Bundesanwaltschaft. Ob die Männer schon straffällig waren und in welcher Beziehung sie zueinander standen, ist bisher nicht bekannt.
Drei Sprengsätze mit Metallstiften waren am Dienstag gegen 19.15 Uhr nahe dem Mannschaftsbus von Borussia Dortmund detoniert. Der spanische BVB-Verteidiger Marc Bartra und ein Polizist wurden verletzt, das Spiel wurde auf Mittwoch verlegt. Rund um die Partie blieb es friedlich (den Spielbericht lesen Sie hier). Die Fans verhielten sich nach Angaben der Dortmunder Polizei vorbildlich.
Die Ermittler versuchen, Schlüsse aus drei gleichlautenden Bekennerschreibenzu ziehen, die am Tatort gefunden wurden. Darin erwecken die Täter zwar den Eindruck, sie handelten im Auftrag der Terrororganisation "Islamischer Staat" (IS), allerdings sind mehrere Aspekte in dem Schreiben ungewöhnlich - so gibt es zum Beispiel keinerlei IS-Symbole wie etwa die typische Fahne.
Ermittler sind nicht sicher, dass die Tat einen islamistischen Hintergrund hat. Die Behörden ziehen deshalb auch in Betracht, dass gewaltbereite Fußballfans, Rechtsextreme oder Erpresser verantwortlich sein könnten.