- • Einbruch im Grünen Gewölbe: Diebe stahlen elf Schmuckobjekte und weitere Kostbarkeiten
- • Kunstdiebstahl in Dresden: Mit der Axt
Tatort Residenzschloss: 1,3 Millionen im Tausch für die Beute?
Foto: Sebastian Kahnert/DPADreieinhalb Wochen nach dem Einbruch ins Dresdner Grüne Gewölbe erregt ein Privatdetektiv mit einer Millionenofferte Aufsehen. Der Mann erklärte in einem Video, ein anonymer Kunstmäzen aus dem deutschsprachigen Raum wolle den Tätern für die Rückgabe der Juwelen 1,3 Millionen Euro zahlen.
Dem Geldgeber gehe es ausschließlich darum, eine Zerstörung der Beute zu verhindern und die Schmuckstücke wieder an ihren angestammten Platz zu bekommen, hieß es. Im Falle eines Erfolgs wolle der Mäzen seine Identität preisgeben.
Unklar blieb, wie seriös die Offerte ist. Nach Angaben des Dresdner Oberstaatsanwalts Jürgen Schmidt sind solche privaten Auslobungen generell zulässig. Das Angebot beeinträchtige die Ermittlungen nicht, sagte er.
Zwei unbekannte Täter waren am 25. November frühmorgens durch ein vergittertes Fenster in die Schatzkammer im Dresdner Schloss eingedrungen und hatten mit einer Axt eine Vitrine im Juwelenzimmer eingeschlagen. Nach wenigen Minuten flohen sie mit Schmuckstücken von unschätzbarem Wert. Bisher gibt es offenbar noch keine heiße Spur.
Zuletzt hatten die Ermittler ein von einer Überwachungskamera stammendes Foto des Fluchtfahrzeugs veröffentlicht, das die Diebe nach dem Einbruch in einer Tiefgarage in Brand gesetzt hatten. Für Hinweise auf die unbekannten Täter wurde eine Belohnung von einer halben Million Euro ausgesetzt, zudem wurde die Sonderkommission "Epaulette" aufgestockt.
Gestohlen wurden nach Angaben der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden elf vollständige Zierstücke und Teile von zwei weiteren Schmuckobjekten sowie einige Rockknöpfe. Das sind weniger Schmuckteile als anfangs befürchtet. Die Täter sind nach wie vor auf der Flucht. Die Polizei geht von vier Tätern aus.
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Mehrere Täter brachen am Montag in das Grüne Gewölbe im Dresdner Stadtschloss ein. Zuerst hatte die Polizei mitgeteilt, zehn Gegenstände würden fehlen.
Doch nun gibt es neue Informationen: Am Dienstagnachmittag durfte Dirk Syndram, Direktor des Grünen Gewölbes, die Sammlung erstmals begutachten und Fotos anfertigen. Sein Fazit: Elf Objekte fehlen, Teile von zwei Objekten und ein paar Rockknöpfe.
Darunter diese beiden gewölbten Schuhschnallen, die mit 16 großen und 36 kleinen Diamanten besetzt sind.
Auch dieses Schmuckstück, genannt Große Diamantrose, wurde gestohlen.
Ein Gegenstand von unschätzbarem Wert - der nun weg ist: Die Epaulette mit dem "Sächsischen Weißen" Diamanten (ganz oben). Sie war als Gewandschmuck gedacht. Gleich drei Juweliere waren an der Schaffung des Juwels beteiligt. Den "Sächsischen Weißen" hatte August der Starke am 1.Februar 1728 für 200.000 Taler erworben.
Dieser Hutschmuck wird als Reiherstutz bezeichnet. August Gotthelf Globig fertigte ihn als ein künstliches Bündel aus neun schlanken, brillantbesetzten "Federn". Wie der Hutschmuck getragen wurde, ist nicht bekannt. Eine Möglichkeit: Dreispitze besaßen im späten 18. Jahrhundert steife halbkreisförmige Krempen. Mithilfe von an den Stegen des Reiherstutzes angebrachten Ösen konnte dieser Hutschmuck auf die Krempe genäht werden.
Auch dieser Diamantschmuck fehlt...
, ebenso das Brillantkollier der Königin Amalie Auguste. Es ist nur noch in Teilen erhalten.
Auch von diesen zehn Rockknöpfen sind nicht mehr alle da. Jeder von ihnen ist mit einem großen und mehreren kleinen Diamanten besetzt.
Der Bruststern des polnischen Weißen Adler-Ordens (von Jean Jacques Pallard, zw. 1746-1749) wurde ebenfalls gestohlen. Er ist besetzt mit Brillanten, Rubinen, Gold und Silber. Es ist das letzte erhaltene Schmuckstück der "neuen Brillanten Garnitur" - dem kostbarsten Schmuckensemble der sächsisch-polnischen Monarchie.
Auch das Kleinod des polnischen Weißen Adler-Ordens ist verschwunden. Es wurde zwischen 1782 und 1798 für Friedrich August III. geschaffen, den ersten König von Sachsen. Er wurde schon als Kind zum Ritter des Ordens bestimmt. Doch in seine Zeit fiel der Verlust der polnischen Königswürde - damit waren die sächsischen Kurfürsten auch keine Großmeister des Weißen Adler-Ordens mehr. Trotzdem blieb die Verbindung eng, was sich etwa an einer in Dresden verbleibenden Ordenskanzlei zeigt.
Die Große Brustschleife aus dem Schmuck der Königinnen nahmen die Diebe ebenfalls mit. Schleifen dieser Art wurden unterhalb des Ausschnittes getragen und dienten um 1800 als höfischer Damenschmuck. 1782 ließ Kurfürst Friedrich August III. die Brustschleife mit reichem Diamantbesatz für seine Gemahlin Amalie Auguste herstellen. Der Anlass war wohl die Geburt des ersten Kindes. Die Schleife ist mit 51 großen und 611 kleinen Brillanten besetzt.
Hutschmuck von hohem Wert: Die Hutagraffe der Diamantrosengarnitur fehlt der Sammlung im Dresdner Schloss nun ebenfalls. Sie ist besetzt mit 15 großen und 103 kleinen Diamanten. Die Generaldirektorin der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, Marion Ackermann, sagte im ZDF: "Die Täter konnten nicht alles mitnehmen, weil alle Objekte auch einzeln befestigt waren, sie waren mit Stichen vernäht mit dem Untergrund."
Mit einer Axt zerstörten die Einbrecher die Vitrine, um an die Schmuckstücke zu gelangen. Sie stahlen auch diesen historischen Kopfschmuck: Eine Aigrette für das Haar in Form einer Sonne.
Dieser Degen aus der Diamantrosengarnitur ist besetzt mit 770 kleineren und neun größeren Diamanten. Er diente bei Hofe als Prunkwaffe - und wurde gestohlen.
Diese Achselschleife ist besetzt mit 20 großen und 216 kleinen Diamanten. Von ihr ist laut Museum nur noch ein Teilstück vorhanden. Nach der auch als "Epaulette" bezeichneten Kostbarkeit ist die Sonderkommission der Dresdner Polizei benannt. 20 große und 216 kleine Diamanten zieren das schwere Schmuckstück, das mit Fixierungen an das Gewand angebracht wurde.
Doch Gewölbe-Direktor Syndram entdeckte drei als gestohlen gemeldete Werke am Tatort: Darunter diese Kette aus 177 sächsischen Perlen. Syndram zufolge war sie von Löschpulver überzogen. Die Diebe versprühten es, um Spuren zu verwischen. Die Perlen wurden vor 1743 aus vogtländischen Gewässern entnommen, Zentrum war der Oberlauf der Weißen Elster. Die Perlenfischerei war Kronregal - alle Erträge mussten also an die sächsischen Herrscher abgeführt werden.
Dieses Schmuckstück diente einst als Coulant eines Ordens - also als Schieber, durch den das Band gezogen wurde, um den Orden tragen zu können. Es wurde als gestohlen gemeldet - und gefunden,...
...ebenso wie dieses Haarteil in Halbmondform.