Prozess um Juwelendiebstahl aus Dresdner Grünem Gewölbe Drei Angeklagte legen Geständnisse ab

Ein Großteil der Beute wurde zurückgegeben – danach gab es einen sogenannten Deal im Prozess um den Einbruch ins Dresdner Grüne Gewölbe. Nun haben drei Angeklagte ihre Tatbeteiligung eingeräumt.
Landgericht Dresden: Ein Angeklagter im Prozess um den Juwelendiebstahl

Landgericht Dresden: Ein Angeklagter im Prozess um den Juwelendiebstahl

Foto: Jens Schlueter / dpa

Im Prozess um den Juwelendiebstahl aus dem Historischen Grünen Gewölbe Dresden hat einer der Angeklagten ein Geständnis abgelegt. »Ich war nicht nur in Dresden, sondern selbst in den Räumen des Grünen Gewölbes«, sagte der 29-Jährige am Dienstag vor Gericht. Sein Auftrag sei gewesen, mit einer nicht angeklagten Person durch das zuvor präparierte Fenster zu klettern, die Vitrine im Juwelenzimmer zu zerschlagen und Schmuckstücke zu stehlen, »weil ich kräftig bin und dazu bereit war«.

In die ursprüngliche Tatplanung war der Mann nach eigenen Angaben nicht involviert. Er sei zwei bis drei Monate zuvor angesprochen worden, ob er mitmachen wolle. »Die Idee war nicht von mir.« Diese sei aus der Begeisterung »einer anderen Person« von einer Klassenfahrt ins Grüne Gewölbe und dem dort ausgestellten Grünen Diamanten entstanden, der Plan über ein Jahr entwickelt worden.

»Ich bin derjenige mit der Taschenlampe, der andere hat mir gesagt, wo es langging«, sagte der 29-Jährige und revidierte seine Einlassung vom März 2022. Sein Tatbeitrag sei »deutlich gewichtiger« als damals angegeben. So sei er auch bei zwei der Erkundungstouren nach Dresden zur Vorbereitung dabei gewesen. »Ich wunderte mich, dass man sich so frei und unbemerkt dort bewegen konnte und das nicht bemerkt wurde«, erklärte er.

Vierter Angeklagter kündigt ebenfalls Erklärung an

Rabieh Remo räumte ein, »mit einer Axt« das Glas der Vitrinen zerschlagen und den Schmuck in einen mitgebrachten Sack geworfen zu haben. Der Mittäter habe dann einen Feuerlöscher entleert, um DNA-Spuren zu zerstören. Anschließend seien die insgesamt sechs Täter in einem Auto in eine Tiefgarage geflüchtet, hätten dort den Wagen angezündet und seien zurück nach Berlin gefahren, sagte der 29-Jährige.

Die beiden Angeklagten Wissam und Mohamed Remmo gestanden ebenfalls eine Tatbeteiligung ein. Sie drangen nach den von ihren Anwälten verlesenen Erklärungen nicht selbst in das Grüne Gewölbe ein, sondern sicherten den Einbruch und nahmen die Beute und die Einbruchswerkzeuge entgegen.

Ein vierter Angeklagter kündigte für den nächsten Verhandlungstag am Freitag ebenfalls eine Erklärung an.

Prozess läuft seit fast einem Jahr

Dem Geständnis vorausgegangen war ein sogenannter Deal zwischen allen Prozessbeteiligten – und die Rückgabe eines Großteils der Beute. Vier der sechs Angeklagten stimmten dem Deal zu und hatten für Dienstag Erklärungen angekündigt. Ein fünfter Angeklagter ließ am Dienstag über seine Verteidigung erklären, dass er die Verständigung zwischen den Prozessbeteiligten nicht akzeptiere. Ein sechster Angeklagter gab an, ein Alibi für den Tattag zu haben.

Die 23- bis 29-Jährigen müssen sich seit fast einem Jahr wegen schweren Bandendiebstahls, Brandstiftung und besonders schwerer Brandstiftung verantworten. Sie sind Brüder und Cousins aus der bekannten arabischstämmigen Berliner Großfamilie. Zwei von ihnen verbüßen derzeit eine Jugendstrafe wegen des Diebstahls der 100-Kilo-Goldmünze aus dem Berliner Bode-Museum 2017.

Der Einbruch in das sächsische Schatzkammermuseum am 25. November 2019 war einer der spektakulärsten Kunstdiebstähle in Deutschland und machte auch international Schlagzeilen. Zwei Täter drangen über ein unbemerkt Tage zuvor präpariertes Fenster ins Residenzschloss ein, schlugen mit einer Axt Löcher in die Vitrine mit den prächtigsten Preziosen und rissen heraus, was sie zu fassen bekamen. Das Ganze dauerte nur wenige Minuten – als die Polizei eintraf, waren Diebe samt Beute verschwunden.

Laut Anklage erbeuteten sie 21 Schmuckstücke aus Diamanten und Brillanten im Gesamtwert von über 113 Millionen Euro. Zudem sollen sie über eine Million Euro Sachschäden hinterlassen haben. So wurde ein Fluchtauto in der Tiefgarage eines Wohnhauses angezündet, um Spuren zu verwischen.

Nach Sondierungsgesprächen waren die meisten Schmuckstücke kurz vor Weihnachten über einen der Verteidiger zurückgegeben worden, teilweise beschädigt und unvollständig. Für den Deal zwischen Staatsanwaltschaft, Verteidigung und Gericht, mit dem ein reduzierter Strafrahmen in Aussicht steht, müssen die Angeklagten jedoch konkrete Angaben zum Coup und ihrer Beteiligung machen.

wit/dpa
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