Zerstückelte Leiche LKA-Mitarbeiter soll Mann auf Verlangen getötet haben

Sie haben sich angeblich auf einer einschlägigen Online-Plattform kennengelernt. Ein Kommissar des sächsischen Landeskriminalamts soll laut Staatsanwaltschaft einen 59-Jährigen auf dessen Wunsch hin erstochen haben. Die Polizei spricht von einer "bizarren Behandlung des Leichnams".
Zerstückelte Leiche: LKA-Mitarbeiter soll Mann auf Verlangen getötet haben

Zerstückelte Leiche: LKA-Mitarbeiter soll Mann auf Verlangen getötet haben

Foto: Sebastian Kahnert/ dpa

Dresden - "Dieser Fall zeigt, wie leicht Menschen mit den grauenvollsten Phantasien im Internet zusammentreffen und dabei ihre Perversionen in immer krasserer Form ausleben" - mit diesen Worten eröffnete Dresdens Polizeipräsident Dieter Kroll seine Ausführungen zu einem Mordfall, der die Ermittler noch lange beschäftigen dürfte.

In Untersuchungshaft sitzt seit Donnerstag ein 55-jähriger Polizist aus Sachsen. Der Mitarbeiter des Landeskriminalamts (LKA) in Dresden soll einen 59-Jährigen aus Hannover umgebracht, zerstückelt und schließlich auf seinem Grundstück vergraben haben. Der Staatsanwaltschaft zufolge hatten beide Männer die Tat im Vorfeld online verabredet; das spätere Opfer habe sich seine Tötung gewünscht.

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Leichenfund in Sachsen: "Hier wurden Grenzen überschritten"

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Die Männer hatten sich laut Polizei Anfang Oktober auf einem einschlägigen Internetportal kennengelernt. Es habe seither intensiven Kontakt per E-Mail, Chat und Telefon gegeben. Dabei sei nach Überzeugung der Ermittler verabredet worden, dass der 59-Jährige nach Dresden reist und sich dort von dem Polizisten töten lässt.

Leichenteile auf Grundstück vergraben

Nach Angaben der Ermittler gab der mutmaßliche Täter zu, den 59-Jährigen in seinem Wohnhaus mit einem Messer am Hals tödlich verletzt zu haben. Danach habe er die Leiche in viele Stücke zerteilt und auf seinem Grundstück vergraben. Insgesamt habe die Tat vier bis fünf Stunden gedauert. Die Kommunikation zwischen Opfer und Täter werde jetzt untersucht. Auch die Spurensicherung im Wohnhaus des Polizisten, laut dpa handelt es sich um einen Kriminalhauptkommissar, stehe noch am Anfang.

Bei dem 59-Jährigen handelt es sich laut Polizeipräsident Kroll um den Geschäftsführer einer Unternehmensberatung. Ein Mitarbeiter der Firma habe am 11. November Vermisstenanzeige erstattet, nachdem der Mann nicht zur Arbeit erschienen und telefonisch nicht zu erreichen war.

Laut Kroll ergab sich ein erster Verdacht wenige Tage später durch Zeugenaussagen. "Danach hatte der Vermisste bereits seit seiner Jugend die Phantasie, sich von jemandem töten und aufessen zu lassen." Screenshots der besagten Internetplattform hätten dies belegt. Mit mehreren Chatpartnern habe der 59-Jährige dort Kontakt gehabt.

Verabredung per Chatportal

Über die Webseite seien die Ermittler schließlich auch auf die Spur des LKA-Mitarbeiters gekommen. Er sei der Letzte gewesen, mit dem das spätere Opfer Kontakt hatte.

Laut Polizei nahmen Mitglieder der Mordkommission den mutmaßlichen Täter an seinem Arbeitsplatz im LKA fest. Auch seine Diensträume seien durchsucht worden, sagte Kroll. Nach einer Vernehmung habe der Mann die Beamten zu seinem Haus in der Nähe Dresdens begleitet und ihnen gezeigt, wo er die Leichenteile vergraben hatte.

Konkrete Hinweise auf Kannibalismus gab es offenbar nicht. Im Vorfeld war von einem entsprechenden Verdacht die Rede gewesen. Polizeipräsident Kroll sprach lediglich von einer "bizarren Behandlung des Leichnams", bei der "mehrere Grenzen überschritten" worden seien: "Das hat wenige Beispiele."

Gegen den Verdächtigen, der für das LKA bislang als Schriftsachverständiger arbeitete, wurde Haftbefehl wegen Mordes erlassen. Die Staatsanwaltschaft schließt als Motiv die "Befriedigung des Geschlechtstriebes" nicht aus. Der Festgenommene selbst bestritt dagegen sexuelle oder kannibalistische Motive.

Ob am Ende mildernde Umstände wegen Tötung auf Verlangen gelten können, ist unklar. Nach Darstellung der Staatsanwaltschaft sind daran Kriterien geknüpft, beispielsweise ob sich Opfer und Täter gut kannten. Dies sei aber im vorliegenden Fall nicht so gewesen. Auch ein nachvollziehbares Motiv wie eine schwere Erkrankung des Opfers gebe es nicht.

Der Fall weckt Erinnerungen an Armin M., den sogenannten Kannibalen von Rotenburg. Er hatte 2001 in der nordhessischen Stadt einen 43-Jährigen mit dessen Einverständnis getötet, zerstückelt und Leichenteile gegessen. Er verbüßt eine lebenslange Haftstrafe.

rls/dpa/AFP
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