Geiselnahme und Sozialbetrug Sechs Jahre Haft für Clanchef

Ein Polizist im Juni 2021 bei Ermittlungen gegen Clankriminalität auf dem Dach einer Leverkusener Villa
Foto: Marcel Kusch / dpaDas Familienoberhaupt einer arabischstämmigen Großfamilie ist in Düsseldorf wegen Geiselnahme und Sozialbetrugs zu sechs Jahren Haft verurteilt worden. Zwei seiner Söhne müssen jeweils drei Jahre in Haft wegen gefährlicher Körperverletzung und gewerbs- und bandenmäßigen Betrugs.
Die Ehefrau des Clanchefs wurde zu zwei Jahren Haft auf Bewährung verurteilt, ein weiterer Sohn zu einem Jahr und neun Monaten Haft auf Bewährung.
Dem Hauptangeklagten wurde unter anderem vorgeworfen, im September 2018 mit seinen Söhnen einen Mann in Düsseldorf in den schallisolierten Kellerraum einer Shishabar verschleppt zu haben. Immer wieder hätten mehrere Männer das Opfer auf Befehl des Familienoberhaupts geschlagen, um Informationen zu erpressen. Man werde ihn töten und im Wald vergraben, sollen die Verdächtigen gesagt haben und Schaufeln bereitgelegt haben, um die Drohung zu untermauern.
Der Hauptbeschuldigte und drei weitere Familienmitglieder waren im Juni 2021 bei einer Großrazzia gegen Clankriminalität in Nordrhein-Westfalen in einer Villa in Leverkusen festgenommen worden. Das 1700 Quadratmeter große Grundstück mit dem Anwesen der Familie werde eingezogen, ordnete das Landgericht an. Auch ein Geldbetrag von 406.000 Euro soll laut einer Gerichtssprecherin eingezogen werden.
Die Angeklagten hätten sich »Straftaten multipler Art« zuschulden kommen lassen, sagte der Vorsitzende Richter. Dem Urteil war eine Strafabsprache vorangegangen, in deren Zuge die Angeklagten Geständnisse abgelegt hatten. Die Verurteilten werden dem Al-Zein-Clan zugerechnet, dem allein in Nordrhein-Westfalen mehrere Tausend Personen angehören sollen.