Ehemaliger IWF-Chef Strauss-Kahn auf Kaution frei

Strauss-Kahn (2. von rechts): Ex-IWF-Chef muss für Kosten der Überwachung selbst aufkommen
Foto: Richard Drew/ APNew York - Dominique Strauss-Kahn hat das berüchtigte New Yorker Gefängnis Rikers Island nach vier Tagen wieder verlassen. Der 62-Jährige wurde am Freitagabend von der Gefängnisinsel in den Hausarrest entlassen, hieß es auf der Internetseite der New Yorker Gefängnisbehörde. Zuvor hatte er eine Kaution von zusammen sechs Millionen Dollar hinterlegen müssen. Außerdem wurden äußerst strenge Auflagen zur Überwachung des Angeklagten angeordnet.
Strauss-Kahn ist der versuchten Vergewaltigung eines Zimmermädchen angeklagt und muss sich vor einem New Yorker Gericht verantworten. Richter Michael Ogus hatte ihm bereits am Donnerstag zugestanden, zusammen mit seiner Frau Anne Sinclair in Manhattan auf den Prozess warten zu können. Sinclair hatte dafür bereits zwei Wohnungen in der Upper East Side angemietet. Schon wegen des Medienrummels wollten die Bewohner des Hauses nicht mit dem mutmaßlichen Sexualtäter unter einem Dach wohnen.
Auf Anordnung des Gerichts kommen Strauss-Kahn und seine Frau nun zunächst in einer Wohnung der Sicherheitsfirma unter, die für die Überwachung des Franzosen verantwortlich ist. Nach Berichten von New Yorker Medien befindet sich die Wohnung in der Nähe von Ground Zero.
Der Angeklagte muss den Berichten zufolge für die Kosten der Überwachung selbst aufkommen: 200.000 Dollar pro Monat. Dieses Unternehmen hatte auch dafür gesorgt, dass der inzwischen zu 150 Jahren Haft verurteilte Millionenbetrüger Bernard Madoff während des Hausarrests vor seinem Prozess nicht Reißaus nahm.
Dominique Strauss-Kahn ist nach Angaben aus US-Polizeikreisen gegen Kaution aus dem Gefängnis entlassen worden. Richter Michael Ogus stimmte am Freitag einer vorübergehenden Unterbringung des ehemaligen Chefs des Internationalen Währungsfonds an einem anderen Ort zu, nachdem die Anwälte die Kaution von einer Million Dollar (rund 700.000 Euro) in bar und eine Bürgschaft von weiteren fünf Millionen hinterlegt hatten.
Der ehemals mächtigste Finanzboss der Welt soll vor einer Woche ein Zimmermädchen in seiner Hotelsuite überfallen und zu oralem Sex gezwungen haben. Er ist in sieben Punkten angeklagt und könnte für 25 und mehr Jahre hinter Gitter kommen. Strauss-Kahn hat alle Anschuldigungen von sich gewiesen. Sein Prozess wird voraussichtlich nicht vor Ende des Jahres beginnen. Bis dahin muss er sich in New York aufhalten.
Laut IWF wird Strauss-Kahn nach seinem Rücktritt rund 250.000 Dollar (rund 176.000 Euro) Abfindung erhalten. Die Zahl veröffentlichte der IWF am Freitag in Washington als Reaktion auf Medienberichte, in denen von größeren Summen die Rede war. Diese Angaben seien "schwer übertrieben", hieß es in der Mitteilung der Sonderorganisation der Vereinten Nationen. Strauss-Kahn habe als einer der bestbezahlten Diplomaten ein steuerfreies Gehalt von rund 420.000 Dollar im Jahr erhalten. Zusätzlich sei eine Zulage von gut 75.000 für die hohen Lebenshaltungskosten in der US-Hauptstadt Washington geflossen.
Eine französische Schriftstellerin, die nach eigenen Angaben 2002 von Strauss-Kahn sexuell belästigt wurde, verzichtet nach den Worten ihres Anwalts vorerst auf eine Strafanzeige. Seine Mandantin Tristane Banon und er würden später über eine mögliche Anzeige entscheiden, sagte der Anwalt David Koubbi am Freitag dem Fernsehsender BFM. Grund sei, dass man "nicht vom US-Justizsystem manipuliert werden" wolle.
Koubbi hatte am Montag mit der Erklärung Schlagzeilen gemacht, Banon erwäge "sehr ernsthaft" eine Anzeige gegen Strauss-Kahn. Die 31-jährige Schriftstellerin und Journalistin habe darauf bisher verzichtet, weil Druck auf sie ausgeübt worden sei.