Erfurt Polizei räumt besetztes Topf & Söhne Gelände

Seit fast acht Jahren war das Topf & Söhne Gelände besetzt - nun wurde es von einem Großaufgebot der Polizei geräumt. Dabei hatten die Besetzer und deren Sympathisanten sogar Bernd das Brot entführt, um auf ihr Anliegen aufmerksam zu machen - und für einen Erhalt der Industriebrache zu kämpfen.

Erfurt - Gegen 6 Uhr morgens rückte das Großaufgebot der Polizei an: Mehrere hundert Polizisten aus Thüringen, Sachsen, Hessen und Bayern waren an der Räumung des Geländes der früheren Firma Topf & Söhne beteiligt. 59 Besetzer wurden nach Polizeiangaben vorläufig festgenommen. Nach rund vier Stunden war der Einsatz beendet. Die Polizei ermittelt wegen Land- und Hausfriedensbruchs.

Bei Durchsuchungen beschlagnahmten die Beamten Nagelbomben, Molotow-Cocktails, Äxte und Messer. 35 Besetzer hatten laut einem Polizeisprecher am Eingang des Areals eine Sitzblockade gebildet. Sie wurden von Beamten weggetragen. Fünf Jugendliche hatten sich zeitweise angekettet. Zwei Streifenwagen wurden laut Polizei durch Stein- und Flaschenwürfe beschädigt.

Das Haus auf der Industriebrache war seit fast acht Jahren besetzt. Nachdem das Gelände von einem privaten Investor gekauft worden war, der nach dem Abriss der Gebäude Büros und Wohnungen errichten will, hatte die Stadt den Jugendlichen eine Frist zur Räumung gesetzt, die am 15. Februar ablief.

Anfang April hatte das Landgericht Erfurt einer Räumungsklage des Investors stattgegeben.

Die Besetzer haben in verschiedenen Projekten die Geschichte der Firma Topf & Söhne aufgearbeitet und unter anderem auch Rundgänge veranstaltet. "Topf und Söhne" hat die Verbrennungsöfen für das Konzentrationslager Auschwitz produziert.

Sympathisanten entführten eine Bernd-das-Brot-Figur, einem Symbol des in Erfurt ansässigen Kinderkanals, aus der Innenstadt. In einem Bekennervideo, das auf YouTube zu sehen war, meldete sich das notorisch übellaunige Kastenbrot zu Wort.

han/AFP/ddp/dpa
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