Ermittlungen Britische Polizei fahndet nach verdächtigem Syrer
London - Die "Times" berichtet, der aus dem nordsyrischen Aleppo stammende Mustafa Setmariam Nasar erscheine den Behörden als eine Schlüsselfigur auf der Suche nach den Attentätern. Die Zeitung beruft sich auf spanische Sicherheitskreise. Der 47-Jährige sei einer von mehreren Verdächtigen, nach denen der britische Inlandsgeheimdienst MI5 fahnde, ergänzte der "Sunday Telegraph". Nasar wird den Angaben zufolge verdächtigt, Untergrundzellen des al-Qaida-Netzwerks in Großbritannien etabliert zu haben.
Der "Times" zufolge soll sich Nasar derzeit entweder im Irak oder im afghanisch-pakistanischen Grenzgebiet aufhalten, nachdem er 1995 nach Großbritannien gekommen sei und dort einige Jahre gelebt habe. In London habe er auch Kontakt mit dem radikalen Geistlichen Abu Katada gehabt, der als wichtige Figur des al-Qaida-Netzwerks in Europa gilt. Abu Katada steht derzeit in London unter Hausarrest.
Am Samstag hatten britische Zeitungen berichtet, die Polizei fahnde nach dem aus Marokko stammenden Verdächtigen Mohammed al-Guerbouzi, der gleichfalls Kontakte zu Abu Katada, aber auch zu Urhebern der Anschläge in Madrid am 11. März vergangenen Jahres unterhalten haben soll.

Nach den Anschlägen: Schwere Stunden für Hilfskräfte
Al-Guerbouzi meldete sich beim arabischen Nachrichtensender al-Dschasira, nachdem er gehört hatte, dass nach ihm gefahndet wird. Er bezeichnete sich als unschuldig.
Er sei nach den Anschlägen von London auch nicht wie berichtet untergetaucht, sagte er dem Sender weiter. "Die britische Polizei sucht nicht nach mir, sie weiß wo ich bin", sagte der Islamist. Der ebenfalls in London lebende ägyptische Islamist Hani al-Sebai sagte der Zeitung "Al-Hayat", al-Gherbouzi sei auch wie gewöhnlich zum Freitagsgebet in der Moschee erschienen.
Die Zeitung "The Independent" hatte berichtet, London habe die Nachrichtendienste mehrerer europäischer Länder um Informationen über den Verbleib von Mohammed al-Gerbouzi gebeten. Nach Informationen deutscher und französischer Sicherheitsbehörden habe al-Gerbouzi Verbindung zu den jordanischen Topterroristen im Irak Abu Mussab al-Sarkawi, schrieb das Blatt weiter.
Ex-Scotland-Yard-Chef: Terroristen waren Briten
Der ehemalige Scotland-Yard-Chef Lord John Stevens ist davon überzeugt, dass die Terroranschläge in London von britischen Muslimen verübt wurden. "Es ist nahezu sicher, dass die Terroristen in Großbritannien geboren und aufgewachsen und mit dem Leben und den Wertvorstellungen in Großbritannien völlig vertraut sind", schrieb Stevens in einem Beitrag für die Zeitung "News of the World". "Ja, ich habe auch gehört, dass einige Experten sagen, es könnten algerische Terroristen gewesen sein oder Marokkaner oder Angehörige anderer Nationalitäten. Aber das ist gefährliches Wunschdenken - eine schädliche Illusion."
Lord Stevens, der im Januar pensioniert wurde, verwies darauf, dass schätzungsweise 3000 Muslime in den afghanischen Lagern von Osama bin Laden ausgebildet worden seien. Die Zeitung "The Sunday Telegraph" berichtete dagegen, die Polizei glaube, dass die Anschläge das Werk eingereister Terroristen aus Kontinentaleuropa oder Nordafrika seien.