Reemtsma-Entführer
Ermittlungen gegen Drach in Braunschweig wegen Verjährung eingestellt
Der Reemtsma-Entführer Drach wurde nach drei spektakulären Raubüberfällen in den Niederlanden gefasst. Ermittlungen wegen einer weiteren Tat in Braunschweig wurden nun aber eingestellt – obwohl das Muster ähnlich war.
Ermittler sichern 2019 Spuren an einem der überfallenen Transporter in Köln
Foto: Oliver Berg / dpa
Der Reemtsma-Entführer Thomas Drach wird mehrerer brutaler Raubüberfälle auf Geldtransporter verdächtigt. Jahrelange Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Braunschweig in einem vergleichbaren Fall gegen den inzwischen 60-Jährigen sind nun aber wegen Verjährung eingestellt worden.
Die Strafverfolger hatten Drach auch eines Überfalls auf einen Geldtransporter 1995 verdächtigt. »Wenn man alle Indizien zusammennimmt, ist eine Tatbeteiligung aus unserer Sicht wahrscheinlich«, sagte ein Sprecher der Anklagebehörde. Auch die Vorgehensweise mit schweren Waffen in Braunschweig ähnele späteren Überfällen.
Die Staatsanwaltschaft hatte deshalb im Oktober 2020 noch Anklage erhoben, doch nach fast 26 Jahren gilt die Tat als verjährt, die Eröffnung eines Hauptverfahrens lehnte das Landgericht Braunschweig zuletzt ab. Hinzu kommt: Außer den Zeugenaussagen lagen nur Indizien vor. »Aus heutiger Sicht spricht vieles dafür, ändert formaljuristisch aber nichts«, sagte indes der Sprecher der Staatsanwaltschaft. »Wir können das nicht mehr verfolgen.«
Entscheidung über Auslieferung steht aus
Der »Welt am Sonntag« zufolge, die zuvor über die Verjährung berichtete, könnte Drach bei dem damaligen Überfall mit einem Komplizen 1,5 Millionen Mark (umgerechnet 767.000 Euro) erbeutet haben. Zeugen sollen angegeben haben, dass Drach sich mit dem Überfall gebrüstet und plötzlich über viel Geld verfügt habe.
Drach sitzt nach seiner Festnahme in den Niederlanden am Dienstag in Amsterdam in Auslieferungshaft. Ein Richter hatte die Haft am Freitag erneut verlängert. Wider Erwarten hatte sich das Gericht noch nicht mit dem Auslieferungsantrag der Kölner Staatsanwaltschaft befasst. Die verdächtigt ihn, an drei Raubüberfällen in Köln und Frankfurt am Main 2018 und 2019 beteiligt gewesen zu sein. Bei einem Überfall war ein Wachmann schwer verletzt worden. Die Fahnder waren Drach über ein in den Niederlanden zugelassenes Fluchtfahrzeug auf die Spur gekommen. Nach möglichen Komplizen wird noch gefahndet.
Sollte Überfall Geld für die Entführung bringen?
Der Komplize bei der Braunschweiger Tat soll laut »Welt am Sonntag« der Australier Lionel D. gewesen sein, der sich mit seinem Beuteanteil in sein Heimatland abgesetzt habe und nie für die Tat behelligt worden sei.
Der Überfall könnte dazu gedient haben, Geld für die geplante Entführung von Jan Philipp Reemtsma zu beschaffen. Im März 1996 hatte Drach zusammen mit seinem jüngeren Bruder Lutz sowie drei weiteren Männern den Hamburger Erben der Tabakdynastie entführt. Zusammen kassierten sie Millionen. Zwei Jahre später wurde er in Südamerika gefasst, kam nach einer langen Gefängnisstrafe in Deutschland im Herbst 2013 aber frei.