Erzbistum Köln Ehemaliger Pfarrer unter Missbrauchsverdacht begeht Suizid

Kölner Dom: Das Erzbistum schaltete die Staatsanwaltschaft Bonn ein
Foto: imago images / Winfried RothermelEin Priester aus der Erzdiözese Köln hat am vergangenen Wochenende Suizid begangen. Der Geistliche soll sich in den Neunzigerjahren an einem Jungen vergangen haben. Das Erzbistum hatte den ehemaligen Pfarrer, der zuletzt als Subsidiar tätig war, erst vor vier Tagen von seinen Aufgaben entbunden, wie es in einer Mitteilung heißt.
Der Theologe wurde demnach verdächtigt, einen Minderjährigen sexuell missbraucht zu haben. Die Ausübung des priesterlichen Diensts und der Kontakt zu Kindern waren ihm untersagt worden.
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Das mutmaßliche Opfer hatte sich den Angaben zufolge Ende Dezember an das Kölner Erzbistum gewandt, das eine kirchenrechtliche Voruntersuchung eingeleitet habe. Der Betroffene sei im Januar auf kirchlicher Seite angehört worden. Am 3. Februar sei der gesamte Fall an die Staatsanwaltschaft Bonn weitergeleitet worden, »mit der Bitte um rechtliche Prüfung und Einleitung der notwendigen Schritte«.
Woelki unter Druck
Das Kölner Erzbistum steht derzeit für seinen Umgang mit einem Missbrauchsskandal in der Kritik, Erzbischof Kardinal Rainer Maria Woelki steht unter Druck. Das Erzbistum versicherte, dem Fall auch nach dem Tod des Pfarrers »weiter nachgehen« und ihn »vollumfänglich aufklären« zu wollen. So sollen am kommenden Wochenende an allen bisherigen Einsatzorten des Pfarrers Aufrufe veröffentlicht werden, »um mögliche weitere Betroffene zu ermutigen, sich beim Erzbistum zu melden«.
Der Fall könnte auch die am Dienstag beginnende Frühjahrsvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz überschatten. Es wird erwartet, dass die Bischöfe dort unter anderem über den Umgang mit sexuellem Missbrauch in der katholischen Kirche beraten.
Woelki hatte für sein Erzbistum ein Gutachten zum Umgang von Bistumsverantwortlichen mit Vorwürfen des sexuellen Missbrauchs von Kindern durch Priester in Auftrag gegeben. Seit der Fertigstellung des Gutachtens vor etwa einem Jahr hält er es jedoch mit Verweis auf angebliche »methodische Mängel« unter Verschluss.
Vor Beginn der Tagung sprach der Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung, Johannes-Wilhelm Rörig, von einer »schweren Belastung«, insbesondere für die Betroffenen von Missbrauch. Woelki habe bei der Aufklärung von Missbrauchsfällen zunächst »sehr, sehr hohe Erwartungen geweckt« und dann mehrfach enttäuscht, sagte Rörig dem »Kölner Stadt-Anzeiger«.