Mutmaßliche Anschlagspläne an Schulen Ermittlungen gegen Essener Schüler wegen Terrorverdachts

Ein 16-Jähriger soll Straftaten an zwei Schulen in Essen geplant haben. Nun wird wegen der Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat ermittelt. Die Polizei fand bei ihm Material für eine Bombe.
Polizisten tragen Gegenstände aus dem Wohnhaus des Verdächtigen

Polizisten tragen Gegenstände aus dem Wohnhaus des Verdächtigen

Foto: David Young / dpa

Im Fall der mutmaßlichen Anschlagspläne gegen zwei Essener Schulen wird nun gegen den festgenommenen 16 Jahre alten Schüler wegen des Verdachts der Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat ermittelt.

Die Zentralstelle Terrorismusverfolgung Nordrhein-Westfalen (ZenTer) bei der Düsseldorfer Generalstaatsanwaltschaft habe die Ermittlungen übernommen. Entsprechende Berichte bestätigte ein Sprecher der Behörde dem SPIEGEL.

Gegen den Jugendlichen wird demnach zudem auch wegen des Verdachts der Vorbereitung eines Explosionsverbrechens ermittelt sowie wegen möglicher Verstöße gegen das Waffen- und Sprengstoffrecht. Ob Haftbefehl gegen den Teenager beantragt werde, werde derzeit geprüft, so der Sprecher.

Material für Bombe gefunden

Die Polizei hatte bei dem Verdächtigen Material für eine Bombe entdeckt – aber keinen zündfähigen Sprengsatz. Das Material sei funktions-, aber nicht einsatzfähig gewesen, sagte NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU).

Polizist mit Spürhund: Durchsuchung bei dem 16-Jährigen

Polizist mit Spürhund: Durchsuchung bei dem 16-Jährigen

Foto:

Fabian Strauch / dpa

Gefunden worden seien 16 Rohrkörper. An einigen dieser Rohrkörper seien Uhren angebracht gewesen, einige seien von außen mit Nägeln präpariert gewesen.

Der 16-Jährige stehe unter dem dringenden Verdacht, einen Anschlag geplant zu haben. Er sei festgenommen worden und werde seitdem verhört. Mit ihren Einsätzen in Essen habe die Polizei womöglich »einen Albtraum verhindert«, so Reul. Bei der Durchsuchung der zwei Schulen seien bisher keine Sprengsätze gefunden worden: »Da wird jeder Winkel der Klassenräume auf links gedreht.«

Die Polizei habe in der Wohnung des Jugendlichen Waffen gefunden. Darunter neben dem Material für eine Bombe eine selbst gebaute Schusswaffe und eine Armbrust mit Pfeilen. Ermittelt werde nun, inwiefern das mögliche Bombenmaterial funktionstüchtig gewesen sein könnte.

Verdächtiger soll psychische Probleme gehabt haben

Die Ermittler hätten zudem »eindeutig ausländerfeindliches und rechtsextremes Material« gefunden. Darunter SS-Runen, sowie antisemitische und antimuslimische Schriftstücke.

Die Aufzeichnungen könnten auch als Hilferuf eines »verzweifelten jungen Mannes« gelesen werden, so Reul. Es gebe Hinweise darauf, dass der Jugendliche massive psychische Probleme und Suizidgedanken gehabt habe.

Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Hendrik Wüst teilte mit, der Schrecken über den verhinderten Anschlag sitze tief. Wahrscheinlich sei eine Horrortat und eine schlimme Tragödie verhindert worden, so der CDU-Politiker.

Der genaue Hintergrund werde noch zu klären sein, so Wüst, aber für ihn stehe fest: »Fremdenfeindlichkeit, Extremismus und Gewalt haben bei uns in Nordrhein-Westfalen keinen Platz. Wir treten als Staat und als Gesellschaft rechtem Terror mit aller Entschlossenheit entgegen.«

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Der stellvertretende Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, Joachim Stamp (FDP), hatte bei Twitter geschrieben, durch den Polizeieinsatz sei womöglich ein Nazi-Terroranschlag verhindert worden.

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Die Polizei war am Morgen an zwei Schulen in größerem Umfang im Einsatz gewesen. Beide Schulen bleiben heute zunächst geschlossen. Es werde bereits seit dem Abend ermittelt.

Das betroffene Don-Bosco-Gymnasium in Essen-Borbeck mit knapp 800 Schülern hatte zunächst lediglich mitgeteilt, es laufe ein Einsatz. Später wurde ergänzt: »Wir haben Hinweise erhalten, dass in der Schule eine Straftat geplant war.« Um nach Beweismitteln zu suchen, habe der Zugang zur Schule gesperrt werden müssen.

ptz/apr/dpa
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