Exekution in Kalifornien Williams' quälend langes Sterben
San Francisco - Auf einer Pressekonferenz schilderten mehrere Journalisten ihre Eindrücke von der Exekution, die sie als Zeugen beobachtet hatten. Williams habe keinen Widerstand geleistet, als er in die kleine Kammer mit den dicken Fensterscheiben geführt worden sei. Williams, der die ganze Zeit über seine Brille getragen habe, sei auf die bereitstehende Liege geschnallt worden.
Normalerweise werden bei Hinrichtungen durch die Giftspritze dem Verurteilten mehrere Kanülen in die Venen eingeführt und verschiedene Chemikalien in kurzem Abstand nacheinander injiziert. Doch als Williams eine Nadel gesetzt werden sollte, gab es laut den Zeugen Probleme: "Was uns allen auffiel, war, wie lange das alles dauerte. Die Wärter brauchten mindestens zwölf Minuten, um die Vene in seinem linken Arm zu finden", sagte einer der Reporter.

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Williams sei sichtbar frustriert gewesen, dass der Vorgang so lange dauerte. "Man konnte wegen der dicken Verglasung zur Kammer nichts hören, aber man konnte von Williams' Lippen lesen, wie er zu der Vollzugsbeamtin sagte: 'Können Sie es immer noch nicht finden?'" Ein Vertreter der Strafanstalt bestätigte den Vorfall. Sobald die Nadel angelegt worden sei, sei aber alles "absolut normal" verlaufen. Trotz Williams' guter Konstitution habe man keine zusätzlichen Chemikalien injizieren müssen.
Laut Beobachtern hielt Williams fast die ganze Zeit Blickkontakt zu seinen Freunden und Unterstützern, die sich auf der anderen Seite der Todeszelle versammelt hatten. "Wir konnten nicht erkennen, über was er redete, aber seine Freunde sagten offensichtlich 'Gott schütze Dich' und 'Wir lieben Dich'", sagte eine Reporterin. Auch mit seinen Wärtern habe der Todeskandidat viele Worte gewechselt, die Person zu seiner Rechten habe ihn währenddessen beruhigend am Arm berührt.
Während des Vorgangs habe der angeschnallte Williams sich bemüht, seinen Kopf hoch zu halten, sagten die Augenzeugen. Der Todeskampf sei sehr dramatisch gewesen. "Er bewegte seinen Kopf fast die ganze Zeit, dann wurde sein Atem ganz langsam." Schließlich sei die Atmung ganz flach geworden, plötzlich habe seine Bauchdecke wie in einem Krampf massiv gezuckt. Dann habe er nochmals mehrere Minuten ruhig dagelegen, bis er schließlich gestorben sei. Um 35 Minuten nach Mitternacht (Ortszeit) zeigten die Monitore keine Lebensfunktionen mehr an. Von einem Gefängnisbeamten wurde daraufhin der Tod des Häftlings Williams verkündet.
Als die Freunde des Getöteten den Zuschauerraum verließen, kam es zu einem weiteren Zwischenfall. "Sie streckten die Hände zum Black-Power-Gruß hoch und riefen 'Der Staat Kalifornien hat einen Unschuldigen getötet'", berichtete einer der Beobachter. So ein Verhalten habe er während einer Hinrichtung noch nie erlebt. Die Angehörige eines Opfers von Williams sei daraufhin in Tränen ausgebrochen. Bis zu diesem Ereignis sei es völlig ruhig zugegangen.
Die Nachricht von der Hinrichtung sorgte bei den Demonstranten und Williams-Sympathisanten vor der Strafanstalt für Wut und Enttäuschung. Einige verbrannten US-Flaggen. Eine Unterstützerin kündigte an, man werde auch nach Williams' Tod die Anstrengungen fortsetzen, seine Unschuld nachzuweisen. Williams hatte den vierfachen Mord, für den er hingerichtet wurde, immer wieder abgestritten. Eine öffentliche Entschuldigung für die Taten lehnte er mit der Begründung ab, er könne nicht für etwas um Gnade bitten, das er nicht begangen habe.
Roman Heflik