Exzesse in Hundeführerschule Polizei ermittelt in den eigenen Reihen
Hamburg - Es geht um widerwärtige Handlungen, die sich in der Hundeführerschule im bayerischen Herzogau abgespielt haben sollen. Demnach sollen Vorgesetzte junge Kollegen dazu gezwungen haben, Urin sowie widerliche Gebräue aus Müll und Essensresten zu trinken. Es soll zu ausschweifenden Alkoholexzessen und sexuellen Erniedrigungen in der Kantine, der sogenannten "Pandurenklause", gekommen sein - mit anschließenden Prügeleien. Den "Nürnberger Nachrichten" liegt ein schockierender anonymer Brief vor.
Karl Michael Scheufele, Sprecher des Innenministeriums, spricht von "gravierenden Anschuldigungen". "Dem wird intensiv und mit Nachdruck nachgegangen." Der Präsident der Bereitschaftspolizei sei bereits beauftragt, den Sachverhalt rasch überprüfen zu lassen und aufzuklären, "insbesondere auch hinsichtlich der gemachten strafrechtlichen Vorwürfe".
Noch wisse man nicht, wer den Brief verfasst habe, aber anhand vieler Details sei man davon überzeugt, dass es sich ganz sicher um jemanden handele, der "Einblick in interne Strukturen" habe, erklärte Helmut Wolf, Sprecher der Bereitschaftspolizei, gegenüber SPIEGEL ONLINE. Man nehme die Vorwürfe daher sehr ernst.
Bayerns Innenminister Joachim Herrmann sagte, die Vorwürfe seien so konkret, dass das wahrscheinlich nicht alles erfunden sei. Entweder ließen sich die Vorwürfe ausräumen, "oder wir werden konsequent handeln."
Die Staatsanwaltschaft Regensburg ist eingeschaltet. "Die Polizei geht in unserem Auftrag den Vorwürfen nach", sagt Günther Ruckdäschel, Leiter der Regensburger Staatsanwaltschaft. Bei anonymen Anzeigen müsse man vorsichtig sein. "Aber wir nehmen es so ernst, dass wir die Sache überprüfen, um spätestens in einer Woche zu entscheiden, ob wir ein Ermittlungsverfahren einleiten."
"Polizeischlampen" am Hundehalsband herumgeführt
Vor allem Polizistinnen mussten nach Angaben des anonymen Hinweisgebers erniedrigende Befehle ausführen: Sie mussten auf Knien Bier trinken aus Schüsseln, die im Schoß der Ausbilder platziert waren. An Stachelhalsbändern wurden sie gezwungen, auf allen vieren durch den Raum zu kriechen, manche wurden sogar mit Elektrohalsbändern traktiert. Im Jargon der Ausbilder gelten sie ohnehin nur als "Polizeischlampen".
Es handle sich um sexistische Beleidigungen untersten Niveaus, sagt Roland Englisch, Münchner Korrespondent der "Nürnberger Nachrichten", SPIEGEL ONLINE. Dem Journalisten war das Enthüllungsschreiben zugespielt worden. "Etwas von der Qualität habe ich bisher noch nicht erhalten. Aber es war ganz offensichtlich, dass der Verfasser aus den Reihen der Polizei stammt. Seine Ausführungen waren sehr detailliert." Auch das bayerische Innenministerium geht davon aus, dass der Verfasser des anonymen Schreibens tatsächlich ein Insider ist.
Der Hinweisgeber schreibe desweiteren von Prostituierten, die sich zwei Ausbilder aus Tschechien in die Schule geholt hätten, berichtet Englisch. Und auch zu Tierquälereien sei es immer wieder gekommen: Demnach sollen die Hunde mit geschliffenen Stachelhalsbändern oder Würgeschlingen gequält, getreten und regelrecht verprügelt worden sein.
Auch neonazistische Bemerkungen sollen zur Tagesordnung gehört haben. Das Gebäude der Polizeihundeschule war im Dritten Reich eine Erholungs- und Fortbildungsstelle der SS. Ausbildungsleiter erklärten angehenden Hundeführern gern, dass in den Betten, in denen sie liegen, bereits "richtige Männer" geschlafen hätten.