Fall Arzu Ö.
Vater bestreitet Anstiftung seiner Kinder zum Mord
Fendi Ö. soll seine Kinder dazu gebracht haben, ihre Schwester Arzu umzubringen - weil diese eine Beziehung mit einem Deutschen hatte. Nun räumte der 53-jährige Vater vor Gericht ein, seine Tochter geschlagen zu haben. Mit dem Mord aber habe er nichts zu tun.
Angeklagter Fendi Ö. (M.), Anwalt (r.), Dolmetscher: "Ich habe nichts mit dem Mord zu tun"
Foto: Friso Gentsch/ dpa
Detmold - Arzu Ö. musste sterben, weil sie mit einem Deutschen zusammen war. Um den durch die Beziehung entstandenen vermeintlichen Ehrverlust auszugleichen, soll Arzus Vater fünf seiner Kinder aufgefordert haben, ihre 18-jährige Schwester zu ermorden. Deshalb steht der 53-Jährige nun vor Gericht. Die Staatsanwaltschaft wirft Fendi Ö. Körperverletzung und Anstiftung zum Mord vor.
Der Angeklagte bestreitet die Vorwürfe. "Ich habe nichts mit dem Mord zu tun", betonte Ö. in einer von seinem Anwalt verlesenen Erklärung zum Prozessauftakt am Landgericht Detmold. Er habe seinen fünf erwachsenen Kindern nicht den Auftrag gegeben, Arzu umzubringen. Nachdem seine Tochter aus der Familie ausgestoßen worden sei, sei die Sache für ihn erledigt gewesen.
Die 18-jährige Arzu, die vor ihrer Familie in ein Frauenhaus geflohen war, war im November 2011 von mehreren ihrer Geschwister aus der Wohnung ihres Freundes entführt und erschossen worden. Vier Brüder und eine Schwester wurden deshalb im vergangenen Mai zu Strafen zwischen sechs Monaten und lebenslanger Haft verurteilt. Sie hatten die Tat gestanden. Der Richter sprach damals von einem klaren "Ehrenmord".
Fendi Ö. räumte nun vor Gericht ein, seine Tochter geschlagen und unter anderem auch mit einem Stock verprügelt zu haben. Das tue ihm leid, betonte der 53-Jährige.
Die Familie hatte Arzu Ö. wegen ihres westlichen Lebensstils ausgestoßen - dabei war der Familie vor allem die Beziehung der Tochter mit einem jungen Deutschen ein Dorn im Auge. Die Familie Ö. gehört zur Glaubensgemeinschaft der Jesiden, die Beziehungen zu Nicht-Jesiden ablehnt.
Für den Prozess gegen den Vater sind vier Verhandlungstage angesetzt. Da der Angeklagte keine weiteren Angaben zu den Vorwürfen machen will und auch weitere Familienmitglieder nicht aussagen werden, wird ein Indizienprozess erwartet. Das Urteil könnte Anfang Februar verkündet werden. Die Eröffnung eines Hauptverfahrens gegen Arzus Mutter lehnte das Gericht ab, weil eine Verurteilung nicht wahrscheinlich sei.