Fall Bergisch Gladbach Angeklagter soll Missbrauch kurz nach Geburt der Tochter geplant haben

Im Prozess gegen einen Hauptverdächtigen im Missbrauchskomplex Bergisch Gladbach hat die Ermittlungsleiterin ausgesagt. Jörg L. soll demnach versucht haben, seine Tochter früh an andere Pädosexuelle zu gewöhnen.
Angeklagter Mitte August vor Gericht: Jörg L. soll seine Tochter missbraucht haben

Angeklagter Mitte August vor Gericht: Jörg L. soll seine Tochter missbraucht haben

Foto: Oliver Berg / dpa

Ein Hauptangeklagter im Fall Bergisch Gladbach könnte bereits einen Tag nach der Geburt seiner Tochter den Missbrauch des Mädchens geplant haben. Diese Einschätzung äußerte die Ermittlungsleiterin, die vor dem Kölner Landgericht als Zeugin auftrat. "Es scheint wahrscheinlich, dass er da schon den Missbrauch der Tochter ins Auge gefasst hat", sagte sie.

So habe der 43-Jährige bereits einen Tag nach der Geburt des Kindes im April 2017 Familientreffen mit pädosexuellen Chatpartnern angeregt. Ziel sei wohl gewesen, das Mädchen schnell an diese zu gewöhnen.

Der Angeklagte gilt als zentrale Figur im sogenannten Missbrauchskomplex Bergisch Gladbach. Er soll seine Tochter wiederholt missbraucht haben. Bei Hausdurchsuchungen im Herbst 2019 wurden in seinem Einfamilienhaus in Bergisch Gladbach große Mengen an Material gefunden, die den Missbrauch von Kindern zeigen.

Außerdem wurden Chatprotokolle mit Gleichgesinnten sichergestellt. Diese brachten Ermittlungen gegen ein Geflecht von vielen weiteren Verdächtigen ins Rollen. L. hat sich im Prozess inzwischen zu den Vorwürfen geäußert, allerdings unter Ausschluss der Öffentlichkeit.

Angeklagter soll bei Identifikation von Chatpartnern nicht früh geholfen haben

Die Ermittlungsleiterin widersprach vor Gericht der Darstellung, nach der der Angeklagte frühzeitig im Ermittlungsverfahren bei der Identifikation seiner Chatpartner mitgeholfen habe. "Wir haben keinerlei Namen bekommen und keine Adressen", sagte sie.

Eine weitere Ermittlerin, die ebenfalls aussagte, zeichnete das Bild eines notorischen Konsumenten von Missbrauchsbildern und -videos. Laut diversen ausgewerteten Chats habe er sich seit rund 20 Jahren damit beschäftigt.

Mit den Jahren habe sich die Intensität gesteigert. In der Zeit vor der Festnahme im Oktober 2019 habe der 43-Jährige sehr viel Zeit in pädosexuellen Chatgruppen verbracht: "Er hatte großes Interesse, mit Leuten zu schreiben, die selbst Kinder missbrauchten", sagte die Ermittlerin.

kko/dpa
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