

Lichtenberg - Im Fall der verschwundenen Peggy Knobloch gibt es womöglich eine neue Spur. Ermittler haben bei Grabungen in einem Hinterhof im fränkischen Lichtenberg Knochenteile gefunden. Daraus dürfe man aber keine voreiligen Schlüsse ziehen, teilten die Staatsanwaltschaft Bayreuth und das Polizeipräsidium Oberfranken mit.
Rund um den Hof im Bereich der Kirche und des historischen Friedhofs seien auch früher bei Straßenbauarbeiten Knochenteile entdeckt worden. Zudem sei unbekannt, ob es sich um menschliche oder tierische Knochen handle. Dies soll nun eine gerichtsmedizinische Untersuchung klären, die mehrere Tage dauert. Der Fundort bleibt abgesperrt.
Die Leiche von Peggy wurde bislang nicht gefunden. Das Mädchen war am 7. Mai 2001 im Alter von neun Jahren verschwunden. Wegen Mordes an dem Mädchen verurteilte das Landgericht Hof 2004 den geistig behinderten Ulvi K. in einem Indizienprozess.
Sollten die aktuellen Ermittlungen den Verurteilten entlasten, hätte Bayern einen neuen Justizskandal. Mitte April hatte der Anwalt von Ulvi K. einen Antrag auf Wiederaufnahme des Verfahrens gestellt.
Die Grabungsarbeiten in Lichtenberg wurden im Hof des Hauses von Robert E. vorgenommen. Der verurteilte Sexualstraftäter hat 2001 seine Enkeltochter und sein Patenkind missbraucht. In dieser Woche nun wurde Robert E. von der Polizei befragt.
Die "Gesamtschau einer Anzahl von Einzelhinweisen" habe Anlass dazu gegeben, die genaue Durchsuchung des Anwesens in Lichtenberg anzuordnen, teilten die Behörden am Mittwoch mit. Wie lange die Grabungen in Lichtenberg noch andauern, konnte ein Polizeisprecher nicht sagen.
Die Ermittler waren auch anderswo aktiv: In Thüringen durchsuchten sie eine Scheune, die Robert E. gehören soll, in Mittelfranken ein Haus, dessen Eigentümerin angeblich eine Verwandte des Mannes ist. Es kamen Leichenspürhunde zum Einsatz.
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Diese Grube in einem Hinterhof im fränkischen Lichtenberg haben Ermittler gegraben. Sie vermuteten in dem Erdreich die Leiche der 2001 verschwundenen Peggy Knobloch.
Auch Mitarbeiter des Technischen Hilfswerks waren im Einsatz, um die Ermittler zu unterstützen.
Das öffentliche Interesse an dem Fall ist enorm. Hier gibt Oberstaatsanwalt Ernst Schmalz eine Pressekonferenz zu den vorläufigen Ergebnissen der Suche nach Peggys Leiche.
Mit einem Bagger suchen Ermittler im Hinterhof des Hauses nach Peggys Leiche. Sie fanden Knochenteile. Unklar ist, ob es sich um menschliche Knochen handelt. Dies sollen nun Gerichtsmediziner klären.
Zwölf Jahre nach dem Verschwinden der neunjährigen Peggy Knobloch hatten die Beamten des Polizeipräsidiums Oberfranken ein Anwesen nahe des Marktplatzes abgesperrt, durchsucht, den Hinterhof aufgestemmt und dort gegraben. Es gab neue Hinweise, dass die Leiche des Mädchens dort abgelegt wurde. Bisher blieb die Suche allerdings ergebnislos.
Aufgebohrte Pflastersteine in dem Hinterhof des Hauses in Lichtenberg: In dem abgesperrten Anwesen wohnt Robert E., 63, ein verurteilter Sexualstraftäter. Nach Peggys Verschwinden soll er einen Springbrunnen auf seinem Grundstück gebaut haben. In der Zisterne unter dem Brunnen soll nach dem Leichnam der kleinen Peggy gesucht worden sein. Robert E. wurde auf einem Polizeirevier befragt.
Die Ermittler setzen auch Leichenspürhunde ein, um bei den Erdarbeiten keine Hinweise zu übersehen.
Beamte des Polizeipräsidiums Oberfranken waren ebenso im Einsatz wie Helfer des Technischen Hilfswerks.
Großeinsatz im eher kleinen Lichtenberg: Der Fall Peggy Knobloch beschäftigt seit zwölf Jahren die Ermittler, Verschwörungstheorien über Peggys Schicksal sind bislang nicht versiegt.
Ulvi K. an Weihnachten in seinem Zimmer in der geschlossenen Psychiatrie im Bezirkskrankenhaus Bayreuth: Er gilt als Mörder der kleinen Peggy. Die meisten Bewohner der oberfränkischen Gemeinde halten den geistig Behinderten jedoch für unschuldig. Das Landgericht Hof hat ihn 2004 in einem Indizienprozess wegen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt, der Bundesgerichtshof bestätigte das Urteil 2005 und verwarf die Revision der Verteidigung.
Peggy Knobloch kurz vor ihrem Verschwinden: Das Mädchen mit den hellblauen Augen wurde zuletzt am 7. Mai 2001 gesehen - zwischen Schule und Elternhaus. Sie war zu diesem Zeitpunkt neun Jahre alt. Nachbarn und Freunde beschrieben sie als aufgeschlossenes, beinahe anlehnungsbedürftiges Kind.
Lichtenberg in Oberfranken (am 22. April 2013): Tornados der Bundeswehr, Hundertschaften der Polizei - alle suchten nach Peggys Verschwinden 2001 nach dem Kind. Nun kehrten die Ermittler zwölf Jahre später wieder an den mutmaßlichen Tatort zurück.
Erdal K., Vater des wegen Mordes verurteilten Ulvi K., beobachtete am Montag die Absperrarbeiten der Polizei. Er besucht seinen Sohn Ulvi gemeinsam mit seiner Frau einmal pro Woche im Bezirkskrankenhaus.
Gudrun Rödel, Ulvis gesetzliche Betreuerin, am Grab von Peggy. Die Mutter des ermordeten Mädchens hat Lichtenberg verlassen und auf dem Friedhof in Nordhalben nahe Lichtenberg einen Grabstein mit einem Foto ihrer Tochter errichtet. "Wer nicht an Engel glaubt, der ist dir nie begegnet", ist eingraviert.
Ulvi mit seinen Eltern: Seine Mutter zündet immer eine Kerze an, die sie auf dem Fensterbrett stehen hat, vor einem Bild ihres Sohnes. Kurz vor seiner Inhaftierung kam Ulvis Schwester bei einem Autounfall ums Leben.
Ulvi ist heute 35 Jahre alt: Wenn er Besuch empfängt, bindet er sich manchmal eine Krawatte um. Seit acht Jahren ist er in einer geschlossenen Abteilung untergebracht.
Tatortbegehung ohne anwaltlichen Beistand, aber mit einem Großaufgebot von Polizisten und Zivilbeamten: "Der Ulvi war's", sagt ein Ermittler und verweist auf das Video, das an jenem Tag entstanden ist. Darin schildere Ulvi detailliert den Tathergang. "Was er da alles erzählt, kann sich einer wie der nicht ausdenken."
Großangelegte Suche nach der vermissten Peggy Knobloch: Hundertschaften durchkämmten im Mai und Juni 2001 die Umgebung von Lichtenberg.
Peggy Knobloch verschwand, ohne eine Spur zu hinterlassen: Bis heute ist keine Leiche gefunden worden, auch ihr auffälliger Schulranzen in Pink ist unauffindbar.
Sogar mit Tornados der Bundeswehr suchten die Ermittler nach der Neunjährigen. Jahre später nahmen sie Ulvi K. fest, der nach 40 Vernehmungen ein Geständnis ablegte, das er kurz darauf widerrief.
So sahen Jacke und Schulranzen aus, die Peggy am Tag ihres Verschwindens trug.
Ulvi K. an einem Prozesstag im Januar 2004 im Landgericht Hof. Ende April 2004 wird er nach einem aufsehenerregenden Indizienprozess wegen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt.
Mit Fahndungsplakaten suchten Polizei und Angehörige nach Peggy. Wie ihr leiblicher Vater hatten viele ein Plakat in ihre Autos gehängt.