Fall Sabina Nessa Verdächtiger nach Mord an junger Lehrerin in London angeklagt

Polizisten an einem Gedenkort für Sabina Nessa
Foto: Rob Pinney / Getty ImagesNach dem gewaltsamen Tod einer 28 Jahre alten Lehrerin in London ist ein Verdächtiger wegen Mordes angeklagt worden. Das teilte Scotland Yard am Montagabend mit . Der Mann war am frühen Sonntagmorgen in der Küstenstadt Eastbourne festgenommen worden. Er soll bereits am Dienstag vor Gericht erscheinen.
Über das Alter des Mannes gibt es unterschiedliche Angaben. Die Polizei schreibt in ihrer aktuellen Mitteilung von einem 36-jährigen Verdächtigen, der angeklagt worden sei. Als sie am Wochenende von der Festnahme berichtete, war allerdings von einem 38 Jahre alten Mann die Rede.
Sabina Nessa war Mitte September auf dem kurzen Weg von ihrem Zuhause im Londoner Südosten zu einem Pub im Stadtteil Kidbrooke verschwunden. Sie war dort mit einer Freundin verabredet. Ihr lebloser Körper wurde einen Tag später in einem Park entdeckt, der auf der Strecke liegt.

Am Freitag trafen sich Hunderte Menschen in Kidbrooke, um an Sabina Nessa zu erinnern
Foto: David Cliff / APDer Fall hatte an den Mord Sarah Everards im März dieses Jahres erinnert, der eine Welle der Empörung über die alltägliche Gewalt an Frauen in Großbritannien auslöste. Everard war auf dem Nachhauseweg entführt und später tot gefunden worden. Der geständige Täter soll noch in dieser Woche verurteilt werden.
Khan: »Bei uns herrscht eine Epidemie, wenn es um Gewalt gegen Frauen und Mädchen geht«
Londons Bürgermeister Sadiq Khan sprach angesichts der Taten von einer »Epidemie«. Innerhalb eines Jahres seien landesweit 180 Frauen von Männern getötet worden, sagte er. »Bei uns herrscht eine Epidemie, wenn es um Gewalt gegen Frauen und Mädchen geht.« Es müsse endlich gehandelt werden.
Seit Juli läuft ein Programm, mit dem die Regierung das Problem der Gewalt gegen Frauen und Mädchen angehen will. Dazu gehören ein besonderes Augenmerk auf Sicherheit im öffentlichen Nahverkehr, aber auch umstrittene Ideen wie der Einsatz von Zivilbeamten in Pubs und Klubs.
In den nicht einmal 200 Tagen zwischen den Morden an Sarah Everard und Sabina Nessa zählte der Sender ITV in Großbritannien 77 Frauen, die mutmaßlich von Männern getötet wurden. Seit Jahresbeginn sind es nach Zählung der Gruppe Counting Dead Women 106 – das entspricht einer Toten alle zweieinhalb Tage. Drei Viertel aller Frauen über 16 Jahren seien schon einmal in der Öffentlichkeit belästigt worden, sagt die Opferbeauftragte Vera Baird dem Sender BBC Radio 4. Sie fordert, die Polizei müsse mehr Augenmerk darauf legen, Frauen zu schützen. Stattdessen hätten Beamte Flugblätter verteilt, wie Frauen gefährliche Situationen vermeiden könnten.