New York - Den Anfang machten die Anwälte von Dominique Strauss-Kahn: Die Verteidiger des früheren Chefs des Internationalen Währungsfonds (IWF) warfen der Staatsanwaltschaft vor, gezielt Informationen gegen ihren Mandanten zu streuen. Die Ankläger wiesen das zurück und stellten ihrerseits die Frage, ob vertrauliche Fakten nicht von der Gegenseite an die Öffentlichkeit gekommen seien.
Strauss-Kahn wird unter anderem versuchte Vergewaltigung vorgeworfen. Seine Anwälte Benjamin Brafman und William Taylor beschuldigen insbesondere die Polizei, wichtige Informationen lanciert zu haben, noch bevor die Verteidiger sie kannten. Das bedrohe das verfassungsmäßige Recht auf ein faires Verfahren. Dabei seien auch Informationen, die "selbst wenn sie wahr sind, von keinem Gericht zugelassen würden".
Die Staatsanwaltschaft drehte den Spieß nur wenige Stunden später um: "Wir sind verärgert, dass Sie in der Öffentlichkeit verbreiten, dass Sie über Informationen verfügen, die ein schlechtes Licht auf den Fall werfen und die Reputation des Opfers untergraben", schrieb Joan Illuzzi-Orbon von der Staatsanwaltschaft zurück. "Uns sind keine solche Informationen bekannt."
Bezeichnend: Beide Briefe, die jeweils an die Gegenseite adressiert waren, wurden sofort veröffentlicht.
Mutmaßliches Opfer engagiert weitere Anwälte
Das 32 Jahre alte Zimmermädchen, von dem Strauss-Kahn Oralsex erzwungen haben soll, hat unterdessen weiteren Rechtsbeistand angeheuert. Zu ihrem Anwalt Jeffrey Shapiro stoßen der frühere Bürgerrechtsanwalt Norman Siegel und Ex-Staatsanwalt Kenneth P. Thompson hinzu. "Wir erwarten, dass die Verteidigung sie irgendwie attackieren wird", sagte Shapiro der Finanzagentur Bloomberg. "Es ist die Aufgabe für ein ganzes Team, sie zu schützen."
Ein New Yorker Lokalpolitiker erwägt, Strauss-Kahn zur Kasse zu bitten. Scott Stringer will dem Franzosen die Rechnung für "Mehraufwendungen" im Stadtteil Tribeca präsentieren, in dem der 62-Jährige unter strengem Hausarrest lebt. In Zeiten knapper Kassen könne Manhattan nicht einfach so viel Geld für Polizei und ähnliches ausgeben, ohne den Verursacher zahlen zu lassen, sagte Stringer dem Fernsehsender Fox News.
Strauss-Kahn darf die Wohnung vor seinem Prozess nur verlassen, um zum Arzt zu gehen, Gottesdienste zu besuchen oder um Anwalts- und Gerichtstermine wahrzunehmen. Er trägt eine elektronische Fußfessel und wird mit Kameras überwacht. Vor der Tür steht ein bewaffneter Wärter. Die Sicherheitsvorkehrungen sollen 200.000 Dollar pro Monat kosten - zu zahlen vom Angeklagten.
Die neue Unterkunft Strauss-Kahns verfügt einem Bericht der britischen Zeitung "Independent" zufolge über vier Schlafzimmer, Fitnessstudio, Heimkino und Whirlpool. Die Miete für die luxuriöse Bleibe soll rund 50.000 Dollar pro Monat betragen.
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Umzug in New York: Dominique Strauss-Kahn verlässt am 25. Mai unter Bewachung seine damalige Unterkunft. Der frühere Chef des Internationalen Währungsfonds (IWF) musste umziehen, weil seine Anwesenheit bei den Nachbarn unerwünscht war.
In dieser Stadtvilla in Tribeca ist Strauss-Kahn nun untergebracht. Einem Bericht der britischen Zeitung "Independent" zufolge verfügt das Haus über vier Schlafzimmer, Fitnessstudio, Heimkino und Whirlpool. Die Miete für die luxuriöse Bleibe soll rund 50.000 Dollar pro Monat betragen.
Strauss-Kahn war auf Kaution freigekommen. Die Auflagen: Er muss eine Million Dollar in bar und eine Bürgschaft von weiteren fünf Millionen hinterlegen, sich rund um die Uhr bewachen lassen, per elektronischer Fessel und von einem Bodyguard vor der Tür.
"Nicht vor meiner Haustür": Anwohner in Manhattan haben wenig Lust darauf, den ehemaligen IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn zum Nachbarn zu haben.
"Bristol Plaza" heißt der luxuriöse Wolkenkratzer auf der Upper East Side in dem Strauss-Kahns Ehefrau Anne Sinclair bereits eine Wohnung angemietet hatte - für angeblich 14.000 Dollar im Monat. Die glitzernde Lobby ist stets mit frischen Blumen bestückt, auf dem Dach lockt ein Swimmingpool. Die meisten Wohnungen haben Fernblick über Manhattan und Badezimmer aus Carrara-Marmor.
Die Adresse sickerte durch, noch bevor Strauss-Kahn ins "Bristol Plaza" einzog. Es versammelten sich unzählige Reporter vor dem Gebäude, manche versuchten gar hineinzukommen. Die Bewohner beschwerten sich, schließlich wurde der Mietvertrag mit Strauss-Kahn gekündigt.
Vehemente Zurückweisung der Anschuldigungen: "Ich bestreite in der am stärksten möglichen Form die Anschuldigungen, denen ich mich jetzt gegenübersehe. Ich bin zuversichtlich, dass die Wahrheit ans Licht kommen wird und ich entlastet werde", schreibt Dominique Strauss-Kahn in einem Brief. Am 19. Mai war er zu einer Anhörung vor Gericht erschienen.
Neues Domizil, neuer Rummel: Strauss-Kahn zog schließlich in eine Wohnung des Konzerns Stroz Friedberg, der für seine Bewachung zuständig ist. Auch diese Adresse sickerte durch, am 20. Mai versammelten sich zahlreiche Menschen vor dem Gebäude 71 Broadway.
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