Reaktion auf Hassbotschaften Antisemitismusbeauftragter erhält Schmähpost - und wehrt sich

Antisemitismusbeauftragter Klein: "Viele krude Verschwörungsmythen"
Foto: Stefan Boness/imago images/IPONDer Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung Felix Klein hat nach eigenen Angaben zum ersten Mal ein Hetzschreiben erhalten. Klein bekleidet das Amt seit Mai 2018. Der Brief, der am 30. Juni bei ihm einging, gleicht nach SPIEGEL-Informationen einem Drohbrief, den Unbekannte im Mai der Synagogengemeinde in Halle an der Saale geschickt hatten.
Es handelt sich dabei nicht um die orthodoxe jüdische Gemeinde, auf die im Oktober ein Attentat verübt wurde, sondern um die liberale Synagogengemeinde. Beide Gemeinden waren zuletzt Ziel antisemitischer Übergriffe geworden. So hatten Unbekannte vor wenigen Wochen zweimal Hakenkreuze aus Taschentüchern vor das Gemeindezentrum der orthodoxen Jüdischen Gemeinde gelegt.

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Oben rechts auf dem bei der Synagogengemeinde eingegangenen Schreiben prangt ein Foto Adolf Hitlers, darunter steht "Heil Hitler". Juden werden darin wüst beschimpft, zudem soll sich in dem Umschlag weißes Pulver befunden haben. Die Polizei in Halle hat Ermittlungen wegen Volksverhetzung aufgenommen, bislang aber keinen Tatverdächtigen identifiziert.
Der an den Antisemitismusbeauftragten adressierte Brief dürfte in direktem Zusammenhang mit Kleins Einsatz gegen Rassismus und Judenfeindlichkeit stehen. "Gerade durch die Herausforderungen der Corona-Pandemie werden viele krude Verschwörungsmythen geschürt, wozu sich Herr Klein auch mehrfach in den Medien geäußert hat", teilt sein Büro mit. Nach einer "sicherheitsrelevanten Beurteilung" des Briefs sei Strafantrag gestellt worden.
Auch die Synagogengemeinde hatte nach dem Eingang des Schmähbriefes die Polizei alarmiert, der Gemeindevorsitzende zeigte sich dennoch gefasst: Er habe keine große Angst vor antisemitischen Übergriffen, sagt Karl Sommer im Juni dem SPIEGEL - aber viele seiner mehr als 360 Gemeindemitglieder sähen das anders: "Meine Leute haben Angst."
Massiven Polizeischutz wolle er aber trotzdem nicht: "Da werden ja die Attentäter angelockt." Die Offenheit seiner Gemeinde, die sich als liberal verstehe, sei ihm wichtig: "Jeder ist bei uns willkommen", sagte Sommer, "ob Jude oder nicht Jude."