Festnahme in Ägypten Chemiker bestreitet Beteiligung an Anschlägen

Der mutmaßliche Bombenbauer der Anschläge von London weist den Vorwurf zurück, er sei in die Attentate verwickelt. Der ägyptischstämmige Biochemiker war nach tagelanger Fahndung durch Scotland Yard, Interpol und dem FBI in Kairo festgenommen worden.

Kairo - Der britische Sender BBC meldete, Magdi al-Naschar habe sich verdächtig gemacht, weil er den Selbstmordattentätern die Schlüssel für eine Wohnung in Leeds überlassen habe. Er soll ihnen bei der Vorbereitung zum Bau der vier Sprengkörper geholfen haben. Etwa zwei Wochen vor den Anschlägen sei der 33-Jährige untergetaucht.

Der festgenommene Ägypter habe jede Tatbeteiligung zurückgewiesen, teilte das ägyptische Innenministerium mit. Er habe ausgesagt, dass er als Forscher an der Universität von Leeds arbeite und derzeit für sechs Wochen auf Heimaturlaub in Kairo sei. Er lebe seit fünf Jahren in England und wolle dorthin auch zurückkehren. Der Mann hat nach Angaben des Ministeriums einen naturwissenschaftlichen Abschluss der Universität in Kairo und in diesem Jahr seinen Doktor in Leeds gemacht. Er werde weiter von Polizeibeamten verhört, teilte die Behörde mit.

Die britische Polizei bezeichnet Naschar offiziell nicht als Verdächtigen. Man wisse von der Verhaftung, wolle sich aber nicht zu der Identität des Festgenommenen äußern, teilte Scotland Yard mit. Ob die Person möglicherweise am Bau der Bomben beteiligt gewesen sein könnte, wurde nicht bekannt. "Der Mann wurde gestern Abend festgenommen", sagte ein Botschaftssprecher in Kairo. Er sei in Anwesenheit des britischen Geheimdienstes verhört worden, bestätigte der Sprecher.

Nach Angaben der Universität Leeds war Naschar im Oktober 2000 in Leeds angekommen, im Mai sei ihm die Doktorwürde verliehen worden. Zuvor hatte er in North Carolina in den USA studiert. Das ägyptische Forschungszentrum, das seine Arbeit unterstützt hatte, erklärte, der Chemiker sei vor etwa zwei Wochen nach Ägypten zurückgekehrt. Vor einer Woche habe er seinen Kollegen gesagt, dass er für etwa 45 Tage in den Urlaub gehe.

Der "Times" zufolge hat der Festgenommene vermutlich eine der Wohnungen in Leeds gemietet, in denen die Polizei bei Durchsuchungen am Dienstag Sprengstoff entdeckt hatte. Das Blatt zitierte Nachbarn, wonach der 33-Jährige Großbritannien kürzlich wegen eines Visa-Problems verlassen habe.

Laut BBC ähnelt einer der gefundenen Stoffe dem, den der sogenannte Schuhbomber Richard Reid bei seinem versuchten Anschlag auf ein Passagierflugzeug 2001 verwendete. Der explosive Inhaltsstoff der Sprengsätze sei Acetonperoxid, dessen chemischen Bestandteile man sich in jeder Drogerie besorgen könne, berichtete die BBC unter Berufung auf die Ermittler. Allerdings gibt es die Stoffe dort üblicherweise nicht in den Mengen und Konzentrationen, die für einen Sprengsatz gebraucht werden.

Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren