Eine Übung an der Hileah High School im US-Bundesstaat Florida. Simuliert wird eine Schießerei an der Schule – inklusive Platzpatronen und aufgemalten Blutflecken. Ein beängstigendes, aber realistisches Szenario.
Hier wird die Situation eines sogenannten »active shooting« geprobt, die Reaktion also auf einen in die Schule eingedrungenen Schützen. Bis zu 100 Polizisten nahmen an der Übung teil. Hier im Bezirk Miami-Dade gibt es solch eine Schulpolizei schon seit Ende der 50er Jahre. Seitdem werden die Simulationen ständig auf neuesten Stand gebracht.
Edwin Lopez, Miami-Dade Schulpolizei
»Wir teilen gerne unsere Stärke und Polizeikräfte. Wir wollen, dass die Gemeinschaft das weiß. Wir wollen, dass jeder da draußen, der unseren Schülern Schaden zufügen will, besser nicht hierherkommt. Denn unsere Ordnungskräfte sind darauf trainiert, sie schnell zu töten. Als Elternteil möchte ich genau das: Wir haben keine Zeit, mit einem aktiven Scharfschützen zu verhandeln.«
Das Szenario an der Hileah High School steht für eine traurige Bilanz:
Seit 1970 wurden in den Vereinigten Staaten 2.067 Schießereien an Schulen registriert. Fast ein Fünftel dieser Vorfälle ereignete sich zwischen 2020 und 2022, als die Schießereien an Schulen ihren zwanzigjährigen Höchststand erreichten. Florida liegtsteht nach Kalifornien und Texas an dritter Stelle auf der Liste, mit insgesamt 90 Schulschießereien.
Eines der schlimmsten Schulmassaker im Staat ereignete sich 2018 an der Marjory Stoneman Douglas High School in Parkland.
Damals erschoss ein 19-jähriger Täter in seiner ehemaligen Schule 14 Schüler und 3 Erwachsene. Der Amokläufer Nikolas Cruz gestand seine Tat am nächsten Tag.
In diesen Tagen, vier Jahre nach dem Attentat, kommen Familienangehörige der Opfer von damals erneut in den Gerichtssaal. Sie verlesen Erklärungen zu den Auswirkungen der Tat:
Lori Alhadeff, Mutter eines Opfers
»Unsere Alben werden niemals Bilder oder Erinnerungen enthalten an Alyssas Highschool- oder College-Abschluss, ihre Hochzeit, ihre Babys - und so weiter und so fort. Es war ihr nicht vergönnt, hier bei uns zu sein und ihre Geschichte weiterzuschreiben. Ihr Leben wurde auf tragische Weise verkürzt .´Die Zeit vergeht und ich denke immer wieder daran, was für Alyssa hätte sein können. Ich hätte an diesem Tag sicherlich mit ihr getauscht, wenn ich gekonnt hätte.«
Ilan Alhadeff, Vater eines Opfers
»Meine alte Mutter hat ihre Enkelin verloren. Meine ältere Mutter, sie hat ihre Enkelin verloren ud rringt darum, wieder Glück in ihrem Leben zu finden.«
Der heute 23-jährige Cruz bekannte sich im Oktober des 17-fachen Mordes ersten Grades schuldig; jetzt wird in dem Strafprozess entschieden, ob er zum Tode oder zu lebenslänglich ohne Bewährung verurteilt wird.
Einen Einsatz wie in dieser Übung gab es in Parkland vor vier Jahren nicht.
Edwin Lopez, Miami-Dade Schulpolizei
»Dies ist eine beängstigende Situation. Das ist für niemanden eine leichte Situation. Aber noch schlimmer als diese Übungen ist es, wenn man einen Sechs- oder Siebenjährigen oder einen Achtjährigen beerdigen muss, der stirbt. Das ist für mich beängstigend. Diese Übungen sind toll. Ja, sie sind realistisch und beängstigend, aber sie werden in dieser Gemeinde gebraucht.«
Ob Schulmassaker ausschließlich mit Polizeipräsenz zu verhindern sind – ist eine andere Frage. Hier an der Hileah Hgh School jedenfalls wird sie für notwendig gehalten.