Getöteter Junge in Frankfurt Schweizer Ermittler gehen von psychischer Erkrankung des Tatverdächtigen aus

Trauer an Gleis 7
Foto: Michael Probst/ APHabte A. soll in Frankfurt am Main ein achtjähriges Kind vor einen ICE gestoßen haben, das Kind starb. Der Schweizer Kantonspolizei Zürich sowie dem zuständigen Schweizer Staatsanwalt Thomas Brändli zufolge gibt es Hinweise, dass der 40-Jährige wegen psychischer Probleme in Behandlung war. Bei einer Hausdurchsuchung seien entsprechende Dokumente gefunden worden, sagte Brändli auf einer Pressekonferenz. Diese habe man nach der Tat in Frankfurt veranlasst.
Die Kantonspolizei geht laut dem stellvertretenden Kommandanten Bruno Keller derweil nicht von einem extremistischen Hintergrund aus. Es gebe "keine Hinweise auf eine Radikalisierung oder ein ideologisches Motiv". Der Tatverdächtige sei Mitglied der christlich-orthodoxen Kirche gewesen. "In Gedanken sind wir bei den Angehörigen, in diesen schweren Stunden", sagte Keller.
Staatsanwalt Brändli wollte bislang nicht darauf eingehen, welche Dokumente auf eine psychische Erkrankung des Mannes schließen lassen. "Wir werden die Krankengeschichte einfordern und dann den Fall untersuchen", sagte er. Auch ein Psychiater sei kontaktiert worden. Der Mann aus Eritrea galt als vorbildlich integriert.
Polizei: Nachbarin und Familie vergangene Woche eingesperrt
Der Mann soll am Montag am Frankfurter Hauptbahnhof einen achtjährigen Jungen vor einen einfahrenden ICE in den Tod gestoßen haben. Die 40-jährige Mutter hatte sich der Polizei zufolge auf einen Fußweg zwischen zwei Gleisen gerettet. Sie erlitt einen schweren Schock. Eine weitere, 78-jährige Frau konnte sich in Sicherheit bringen, ohne auf die Gleise zu stürzen. Auch sie hat laut Staatsanwaltschaft einen Schock erlitten. Zudem sei sie an der Schulter verletzt worden.
Der Verdächtige lebte laut Zürcher Kantonspolizei seit 2006 unauffällig in der Schweiz. Bis vergangene Woche habe es keine Vorakten wegen Gewaltdelikten gegen ihn gegeben. Vergangenen Donnerstag hatte die Polizei jedoch wegen häuslicher Gewalt zu seiner Wohnung in einem Mehrfamilienhaus ausrücken müssen. Dort soll er auf seine Frau, seine drei kleinen Kinder im Alter von ein, drei und vier Jahren sowie seine Nachbarin losgegangen sein.
Der Tatverdächtige hatte laut Polizei seine Opfer in ihren Wohnungen in Wädenswil eingesperrt. Zuvor hatte er demnach die Nachbarin tätlich angegriffen und sie mit einem Messer bedroht. Die Tat sei im Vergleich zu der Gewalttat in Frankfurt jedoch "eine Bagatelle" gewesen, sagte Staatsanwalt Brändli. Nun gelte es die deutschen Strafverfolgungsbehörden zu unterstützen.
Der Gewaltausbruch in dem Haus in Wädenswil sei für die Frau und die Nachbarin völlig überraschend gewesen, sagte Werner Schmid von der Kantonspolizei. "Sie sagten übereinstimmend aus, dass sie ihn noch nie so erlebt hätten." Der bislang nur wegen eines geringfügigen Verkehrsdelikts aufgefallene Mann wurde per Haftbefehl gesucht. Eine internationale Fahndung gab es der Polizei zufolge jedoch nicht.