Familienministerin stellt BKA-Studie vor Alle fünf Minuten wird in Deutschland eine Frau misshandelt, gestalkt oder bedroht
Familienministerin Franziska Giffey hat in Berlin die Statistik zu Partnerschaftsgewalt des Bundeskriminalamts (BKA) vorgestellt. 113.965 Frauen wurden demnach von ihrem Partner oder ehemaligen Partner misshandelt, gestalkt oder bedroht. "Für viele Frauen ist das Zuhause ein gefährlicher Ort", sagte Giffey.
Die Politikerin machte deutlich, das zwar auch Männer unter den Opfern seien, diese jedoch mit 18 Prozent unter den insgesamt 138.893 Fällen die Minderheit darstellten. Die Zahl der Delikte stieg im Vergleich zum Vorjahr deutlich an. Das ist laut Giffey auch dadurch zu erklären, dass neue Deliktarten in die Statistik aufgenommen wurden, darunter Zwangsprostitution und Zuhälterei. 2016 hatte die Statistik 109.000 Frauen als Opfer häuslicher Gewalt gemeldet.
In knapp 70 Prozent der in der Statistik erhobenen Fälle mit weiblichen Opfern ging es um Körperverletzung. 147-mal wurde eine Frau von ihrem Partner oder Ex-Partner getötet. Man müsse sich mal vorstellen, sagte Giffey, dass in einem "modernen und fortschrittlichen Land" statistisch gesehen an mehr als jedem dritten Tag pro Jahr eine Frau Opfer einer solchen Tat werde.
Wie schon im Interview mit dem SPIEGEL wies die 40-Jährige darauf hin, dass es Partnerschaftsgewalt in allen gesellschaftlichen Schichten gebe. Knapp 68 Prozent der Täter sind laut Statistik deutsche Staatsangehörige.
"Häusliche Gewalt geht durch alle Gruppen", sagte Giffey. Generell sei die Gefahr höher, wenn Alkohol, Geldsorgen und psychische Probleme im Spiel seien. Doch auch in gut situierten Familien gebe es Fälle.
Nach Einschätzung der Familienministerin stellen die Zahlen des BKA nur einen Bruchteil der tatsächlichen Delikte dar. Viele Betroffene würden die Taten nicht melden: Man gehe davon aus, dass 80 Prozent der Taten im Dunkelfeld stattfänden.
Giffey setzt sich für einen Ausbau der Hilfeangebote in Frauenhäusern ein. Derzeit könnten in den 350 Frauenhäusern und 600 Fachberatungsstellen pro Jahr 30.000 Frauen betreut werden. "Das reicht nicht", sagte Giffey. Im Jahr 2020 sollen 35 Millionen Euro in ein Aktionsprogramm gegen Gewalt an Frauen fließen und Länder wie Kommunen beim Ausbau von Hilfsstrukturen unterstützen.
Rund um die Uhr steht zudem ein Hilfetelefon zur Verfügung, dass in 17 Sprachen anonym berät. Die Anrufe würden auf Telefonrechnungen nicht angezeigt, sagte Hilfetelefon-Leiterin Petra Söchting.