Todesfälle in Krankenhaus Falsche Ärztin zeigte sich selbst wegen Betrugs an

Sie soll für den Tod mehrerer Menschen verantwortlich sein: Jahrelang arbeitete eine Ärztin in einer Klinik ohne Zulassung - und zeigte sich schließlich selbst an. Ermittler prüfen nun, ob es noch weitere Opfer gibt.
Haupteingang zur Klinik Hospital zum Heiligen Geist: Unter anderem hier arbeitete die falsche Ärztin

Haupteingang zur Klinik Hospital zum Heiligen Geist: Unter anderem hier arbeitete die falsche Ärztin

Foto: Uwe Zucchi/dpa

In einer Klinik in Fritzlar versetzte eine falsche Ärztin Patienten in Narkose, mindestens vier Menschen starben. Die Ermittlungen gegen sie hat die Hochstaplerin selbst angestoßen. Sie habe Selbstanzeige wegen Anstellungsbetrugs gestellt, sagte Behördensprecher Götz Wied in Kassel.

Ob die 48-Jährige einer Entdeckung und weiteren Anzeigen zuvorkommen wollte, ist unklar. Zu den Motiven für die Anzeige äußere man sich nicht, teilte die Anklagebehörde mit.

Die Frau sitzt in Untersuchungshaft. Sie hatte von 2015 bis 2018 im Hospital zum Heiligen Geist in Fritzlar als Assistenzärztin gearbeitet. In dieser Zeit soll sie ohne entsprechende Ausbildung Patienten betäubt haben. Mindestens vier von ihnen starben, in acht weiteren Fällen sollen Gesundheitsschäden eingetreten sein.

Auch Ärztekammer getäuscht

Ob es weitere Opfer gibt, prüfen die Behörden. Staatsanwaltschaft und Polizei ermitteln unter anderem wegen des Verdachts des Totschlags, gefährlicher Körperverletzung, Urkundenfälschung, Betrugs und des Missbrauchs von Titeln.

Anstellungsbetrug bedeutet, dass man für den Abschluss eines Arbeitsvertrags falsche Angaben macht. Die Frau soll sich mit einer gefälschten Arztzulassung beworben haben. Dabei soll sie auch die Landesärztekammer Hessen getäuscht haben. Die Verdächtige hatte vor einigen Jahren bei der Anmeldung als neues Kammermitglied eine unechte Zulassung vorgelegt. "Uns ist nicht aufgefallen, dass die Unterlagen gefälscht sind", sagte eine Sprecherin der Kammer dem Sender Hit Radio FFH.

Mithilfe digitaler Technik könnten Zeugnisse so gut gefälscht werden, dass sie von Originalen nicht oder kaum unterscheidbar seien, sagte die Sprecherin der Nachrichtenagentur dpa. Das sei auch im Fall der Ärztin so gewesen. Der Ärztekammer zufolge war im Oktober 2018 aufgefallen, dass die angeblich in Rheinland-Pfalz ausgestellte Zulassungsurkunde nicht echt sein konnte.

"Eine Annahme, die sich nach Prüfung durch die Approbationsbehörde in Rheinland-Pfalz als zutreffend erwies", sagte die Sprecherin. Am 19. November 2018 habe die Landesärztekammer Hessen Strafanzeige gestellt.

apr/dpa

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