Britische Jugendteams Ex-Fußballer berichten von sexuellem Missbrauch

Der britische Fußball ist von einem Missbrauchsskandal betroffen: Mehrere frühere Profis berichten, sie seien als Jugendliche Opfer sexueller Übergriffe geworden.

Im britischen Fußball entfaltet sich ein Missbrauchsskandal von bisher kaum absehbarem Ausmaß. In den vergangenen Tagen haben mehrere ehemalige Profis erzählt, wie sie als Kinder oder Jugendliche Opfer sexueller Übergriffe durch Vereinstrainer geworden seien.

Als Erster sprach der frühere Sheffield-United-Profi Andy Woodward öffentlich über seine leidvollen Erfahrungen. Er sei im Alter von elf bis 15 Jahren von seinem Trainer Barry B. sexuell missbraucht worden, berichtete der 43-Jährige. Die Übergriffe seien beim Klub Crewe Alexandra geschehen, der als Talentschmiede im englischen Fußball galt und derzeit in der vierten Liga spielt.

B. arbeitete bei mehreren Klubs im Jugendbereich und wurde inzwischen mehrfach wegen Kindesmissbrauchs zu Freiheitsstrafen verurteilt. Woodward, der in den Neunzigerjahren gegen den Trainer ausgesagt hatte, blieb damals anonym und äußerte sich jetzt erstmals öffentlich. Er wolle anderen ehemaligen Spielern Mut machen, seinem Beispiel zu folgen.

Auch die beiden früheren Manchester-City-Profis David White und Paul Stewart berichteten von Missbrauch. Der Erstligaklub kündigte inzwischen eine Untersuchung an. Manchester City hatte nach eigenen Angaben in den Achtzigerjahren Verbindungen zu Trainer B. "Der Klub wird genau untersuchen, welche Zusammenhänge es gibt", hieß es.

Stewart beschuldigte einen namentlich nicht genannten Jugendtrainer des Missbrauchs. Der Mann habe ihm damals gedroht, seine Familie zu töten, wenn er nicht schweige. Hunderte Kinder könnten betroffen sein, sagte der frühere Nationalspieler der BBC . Dem Fußball könne ein Skandal von den Ausmaßen des Falls Jimmy Savile bevorstehen.

BBC-Starmoderator Savile hatte über Jahrzehnte Dutzende Kinder missbraucht, was in der Branche zumindest einzelne Personen gewusst haben sollen. Die Fälle wurden erst nach dem Tod Saviles bekannt.

Wayne Rooney, Kapitän der englischen Nationalmannschaft, rief mögliche weitere Missbrauchsopfer auf, nicht länger zu schweigen. "Es ist wichtig, dass die Leute wissen, dass es okay ist, darüber zu reden, dass es Hilfe gibt und sie nicht im Stillen leiden müssen."

Woodward habe Mut bewiesen, mit seinen Vorwürfen an die Öffentlichkeit zu gehen, so Rooney. "Es ist schrecklich, dass einige meiner Kollegen auf diese Weise gelitten haben, als sie den Sport spielten, den ich und sie lieben." Rooney rief alle Betroffenen auf, eine neue Hotline für Missbrauchsopfer im Fußball anzurufen.

Der Chef des englischen Fußballverbandes, Greg Clarke, verurteilte die Missbrauchsfälle als "abscheuliche Verbrechen" und versprach Unterstützung bei der Aufklärung durch die Polizei.

hut/dpa/AFP/AP
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