

Rio de Janeiro - Die Armenviertel des Complexo da Maré liegen direkt zwischen dem internationalen Flughafen und dem Zentrum Rio de Janeiros. Wichtige Hauptstraßen führen durch das Gebiet, es ist einer der wichtigsten Verkehrsknotenpunkte während der Fußball-Weltmeisterschaft. Ab dem 12. Juni werden hier Hunderttausende Fußballfans landen. Und am Samstag beginnt hier offiziell die Belagerung.
Die brasilianische Regierung schickt dann 2700 Elitesoldaten der Armee in das Gebiet. Das Ziel: Sicherheit. 130.000 Menschen leben in Maré, mehr als beispielsweise in Wolfsburg. Die Einheiten sollen bis mindestens 31. Juli, also zwei Wochen nach dem Finale der WM, die Region besetzen.
Mit dem starken Militäreinsatz soll vor allem die sichere An- und Abreise der Touristen in die Stadt gewährleistet werden. Bereits am vergangenen Wochenende hatte eine Sondereinheit der Polizei die Elendssiedlungen gestürmt. Für die endgültige Besetzung und sogenannte Befriedung soll aber die Armee sorgen. Erst vor einigen Tagen hatte Staatspräsidentin Dilma Rousseff den Einsatz auf nationalem Boden per Dekret möglich gemacht.
Maré gilt als gefährlich, als Hochburg der Drogenbanden. Außerdem sollen sich Rauschgift- und Waffenhändler hierher geflüchtet haben, nachdem sie aus anderen Favelas verjagt wurden. Die Besetzung des Maré-Komplexes ist ein weiterer Versuch, die Brennpunkte der Gewalt mit Blick auf das herannahende Groß-Ereignis zu beruhigen.
Die Fortschritte der Sicherheitskräfte sind allerdings fragwürdig. Seit 2008 wurden zwar in 174 Favelas 38 Einheiten der sogenannten Befriedungspolizei stationiert. Doch die Polizisten geraten selbst ins Visier der Kriminellen. Allein in den vergangenen drei Monaten wurden acht Polizisten von mutmaßlichen Mitgliedern des organisierten Verbrechens getötet.
Gleichzeitig hat die Befriedungspolizei keinen guten Ruf bei der Bevölkerung. Ihre Mitglieder gelten als Schläger und Mörder. Die Bürger werfen ihnen vor, sich schlechter um die Menschen vor Ort zu kümmern als die Drogenhändler.
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Brasilianischer Militär im Complexo da Maré: Ab Samstag sollen 2700 Elitesoldaten die Sicherheit in dem wichtigen Verkehrsknotenpunkt gewährleisten.
Belagerung der Armenviertel: Rund 130.000 Menschen leben im Maré. Bis zum 31. Juli übernimmt in ihrem Zuhause voraussichtlich das Militär die Führung.
Anwohner im Maré: Die Befriedungspolizei ist bei den Bürgern nicht gerade beliebt - sie gilt als gewalttätig.
Soldat im noch unbefriedeten Maré-Komplex: Erst vor einigen Tagen hatte Staatspräsidentin Dilma Rousseff den Einsatz der Armee auf nationalem Boden per Dekret möglich gemacht.
Militärpolizisten in der Favela "Nova Holanda": 15 von 16 Armenvierteln des Maré-Komplexes werden nun laut Behörden von den Sichheitskräften kontrolliert.
Überblick über die Favelas: Sie befinden sich nahe dem internationalen Flughafen von Rio de Janeiro.
Mit gepanzerten Fahrzeugen sind die Sicherheitskräfte in das Viertel vorgerückt.
Eine Mutter mit ihrem Kind, aufgenommen im Areal "Cantagalo". Die Favelas sind von Armut geprägt, und sie sind gefährlich: Kriminelle tauchen hier unter, lange lag die Kontrolle in ihrer Hand.
Polizisten werden in den Favelas nicht als Heilsbringer verehrt - im Gegenteil: Sie gelten als Schläger und Mörder.
Mannschaftsbild und Abendmahl: Carlos de Sousa und Tania Gonzalves, Bewohner des Maré-Komplexes.
Im Sommer werden zur Fußball-WM Zigtausende Touristen erwartet. Die Behörden versuchen mit allen Mitteln, bis dahin für Sicherheit zu sorgen.
Bereits vergangene Woche waren Soldaten in die Favelas gekommen, sie bereiteten vor, was am Wochenende vollzogen wurde: die Übernahme der Kontrolle.
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