Erster Gerichtstermin Verdächtige Polizisten geben sich gegenseitig Schuld am Tod von George Floyd

Proteste vor dem Gerichtsgebäude in Minneapolis
Foto: KEREM YUCEL / AFPNach dem gewaltsamen Tod des Afroamerikaners George Floyd sind am Freitag erstmals die beteiligten Polizisten vor Gericht erschienen. Die Verteidiger der vier Beschuldigten forderten in der Anhörung in Minneapolis getrennte Prozesse für ihre Mandanten. Wie aus Gerichtsunterlagen hervorgeht, gaben sich die Männer zudem gegenseitig die Schuld an Floyds Tod.
Floyd war Ende Mai nach einem brutalen Polizeieinsatz in Minneapolis gestorben. Der weiße Polizist Derek Chauvin hatte ihm mehr als acht Minuten lang sein Knie in den Nacken gedrückt, obwohl der 46-jährige Familienvater mehr als 20 Mal klagte, er bekomme keine Luft. Floyd war festgenommen worden, weil er angeblich einen gefälschten 20-Dollar-Schein benutzt hatte. Der Fall hatte in den USA und vielen anderen Ländern Massenproteste gegen Rassismus und Polizeigewalt ausgelöst.

Thomas Lane ist einer von vier Hauptbeschuldigten
Foto: Jim Mone / APDer Hauptbeschuldigte Chauvin wird des "Mordes zweiten und dritten Grades" sowie des Totschlags beschuldigt. Chauvins ehemaligen Kollegen Alexander Kueng, Thomas Lane und Tou Thao wird Beihilfe zur Last gelegt.
Familie von George Floyd im Vikings-Stadion
Chauvin behauptete laut Gerichtsunterlagen, Floyd sei an einer Überdosis Fentanyl gestorben. Zudem warf er zwei seiner Ex-Kollegen vor, Floyds Zustand nicht richtig eingeschätzt zu haben. Die Staatsanwaltschaft bezeichnete die Theorie einer Überdosis als "lächerlich" und forderte, alle vier Beschuldigten gemeinsam vor Gericht zu stellen, da sie "in enger Abstimmung untereinander" gehandelt hätten.
Nach der Anhörung warf der Anwalt von Floyds Familie, Ben Crump, der Gegenseite vor, das Image des Gestorbenen aus taktischen Gründen zu beschmutzen. "Die einzige Überdosis, die George Floyd tötete, war eine Überdosis exzessiver Gewalt und Rassismus durch die Polizei von Minneapolis", sagte er.
Unterdessen wurde bekannt, dass die Familie des Verstorbenen das erste Saisonspiel der Minnesota Vikings in der National Football League (NFL) im Stadion besuchen wird. Das teilte die Franchise aus Minneapolis mit. Vor dem Spiel gegen die Green Bay Packers am Sonntag wird die Familie gewürdigt, zuvor wird die inoffizielle Hymne der Schwarzen "Lift Every Voice And Sing" gespielt.