Gerichtsdokumente Ghislaine Maxwell war offenbar länger mit Epstein im Kontakt als behauptet

Die Unternehmerin Ghislaine Maxwell 2013: Laut eigener Aussage hatte sie in dieser Zeit schon keinen Kontakt mehr zu Epstein
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Im Missbrauchsskandal um den Unternehmer Jeffrey Epstein und seine langjährige Geschäftspartnerin Ghislaine Maxwell sind neue Erkenntnisse an die Öffentlichkeit gelangt. Die US-amerikanische Online-Plattform "Law and Crime" hat am Donnerstag mehr als 600 Seiten Gerichtsunterlagen aus dem Zivilprozess Virginia Giuffre (vormals Roberts) gegen Maxwell veröffentlicht . Unter ihnen ist auch eine E-Mail-Korrespondenz zwischen Maxwell und Epstein aus dem Jahr 2015.
Die Tatsache, dass die beiden ehemaligen Geschäftspartner noch 2015 miteinander korrespondierten, ist deshalb brisant, weil Maxwell vor Gericht behauptet hatte, sie hätte seit zehn Jahren keinen Kontakt mehr zu Epstein gehabt. Die mutmaßliche Korrespondenz zwischen den beiden scheint das jedoch zu widerlegen. Vielmehr noch: In dem E-Mail-Verkehr rät Epstein Maxwell augenscheinlich, sie solle sich gegenüber der Presse von ihm distanzieren - und behaupten, sie hätten nur noch "sehr eingeschränkten Kontakt" miteinander.
Epstein schrieb Maxwell offenbar ein Skript
David Enrich, ein Redakteur der "New York Times", hatte nach der Sichtung der Dokumente auf jenen Mail-Verkehr hingewiesen. Bei dem Inhalt einer E-Mail, die Enrich auf Twitter veröffentlichte, handelt es sich offensichtlich um ein Skript, in dem Epstein Maxwell vorgibt, was sie den Vorwürfen der Presse entgegnen soll.
This so far is the most interesting thing to emerge: Maxwell and Epstein emailing in January 2015, despite Maxwell's claims not to have been in touch with Epstein in more than a decade. pic.twitter.com/FOr6nSAOFJ
— David Enrich (@davidenrich) July 31, 2020
"Law & Crime" hatte die Dokumente nach eigenen Angaben vom Dokumentationsdienst PACER heruntergeladen. PACER ist die offizielle, kostenpflichtige Datenbank der US-Gerichte. Teile der Veröffentlichung von "Law & Crime" sind geschwärzt.
Die britische Tageszeitung "The Guardian" berichtet, dass in den Dokumenten auch ein Gespräch mit der Klägerin Giuffre protokolliert sei, in dem diese gefragt werde, ob Epstein mit dem Alter seiner mutmaßlichen Opfer prahlte. "Ja das tut er, er tut das die ganze Zeit", habe sie demnach gesagt. "Das schlimmste, was ich von ihm gehört habe, war, dass er diese hübschen zwölfjährigen Mädchen für seinen Geburtstag einfliegen ließ. Es war ein Überraschungsgeschenk von einem seiner Freunde, die Mädchen kamen aus Frankreich."

Maxwell 1991 - um diese Zeit etwa soll sie Jeffrey Epstein kennengelernt haben
Foto: Jim James/ dpaMaxwell drohen bis zu 35 Jahre Haft
Die 58-jährige Maxwell wurde Anfang Juli im US-Bundesstaat New Hampshire festgenommen. Ihr werden sechs Anklagepunkte vorgeworfen, darunter Verführung Minderjähriger zu illegalen Sexhandlungen und Meineid. Maxwell soll bei den Sexualverbrechen Epsteins eine maßgebliche Rolle gespielt haben. Sie hatte Mitte Juli vor Gericht eine Beihilfe jedoch bestritten und auf "nicht schuldig" plädiert. Bei Verurteilung drohen ihr bis zu 35 Jahre Haft.
Der einschlägig vorbestrafte amerikanische Geschäftsmann Epstein soll Dutzende Minderjährige missbraucht und zur Prostitution gezwungen haben. 2019 nahm er sich in einer Gefängniszelle das Leben.
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