Antisemitismus-Verdacht in Leipziger Hotel Staatsanwaltschaft prüft gegenseitige Vorwürfe

Gil Ofarim wirft dem Mitarbeiter eines Leipziger Hotels Antisemitismus vor. Nun ermittelt die Staatsanwaltschaft in dem Fall. Zurzeit fehlt es aber an Beweisen.
»The Westin Leipzig«: An der Rezeption soll es zu dem antisemitischen Vorfall gekommen sein

»The Westin Leipzig«: An der Rezeption soll es zu dem antisemitischen Vorfall gekommen sein

Foto: Hendrik Schmidt / dpa

Die Staatsanwaltschaft Leipzig hat nach den Antisemitismus-Vorwürfen des Sängers Gil Ofarim gegen ein Leipziger Hotel die Ermittlungen aufgenommen.

Es lägen keine Erkenntnisse im Zusammenhang mit rechtsgerichteten und antisemitischen Straftaten gegen den beschuldigten Hotelmitarbeiter vor, teilte Behördensprecher Ricardo Schulz auf Anfrage mit. Auch zu einer von dem Sänger Gil Ofarim in einem Video zu dem Vorfall erwähnten zweiten Person lägen bisher keine weiteren Erkenntnisse vor.

Nachdem der verdächtige Hotelangestellte Anzeige wegen Verleumdung gegen den Musiker erstattet habe, würden die gegenseitigen Vorwürfe nun geprüft, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft. Aussagen unbeteiligter Dritter oder sonstige Beweismittel zu dem Vorgang lägen der Staatsanwaltschaft derzeit nicht vor. Wie lange die Ermittlungen andauern, könne momentan nicht eingeschätzt werden.

Im Interview mit dem SPIEGEL  weist Ofarim den Vorwurf der Verleumdung zurück. »Es war genauso, wie ich es in dem Video gesagt habe, es gab keinen Streit oder Ähnliches«, sagte Ofarim: »Ich finde es beschämend und traurig, dass ich mich nach diesem Vorfall auch noch rechtfertigen und erklären muss.«

Hotel beurlaubt zwei Mitarbeiter

Der Leipziger Polizeisprecher Olaf Hoppe hatte dem SPIEGEL gesagt, der Angestellte schildere den Vorfall »deutlich abweichend von den Einlassungen des Musikers«. Der Mann habe zudem eine zweite Anzeige wegen Bedrohung gegen Unbekannt gestellt. Er sei in den sozialen Netzwerken angefeindet worden.

Das Westin Hotel habe auf die Antisemitismus-Vorwürfe reagiert und für die Dauer der strafrechtlichen Ermittlungen zwei Mitarbeiter beurlaubt, sagte eine Sprecherin der Marriott-Gruppe, zu der das Haus gehört.

Ofarim hatte in einem am Dienstag veröffentlichten Instagram-Video  berichtet, beim Einchecken in das Hotel »The Westin Leipzig« von Mitarbeitern nicht berücksichtigt worden zu sein. Er erzählte, wie er sich in eine Warteschlange eingereiht habe. Immer wieder seien Personen vorgezogen worden. Als er an der Reihe gewesen sei, habe er gefragt, was das solle. Der Mitarbeiter habe geantwortet: »Um die Schlange zu entzerren«, dabei habe Ofarim ja selbst angestanden.

Daraufhin habe »irgendeiner aus der Ecke« gerufen, dass Ofarim seinen Davidstern, den er an einer Kette trug, einpacken solle. Auch der Hotelmitarbeiter habe gesagt: »Packen Sie Ihren Stern ein.«

Nachdem das Video in den sozialen Medien große Aufmerksamkeit erregt hatte, versammelten sich am Dienstagabend Hunderte Menschen vor dem »Westin Hotel« Leipzig, um Solidarität mit Ofarim und anderen Jüdinnen und Juden in Deutschland zu zeigen.

ptz/dpa
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