Prozess in Berlin Gina-Lisa Lohfink wegen falscher Verdächtigung zu Geldstrafe verurteilt
Im Prozess gegen Gina-Lisa Lohfink ist ein Urteil gefallen: Das Model hat zwei Männer fälschlicherweise der Vergewaltigung beschuldigt, entschied das Amtsgericht Berlin-Tiergarten - und verhängte eine Geldstrafe von 80 Tagessätzen je 250 Euro, insgesamt 20.000 Euro.
Das Gericht sah es als erwiesen an, dass Lohfink die Männer wider besseres Wissen bezichtigt hatte, sie vergewaltigt zu haben. Lohfink habe bewusst wahrheitswidrige Tatsachen behauptet. Der Sex sei einvernehmlich gewesen. Lohfink habe allerdings den Männern signalisiert und gesagt, dass sie dabei nicht gefilmt werden wollte.
Lohfinks Anwälte hatten einen Freispruch gefordert. Sie kündigten an, gegen die Verurteilung des Models voraussichtlich in Berufung zu gehen. "Das Urteil ist ein Skandal", sagte Verteidiger Burkhard Benecken. Er werde mit Lohfink besprechen, ob sie die Kraft für die Berufung habe. Er mache sich jetzt Sorgen um alle Frauen, die eine Vergewaltigung anzeigen wollten.
Die 29-jährige Lohfink hatte nach der Urteilsverkündung gerufen: "Das muss ich mir nicht antun." Sie stürmte aus dem Saal und verließ auch das Gerichtsgebäude.
Lohfink behauptete, die heute 28 und 32 Jahre alten Männer hätten sie im Sommer 2012 vergewaltigt. Ermittlungen aufgrund einer entsprechenden Anzeige Lohfinks stellte die Staatsanwaltschaft ein. Die Ermittler sahen keine Anhaltspunkte für die Behauptung des Models und klagten es an. Einen Strafbefehl über 24.000 Euro akzeptierte Lohfink nicht, weshalb der Fall vor Gericht kam. Lohfink warf den Männern auch vor, sie hätten ihr K.-o.-Tropfen gegeben.
"Ich bin nicht hier, um berühmt zu werden", hatte Lohfink in ihren letzten Worten vor der Urteilsverkündung gesagt. Sie werde "das, was die Jungs mir angetan haben, ein Leben lang mit mir rumtragen". Sie habe den Sex nicht gewollt und auch nicht gefilmt werden wollen.
"Sie hat gelogen und Ermittler bewusst in die Irre geführt"
Staatsanwältin Corinna Gögge hatte eine Geldstrafe von 24.000 Euro für Lohfink gefordert. "Frau Lohfink ist nicht Opfer einer Sexualstraftat geworden. Sie hat gelogen und Ermittler bewusst in die Irre geführt", sagte Gögge.
Die Männer hatten als Zeugen von einvernehmlichem Sex mit Lohfink gesprochen. In der Zeit danach waren Videos davon im Internet aufgetaucht. Der 28-Jährige hatte einen Strafbefehl wegen Verbreitung der Sexvideos akzeptiert, der andere will noch dagegen vorgehen.
Lohfink habe die Geschichte von der Vergewaltigung konstruiert, um nach Bekanntwerden der Handyaufnahmen ihren Ruf zu schützen, sagte Staatsanwältin Gögge. "Ich will das gar nicht beschönigen, dass sich beide Männer schäbig verhalten haben", sagte Gögge in Bezug auf die Verbreitung der Handyaufnahmen.
Gutachter sieht keinen Hinweis auf Einsatz von K.-o.-Tropfen
Eine Manipulation durch K.-o.-Tropfen sei auszuschließen, sagte Gögge. Sie berief sich dabei auf ein zuvor vorgetragenes Gutachten des zum Sachverständigen bestellten Toxikologen Torsten Binschek-Domaß.
Dieser hatte gesagt, der Einsatz der Tropfen sei mit hoher Wahrscheinlichkeit ausgeschlossen, es gebe keine Anhaltspunkte dafür. Lohfink sei in der umstrittenen Nacht wach, ansprechbar und orientiert gewesen. Das ergebe sich aus den Videofilmen, die in der fraglichen Nacht gemacht worden seien. Unter der Wirkung der Tropfen könne man keine Pizza bestellen und mit der Managerin telefonieren.
Der Fall Lohfink hatte die Debatte über sexuelle Gewalt und den Umgang der Justiz damit befeuert. Diese mündete im Juni in eine Gesetzesverschärfung.
Im Video: Der Fall Gina-Lisa Lohfink