16-Jähriger in Untersuchungshaft Terrorverdächtiger kundschaftete Synagoge in Hagen aus

Polizistin und Polizist vor der Synagoge in Hagen (im Mai 2021): Terrorverdächtiger in Untersuchungshaft
Foto: Jonas Güttler / picture alliance/dpaDer mutmaßliche Anschlagsplan eines 16-Jährigen auf eine Synagoge in Hagen war offenbar weiter fortgeschritten als bislang bekannt. Wie aus von den Ermittlern ausgewerteten Chatnachrichten hervorgeht, hatte der Syrer das Gotteshaus wohl bereits vor Ort ausgekundschaftet. So kannte der mutmaßliche Islamist Details einer Baustelle an der Synagoge, die nach einem Hochwasserschaden im Juli eingerichtet worden war. Auch wusste der Jugendliche, dass das Gebäude bewacht wird.

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Nach der Warnung eines ausländischen Geheimdiensts war der Tatverdächtige am 16. September festgenommen worden. Die Generalstaatsanwaltschaft Düsseldorf verdächtigt ihn, zum jüdischen Jom-Kippur-Fest einen Anschlag auf die Synagoge geplant zu haben. Sprengstoff fanden die Behörden bei Durchsuchungen allerdings nicht. Der Verdächtige bestritt die Vorwürfe, sein Verteidiger wollte sich auf SPIEGEL-Anfrage zunächst nicht äußern.
Bei der Auswertung des Handys des Verdächtigen stießen die Ermittler auf einen Chat im Messengerdienst Telegram. Darin kommunizierte er zwischen Mitte und Ende August mit einem mutmaßlichen Instrukteur und Sprengstoffexperten der Terrormiliz IS mit dem Kampfnamen »Abu Harb«. Wer sich hinter dem Pseudonym verbirgt, ist unklar. Die Sicherheitsbehörden vermuten die arabisch sprechende Person im Ausland und verdächtigen sie noch in einem weiteren Fall: So soll »Abu Harb« im August auch einen Jugendlichen in Berlin bei einem geplanten Bombenbau angeleitet haben. Bevor dieser sich die benötigten Chemikalien besorgen konnte, schritt das Landeskriminalamt ein. Die Berliner Generalstaatsanwaltschaft ermittelt gegen den Jungen wegen Terrorverdachts. Auch in diesem Fall hatten die Sicherheitsbehörden einen Tipp von einem westlichen Partnerdienst erhalten.