Blutproben in Geburtsklinik in Halle manipuliert LKA will Tausende Proben untersuchen

Eine ehemalige Pflegerin soll Säuglingen Blut abgenommen haben, ohne es anschließend auszuwerten. Das Krankenhaus geht von Hunderten Betroffenen aus. Die Polizei ermittelt gegen die Frau.
Krankenhaus St. Elisabeth und St. Barbara (Archiv): Ermittlungen gegen eine ehemalige Mitarbeiterin

Krankenhaus St. Elisabeth und St. Barbara (Archiv): Ermittlungen gegen eine ehemalige Mitarbeiterin

Foto: Steffen Schellhorn / imago images / Steffen Schellhorn

Nach dem Fund manipulierter Blutproben von Neugeborenen in einer Klinik in Halle an der Saale will das Landeskriminalamt Sachsen-Anhalt nun Tausende Proben untersuchen. Es gehe um Proben im »vierstelligen Bereich«, teilte ein Sprecher des LKA mit.

Das Krankenhaus ging zu Wochenbeginn von rund 800 Proben aus, die verfälscht worden sein könnten.

Die Polizei ermittelt gegen eine mittlerweile entlassene Pflegerin des Krankenhauses. Gegen die Frau werde wegen des Vorwurfs der gefährlichen Körperverletzung und der Misshandlung von Schutzbefohlenen ermittelt, teilte Oberstaatsanwalt Ulf Lenzner mit. Sie werde verdächtigt, Blutproben an Neugeborenen entnommen zu haben, ohne die Proben anschließend ausgewertet zu haben. Das Motiv der Frau ist weiter unklar.

Blut von Erwachsenen bei Proben entdeckt

Bei einer Laboruntersuchung am 5. Oktober war festgestellt worden, dass es sich bei drei der eingereichten Proben aus der Geburts- und der Kindermedizin im Krankenhaus St. Elisabeth und St. Barbara nicht um das Blut von Säuglingen, sondern von Erwachsenen handelte. Das Neugeborenen-Screening dient den Angaben zufolge der Früherkennung etwa von angeborenen Stoffwechseldefekten.

Das Krankenhaus wies darauf hin, dass nun zunächst untersucht werde, welche Proben manipuliert sein könnten. Anhand der Dienstpläne werde bewertet, welche Proben betroffen sein könnten.

Treten bei der Nachuntersuchung Auffälligkeiten auf, würden die Erziehungsberechtigten des entsprechenden Kindes schnellstmöglich informiert, sagte der Sprecher. Eltern sollten nicht anrufen, um nachzufragen, ob ihr Baby betroffen sei. Ein Anruf binde aus Sicht des Sprechers Kapazitäten, die ansonsten zur Aufklärung des Falls genutzt werden könnten.

Die Pflegerin hatte in dem Krankenhaus seit 2013 mit Neugeborenen gearbeitet. Seit Mitte des Monats befindet sie sich nach Aussage des Krankenhauses nicht mehr im Dienst.

ptz/dpa
Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren