Seit seinem Haftantritt gilt der Synagogen-Attentäter von Halle, Stephan Balliet, als schwierig und unkooperativ: Nur gab es am Montagabend in der Justizvollzugsanstalt Burg einen schweren Zwischenfall mit dem Mann.
Franziska Weidinger, Justizministerin aus Sachsen-Anhalt
»Der Strafgefangene hat zeitweise insgesamt zwei Justizvollzugsbedienstete in seine Gewalt gebracht, um so unter Androhung des Gebrauchs eines noch näher zu untersuchenden Tatmittels das Anstaltsgelände verlassen zu wollen. Dies ist ihm nicht gelungen. Justizvollzugsbedienstete haben den Gefangenen im inneren Bereich der JVA Burg überwältigt und ihn sodann in einen besonders gesicherten Haftraum verbracht.«
Die Geiselnahme begann gegen 21 Uhr beim abendlichen Einschluss, berichtet Wolfgang Reichel vom Justizministerium. Der Gefangene habe einen Bediensteten bedroht und ihn angehalten, ihn auf den Freistundenhof zu bringen.
Wolfgang Reichel, Justizministerium Sachsen-Anhalt
»Dort angekommen, hat der Gefangene, nach der ersten Sichtung der Kameraaufnahmen, stark gestikulierend unter fortlaufendem Vorhalten des Tatmittels einen anderen Bediensteten aufgefordert, Türen von Zwischenbereichszaunanlagen zu öffnen, um sich den weiteren Weg im inneren Bereich der Anstalt zu bahnen. Vor allem die zeitweise vom Gefangenen als Geisel genommenen Bediensteten haben äußerst besonnen reagiert. Dadurch haben sie entschieden und entscheidend dazu beigetragen, das Geschehen zu beherrschen und so letztlich eine Situation geschaffen, um den Gefangenen mit eigenen Kräften zu überwältigen.«
Die Geiselnahme dauerte weniger als eine Stunde. Es ist nicht das erste Mal, dass Stephan Balliet während seiner Haft auffällt. Im Juni 2020 war er nach Burg verlegt worden, nachdem er versucht hatte, aus dem Gefängnis in Halle (an der Saale) zu fliehen. Wie es aussieht, steht nun für den 30-Jährigen wieder ein Umzug an.
Wolfgang Reichel, Justizministerium Sachsen-Anhalt
»Im Ergebnis der bisherigen Erkenntnisse lässt sich festhalten, dass zu keinem Zeitpunkt eine Gefahr für die Allgemeinheit bestanden hat. Unbenommen davon prüfen wir gegenwärtig die Möglichkeiten einer zeitweisen Verlegung in ein anderes Bundesland. Dabei handelt es sich um ein standardisiertes Verfahren bei so schweren sicherheitsrelevanten Vorkommnissen. «
Am 9. Oktober 2019 hatte Stephan Balliet versucht, am jüdischen Feiertag Jom Kippur die Synagoge von Halle zu stürmen. Als ihm dies nicht gelang, erschoss er eine Passantin und einen 20-Jährigen in einem nahe gelegenen Döner-Imbiss. 2020 wurde der Rechtsextreme zu lebenslanger Haft mit anschließender Sicherungsverwahrung verurteilt.