Tödliche Schüsse auf Zeugen Jehovas Täter ist 35-jähriger Philipp F.

Er inszenierte sich als Berater: Der Schütze aus Hamburg studierte Finance & Controlling – und betrieb nach SPIEGEL-Informationen eine merkwürdige Homepage.
Einsatz am Tatort

Einsatz am Tatort

Foto: Philipp Reiss / epd

Bei dem Mann, der in Hamburg tödliche Schüsse bei einer Veranstaltung der Zeugen Jehovas abgegeben hat, handelt es sich um den 35 Jahre alten Philipp F. Auf seiner Homepage gab er sich nach SPIEGEL-Informationen als Berater aus, allerdings zu dubiosen Bedingungen.

F. soll nach eigenen Angaben in Kempten im Allgäu in einem streng evangelischen Haushalt aufgewachsen sein. Nach einer Banklehre studierte er demnach Betriebswirtschaftslehre. Später habe er »vielfältige international ausgerichtete Managementpositionen« innegehabt. Er bezeichnete sich als »bekennenden Europäer«.

Auf einer Pressekonferenz sprachen die Hamburger Ermittler am Mittag davon, dass F. in München Finance und Controlling studiert habe.

DER SPIEGEL

Auf seiner Homepage bot er Beratungsdienstleistungen in Bereichen von »Controlling« bis »Theologie« an, rief für seine Dienstleistungen aber einen astronomischen Tagessatz auf. F. schrieb, »da es normalerweise ratsam ist, die Dinge in einem größeren Kontext zu sehen, ist meine minimale tägliche Rate 250.000 Euro plus 19 Prozent Mehrwertsteuer«.

Er begründete die enorme Höhe des Honorars damit, dass seine Arbeit für seine Klienten »mindestens 2,5 Millionen Euro« generiere. Unter der Rubrik »Meine Kern-Werte« schrieb er: »Integrität, Vertrauen und Top-Leistung sind die Werte, für die ich stehe, die ich unterstütze und anwende.«

Während der Veranstaltung am Donnerstagabend im Stadtteil Alsterdorf waren mehrere Menschen durch Schüsse getroffen worden. F. tötete sieben Menschen und sich selbst, acht weitere Menschen wurden verletzt. Zu den Toten zählt die Polizei auch ein ungeborenes Kind.

F. besaß den Ermittlern zufolge eine waffenrechtliche Erlaubnis. Er war demnach außerdem ein ehemaliges Mitglied der Gemeinde der Zeugen Jehovas.

Polizeipräsident Ralf Martin Meyer sagte bei der Pressekonferenz, es habe einen anonymen Hinweis darauf gegeben, dass der 35-Jährige für eine Waffenlizenz aufgrund einer nicht diagnostizierten psychischen Erkrankung möglicherweise nicht geeignet sei. F. habe laut dem Schreiben eine besondere Wut auf religiöse Anhänger, besonders gegen die Zeugen Jehovas und auf seinen ehemaligen Arbeitgeber gehegt. Bei einer Kontrolle habe es nach damaligem Stand keinen Anlass für weitere Maßnahmen gegeben.

Anmerkung der Redaktion: Wir haben den Text nach der Pressekonferenz der Ermittler ergänzt und aktualisiert.

bbr/com/rol/dpa
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