Durchsuchungen in mehreren Bundesländern Razzien gegen mutmaßliche Impfpass-Fälscher – auch Polizisten im Verdacht

In der Coronakrise floriert der Handel mit gefälschten Impfausweisen. Die Polizei ging nun erneut mit Razzien gegen mehrere Verdächtige vor – auch gegen Kolleginnen und Kollegen.
Mutmaßlich gefälschte Impfpässe bei der Polizei (Symbolbild): Auch Beamte werden verdächtigt

Mutmaßlich gefälschte Impfpässe bei der Polizei (Symbolbild): Auch Beamte werden verdächtigt

Foto: Stefan Puchner / dpa

Polizei und Staatsanwaltschaft ist bei einer Durchsuchungsaktion in vier Bundesländern offenbar ein Schlag gegen mutmaßliche Impfpass-Fälscher gelungen. Bei dem konzertierten Einsatz in Hamburg, Schleswig-Holstein, Baden-Württemberg und Bayern seien insgesamt 22 Durchsuchungsbeschlüsse vollstreckt und zahlreiche Beweismittel sichergestellt worden, teilten Polizei und Staatsanwaltschaft in Hamburg mit .

Die Ermittlungen richten sich den Angaben zufolge gegen einen 29 Jahre alten Mann sowie gegen zwei 39 und 48 Jahre alte Frauen. Sie stehen im Verdacht, in unterschiedlicher Tatbeteiligung gewerbsmäßig unechte Gesundheitszeugnisse hergestellt zu haben. Anschließend sollen die gefälschten Dokumente Personen in mehreren Bundesländern gegen Bezahlung zur Verfügung gestellt worden sein.

Hinweis vom Verfassungsschutz

Der entscheidende Hinweis kam den Angaben zufolge vom Hamburger Verfassungsschutz. Der 29-jährige Beschuldigte wird SPIEGEL-Informationen zufolge dem verfassungsfeindlichen Querdenker- und Coronaleugner-Milieu zugerechnet. Bei den beiden Frauen handelt es sich demnach um eine Apothekerin und eine Angestellte in einer Apotheke.

In der Wohnung des 29-Jährigen stellten die Beamten den Angaben zufolge 42 Blanko-Impfpässe, rund 2100 Euro Bargeld, mehrere technische Geräte und einen griffbereiten Teleskopschlagstock sicher. Auch die anscheinend gefälschten Impfpässe des Tatverdächtigen und seiner Lebensgefährtin seien sichergestellt worden. Bei den beiden verdächtigen Frauen hätten die Beamten weitere 24 mutmaßlich gefälschte Impfpässe, 24 digitale Impfzertifikate, mehr als 20 Mobiltelefone, über ein Dutzend Rechner und Datenträger einkassiert. Die Ermittlungen und die Auswertung der Beweismittel dauern an.

Stade: Polizistinnen und Polizisten unter Verdacht

In einem anderen Fall im niedersächsischen Stade sind Polizistinnen und Polizisten in den Verdacht geraten, Impfpässe gefälscht zu haben. Die Polizei habe wegen des Verdachts vier Wohnungen durchsucht, teilen die Einsatzkräfte mit . Weil es sich bei den Verdächtigen um Beamte der Polizei Stade handelt, führt die Polizei Rotenburg die Ermittlungen.

Den fünf Verdächtigen im Alter von 31, 32, 35, 40 und 44 Jahren wird den Angaben zufolge vorgeworfen, die gefälschten Impfnachweise selbst genutzt sowie an andere Menschen verteilt zu haben. Sie seien vom Dienst freigestellt worden und müssten sich sowohl strafrechtlich als auch in einem Disziplinarverfahren verantworten.

Bei den Durchsuchungen habe die Polizei Utensilien, die zur Herstellung der gefälschten Impfzertifikate dienen könnten, sowie Speichermedien, Handys und Laptops sichergestellt. Die Auswertung des beschlagnahmten Beweismaterials und die weiteren Ermittlungen dauern laut Polizei an.

ptz/sms/dpa/AFP
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