Mutmaßliches Motiv Rentner erschoss Landrat wegen Wut auf Behörden

Hameln trauert um Landrat Butte
Foto: Peter Steffen/ dpaHameln - Am Freitag wurde Landrat Rüdiger Butte (SPD) in seinem Büro im Kreishaus Hameln erschossen. Ein 74-Jähriger gilt als tatverdächtig. Er tötete sich selbst mit einem Revolver.
Der Polizei zufolge könnten mehrere Gründe bei dem Verbrechen eine Rolle gespielt haben. So habe das Wohnhaus des Rentners vor der Zwangsversteigerung gestanden. Auch sei eine Vielzahl von Mahnschreiben und Vollstreckungsbescheiden unterschiedlicher Gläubiger gefunden worden. Zudem habe dem Mann der Entzug des Führerscheins gedroht.
Im Briefkopf aller Behördenschreiben des Landkreises Hameln-Pyrmont habe der Name des Landrats gestanden. Statt auf einzelne Sachbearbeiter habe der Rentner seine Wut deshalb möglicherweise auf Butte gerichtet.
Weil aber der Täter nicht mehr am Leben sei, könnten letztlich nur Vermutungen über seine Beweggründe angestellt werden, sagte ein Polizeisprecher. "Wir werden das Motiv abschließend nicht klären können."
Anzeichen von Verwirrtheit soll der Rentner bereits im Januar gezeigt haben, als er in einen Verkehrsunfall mit Bagatellschaden verwickelt war. Laut Kreisverwaltung sei die Führerscheinstelle gebeten worden, die Fahreignung des 74-Jährigen zu überprüfen. Der Rentner, der mit einem Oldtimer-Traktor sowie einem alten Motorrad an Rundfahrten teilnahm, sei zu einer Anhörung ins Straßenverkehrsamt eingeladen worden.
Der Rentner hatte bereits vor Jahren Streit mit den Behörden. Der Landkreis war wegen eines angeblich nicht genehmigten Zauns aktiv geworden, den der Mann um seine Schafweide gezogen hatte. Als die Behörde die vor Jahrzehnten erteilte Genehmigung wieder fand, monierte sie die Höhe des Zauns - er musste verschwinden.
Der 63-jährige Butte war seit August 2005 Landrat des Landkreises Hameln-Pyrmont. Zuvor leitete der SPD-Politiker von April 2001 bis Juli 2005 das niedersächsische Landeskriminalamt.
Die Trauerfeier ist für Mittwoch kommender Woche geplant. Auf der Homepage des Landkreises wurde ein Kondolenzbuch eingestellt werden. Hameln stehe weiter unter Schock, sagte ein Stadtsprecher. Die Mitarbeiter der Kreisverwaltung kehrten nach einer Ansprache des Ersten Kreisrats Carsten Vetter an ihre Arbeitsplätze zurück.