Harvey Weinstein (Archiv)
Foto: POOL New/ REUTERSDer wegen sexueller Übergriffe angeklagte Filmproduzent Harvey Weinstein hat vor Gericht auf nicht schuldig plädiert. Der 66-Jährige wirkte im Supreme Court in New York abwesend, auf die Fragen von Richter James Burke antwortete er leise und knapp.
Begleitet wurde Weinstein von seinem Anwalt Benjamin Brafman, der bereits vorab angekündigt hatte, dass der frühere Erfolgsproduzent in der Anhörung auf nicht schuldig plädieren werde.
"Dieser Fall hat einen Feuersturm von Nachfragen erzeugt", sagte Brafman während der gut halbstündigen Anhörung. Viele stellten dabei infrage, "ob es mein Job ist, Hollywood, die Filmbranche oder das Verhalten, das der Filmbranche seit 100 Jahren vorgeworfen wird, zu verteidigen". Dieses Verhalten würden einige möglicherweise als "anstößig" empfinden, kriminell sei es aber nicht zwingend.
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Weinstein muss erneut am 20. September erscheinen. Einen Termin für einen möglichen Prozessbeginn gibt es noch nicht. Er war vor anderthalb Wochen wegen einer Vergewaltigung und erzwungenen Oralverkehrs in New York angeklagt worden. Ein Grand Jury bestätigte kurz darauf, dass für einen Prozess genügend Beweise gegen den 66-Jährigen vorlägen.
Es ist der erste Missbrauchsprozess gegen Weinstein. Die ersten Vorwürfe gegen ihn waren im Oktober laut geworden, mittlerweile werfen ihm mehr als hundert Frauen sexuelle Übergriffe bis hin zu Vergewaltigungen vor (mehr zum Fall Weinstein lesen Sie hier). Der Staatsanwaltschaft zufolge geht es in der Anklage um Vorfälle aus den Jahren 2004 und 2013.
Weinstein hat Fehlverhalten eingeräumt, aber Vergewaltigungen bestritten. Am vorvergangenen Freitag hatte er sich in Begleitung von Anwälten in ein Gebäude der New Yorker Polizei im Süden Manhattans begeben, um sich den Behörden zu stellen.
Gegen Zahlung einer Kaution von einer Million Dollar war Weinstein wieder freigekommen. Er muss aber ein Überwachungsgerät tragen und um Erlaubnis bitten, wenn er die US-Bundesstaaten New York und Connecticut verlassen will.
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Zahlreiche Frauen beschuldigen Harvey Weinstein der sexuellen Belästigung oder Vergewaltigung. Zu ihnen gehört auch Salma Hayek. "Harvey Weinstein war auch mein Monster", schrieb die Schauspielerin in der "New York Times".
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Hayek bezieht sich auf die gemeinsame Arbeit mit Weinstein an dem Film "Frida" vor rund 15 Jahren. Er habe sie damals zu Dutzenden sexuellen Handlungen zwingen wollen und auf ihre Ablehnung mit Wut und Androhung von Gewalt reagiert. Einmal habe er sogar gedroht, sie umzubringen. "Ich glaube, er hat nichts mehr gehasst als das Wort 'Nein'."
Sie habe über ihre Erlebnisse jahrelang geschwiegen, schrieb Hayek und erklärte auch, warum sie sich erst zu Wort meldete, nachdem viele andere Schauspielerinnen Weinstein öffentlich beschuldigt hatten. "Ich habe mich vor der Verantwortung, das Wort zu ergreifen, versteckt mit der Ausrede, dass schon genug Leute ein Licht auf mein Monster geworfen hätten. In Wahrheit habe ich mich davor gedrückt, meinen Liebsten einige Dinge zu erklären."
Anfang Oktober hatten prominente Schauspielerinnen in einem Artikel der "New York Times" die ersten Vorwürfe gegen Weinstein erhoben - darunter Ashley Judd.
Bei einem Geschäftstreffen in einem Hotel in Los Angeles habe Weinstein nur einen Bademantel getragen, erzählte Ashley Judd der "New York Times". Er fragte die Schauspielerin demnach, ob er sie massieren oder sie ihm beim Duschen zuschauen könne. Sie habe verneint und sei panisch gewesen, sagte Judd und verwies auf Weinsteins großen Einfluss in der Branche.
Der Produzent hatte damals gesagt: "Ich erkenne an, dass die Art, wie ich mich in der Vergangenheit gegenüber Kolleginnen verhalten habe, viel Schmerz verursacht hat, und ich entschuldige mich aufrichtig dafür." Auf Details ging er allerdings nicht ein.
Zudem wollte das Statement nicht so recht zur Aussage von Weinsteins Anwalt passen: Er wies die Vorwürfe der Frauen zurück. Der "New York Times"-Artikel sei "voll von falschen und diffamierenden Aussagen" über den Filmemacher. Weinstein ließ zudem mitteilen, sexuelle Kontakte seien einvernehmlich gewesen. Er habe auch keine Vergeltung gesucht, wenn sich eine Frau seinen Avancen widersetzt habe.
Die Vorwürfe gegen den Filmmogul hatten eine umfangreiche Debatte über sexuelle Belästigung unter dem Hashtag #MeToo entfacht. Sie erfasste neben dem Filmgeschäft viele weitere gesellschaftliche Bereiche: Sport, Wirtschaft, Politik, das TV-Geschäft. Dabei meldeten sich auch immer mehr Frauen mit Vorwürfen gegen Weinstein zu Wort: Mehr als 50 Frauen berichteten von sexueller Belästigung und Übergriffen - darunter etliche namhafte Schauspielerinnen.
Asia Argento sagt, Weinstein habe sie in einem Hotelzimmer um eine Massage gebeten und dann ihre Beine auseinandergedrückt. Gegen ihren Willen sei es zum Oralsex gekommen, erzählte die italienische Schauspielerin dem "New Yorker".
Später, so sagt Argento, hätten sie und Weinstein mehrmals einvernehmlichen Sex gehabt. Allerdings habe sie gefürchtet, wenn sie nicht mit Weinstein schlafe, würde er ihre Karriere torpedieren. Neben Argento offenbarten noch weitere Frauen in Medienberichten, dass Weinstein sie zum Sex gezwungen habe.
Rose McGowan: Nach einem Vorfall mit Weinstein in einem Hotelzimmer einigte sich die Schauspielerin mit dem Produzenten 1997 außergerichtlich. Weinstein soll dabei aber keine Schuld eingestanden haben, wie die "New York Times" berichtet. Inzwischen hat McGowan gesagt, Weinstein habe sie vergewaltigt.
Gwyneth Paltrow sagte, Weinstein habe sie zu Beginn ihrer Karriere zu einem Treffen in ein Hotelzimmer in Beverly Hills eingeladen. Er habe sie angefasst und vorgeschlagen, für eine Massage ins Schlafzimmer zu gehen, erzählte sie der "New York Times".
Paltrow, damals 22, sagte, sie habe verneint, das Zimmer verlassen - und ihrem damaligen Freund Brad Pitt davon erzählt. Pitt habe Weinstein später darauf angesprochen. Darauf soll der Filmproduzent Paltrow angeschrien und verlangt haben, niemandem sonst davon zu erzählen. Über einen Sprecher bestätigte Pitt Paltrows Version der Ereignisse.
Angelina Jolie nannte zwar keine Details, berichtete aber ebenfalls, dass Weinstein sie zu Beginn ihrer Karriere in einem Hotelzimmer belästigt habe. Sie habe danach beschlossen, niemals wieder mit ihm zu arbeiten und andere zu warnen, die dies vorhatten, sagte sie der "New York Times".
Romola Garai erzählte dem "Guardian", Weinstein habe sie in einem Hotelzimmer im Bademantel empfangen. "Ich war damals erst 18", sagte die britische Schauspielerin. Sie habe sich verletzt und missachtet gefühlt.
Hotelzimmer, Massage, Bademantel: Die Erzählungen über Weinsteins Vorgehen ähneln sich. Demnach nutzte er über viele Jahre die gleiche Masche - und zwar so oft, dass er den Berichten zufolge teilweise selbst den Überblick verlor.
Kate Beckinsale schrieb auf Instagram, Weinstein habe sie bei einem Treffen im Bademantel empfangen und ihr Alkohol angeboten. Damals sei sie 17 gewesen. Sie habe abgelehnt und sei gegangen. "Ein paar Jahre später hat er mich gefragt, ob er bei diesem ersten Treffen irgendetwas versucht hat. Ich begriff, dass er sich nicht erinnern konnte, ob er mich angegriffen hatte oder nicht."
Die Schauspielerin Rosanna Arquette sagte, Weinstein habe sie Anfang der Neunzigerjahre in ein Hotelzimmer gebeten, um ein Drehbuch abzuholen - im Bademantel. Er habe sie um eine Massage gebeten. Als sie abgelehnt habe, habe er ihre Hand in Richtung seines Penis gezogen. Sie habe ihre Hand wegziehen können, sagte Arquette und danach von Weinstein zu hören bekommen, sie mache einen Fehler. Und den bezahlte sie aus ihrer Sicht mit einem Karriereknick.
Wer sich Weinstein verweigerte, musste mit beruflichen Nachteilen rechnen - so beschreibt es auch die britische Schauspielerin Jessica Hynes. Weinstein habe ihr eine Filmrolle angeboten, als sie 19 gewesen sei, schrieb sie auf Twitter. Beim Vorsprechen habe sie einen Bikini tragen sollen. "Ich lehnte ab und bekam den Job nicht."
Cara Delevingne berichtete, Weinstein habe sie gewarnt: "Wenn ich homosexuell sei oder mit einer Frau zusammen sein wolle, vor allem in der Öffentlichkeit, würde ich niemals die Rolle einer heterosexuellen Frau bekommen oder es als Schauspielerin in Hollywood schaffen." Später habe er sie in einem Hotelzimmer aufgefordert, eine Frau zu küssen, danach habe er selbst versucht, sie zu küssen - und danach habe sie eine Rolle bekommen. "Da hab ich mich schuldig gefühlt", sagte Delevingne der "New York Times", "als ob ich etwas Falsches getan hätte."
Die Oscar-Preisträgerin Lupita Nyong'o schrieb in der "New York Times", Weinstein habe sie in sein Schlafzimmer gedrängt, wo er ihr eine Massage anbot. Um die Kontrolle über die Situation zu behalten, habe sie ihm stattdessen eine Massage angeboten, um stets zu wissen, wo sich seine Hände befinden. Weinstein habe trotz ihres Protests bei der Massage seine Hose ausgezogen, worauf sie gegangen sei. Bei einem späteren Treffen habe er ihr klargemacht, dass er Sex mit ihr wolle. Sie brach schließlich den Kontakt ab.
1996 soll der Filmmogul die Schauspielerin Mira Sorvino in einem Hotelzimmer massiert haben und ihr später hinterhergelaufen sein. Dem "New Yorker" sagte Sorvino, weitere Treffen habe sie abgelehnt.
In der "Sunday Times" berichtete die britische Schauspielerin Lysette Anthony, Weinstein habe sich in den Achtzigerjahren in seinem Haus halb entkleidet und sie gepackt. Das sei Auftakt zu mehreren Übergriffen gewesen. Einmal sei er an ihrer Wohnung aufgetaucht. "Er schob mich hinein und drückte mich gegen die Garderobe." Dann habe Weinstein sie vergewaltigt. Sie habe ihn wegschieben wollen, aber er sei zu schwer gewesen. "Irgendwann habe ich aufgegeben." Sie erinnere sich, dass sie hinterher im Badezimmer gelegen und geweint habe.
Judith Godrèche: 1996 beim Filmfest in Cannes lud Weinstein die französische Schauspielerin in seine Hotelsuite ein, so schilderte sie es der "New York Times". Dort bat er die damals 24-Jährige demnach um eine Massage. Das sei in den USA so üblich. Dann habe er sich gegen sie gepresst und ihren Pullover hochgezogen - sie habe sich befreit und das Zimmer verlassen.
Viele Jahre später, wieder beim Filmfestival: Emma de Caunes berichtete, Weinstein habe ihr 2010 in Cannes eine Rolle angeboten. In seinem Hotelzimmer sei er ins Badezimmer verschwunden. Dann sei die Dusche angegangen und Weinstein sei nackt und mit erigiertem Penis erschienen. Weinstein habe sie aufgefordert, sich aufs Bett zu legen - das hätten schon viele Frauen zuvor gemacht, soll er gesagt haben. Sie habe das Zimmer dann verlassen. Weinstein habe sie danach wiederholt angerufen, ihr Geschenke angeboten und gesagt, nichts sei passiert.
2011 soll Weinstein in einem New Yorker Hotel zu Schauspielerin Jessica Barth gesagt haben, er wolle sich ausziehen und sie dann massieren. "Das wird nicht passieren", soll sie gesagt haben. Als sie den Raum verlassen habe, soll Weinstein sich abfällig über ihr Gewicht geäußert haben.
Sex als Gegenleistung für beruflichen Erfolg und die Aufforderung, über diesen Deal zu schweigen - das kommt in den Berichten über Weinstein immer wieder vor: Heather Graham sagte, in einem Treffen vor rund 15 Jahren habe Weinstein ihr gesagt, er und seine Frau hätten vereinbart, dass sie auch mit anderen Sex haben könnten. "Er hat nicht ausdrücklich gesagt, dass ich mit ihm schlafen müsste, um eine Rolle in einem seiner Filme zu bekommen", sagte die Schauspielerin der "Variety". "Aber der Subtext war da."
Drehbuchautorin und Schauspielerin Louisette Geiss sagte, Weinstein habe sie eingeladen, um über eines ihrer Drehbücher zu sprechen. Nach etwa einer halben Stunde habe er den Raum verlassen und sei nur mit einem Bademantel bekleidet zurückgekommen und habe sich entblößt. Er sei in die Badewanne gegangen und habe verlangt, Geiss solle weiter ihr Drehbuch vorstellen. Dann habe er sie zwingen wollen, ihm beim Masturbieren zuzusehen.
Die französische Schauspielerin Florence Darel sagte Medien in ihrer Heimat, Weinstein habe versprochen, ihr in den USA zum Durchbruch zu verhelfen, wenn sie für ein paar Tage im Jahr seine Geliebte sein würde. Der Produzent soll gesagt haben, wenn Darel es in Amerika schaffen wolle, würde das nur mit ihm gehen. Weinstein habe sie in einem Hotelzimmer bedrängt, während seine Frau im Nebenraum gewesen sei.
Schauspielerin Claire Forlani sagte, sie sei Weinstein fünf Mal entkommen. Bei zwei Treffen in einem Hotel habe er Massagen vorgeschlagen. Bei drei Abendessen habe Weinstein geprahlt, mit welchen Schauspielerinnen er geschlafen und wie er ihnen beruflich geholfen habe.
Lena Headey schrieb auf Twitter, bei den Filmfestspielen in Venedig 2005 habe Weinstein eine suggestive Geste gemacht und dazu einen Kommentar abgegeben. Sie sei schockiert gewesen und habe gedacht, es müsse sich um einen Witz handeln. Sie habe in etwa gesagt: "Ach komm, Mann, das wäre, als würde ich meinen Vater küssen!" Danach habe sie nie wieder eine Rolle in einem Miramax-Film bekommen. Jahre später habe sie Weinstein in Los Angeles getroffen. Er habe nach ihrem Liebesleben gefragt, darum gebeten, in sein Zimmer zu kommen und ihr erneut sexuelle Avancen gemacht. Als sie ablehnte, sei Weinstein stinksauer gewesen. Er habe ihr ins Ohr geflüstert, sie solle niemanden von dem Vorfall erzählen. "Ich stieg ins Auto und habe geweint", schrieb Headey.
Minka Kelly schrieb auf Instagram, sie habe Weinstein bei einer Party kennengelernt. Am Tag darauf habe er sie zu einem Treffen in sein Hotelzimmer eingeladen. Sie habe gesagt, sie fühle sich nicht wohl dabei, dorthin zu gehen. Darauf habe es eine Zusammenkunft in einem Hotelrestaurant mit Weinstein und einer weiteren Person gegeben; diese sei von Weinstein aber bald weggeschickt worden. Irgendwann habe Weinstein gesagt: "Ich weiß, dass du das empfindest, was ich empfunden habe, als wir uns neulich Nacht kennengelernt haben." Dann habe er Kelly vorgeschlagen, sie reich zu beschenken und sie in Privatjets um die Welt zu fliegen, wenn sie seine Freundin würde. Sie habe diesen mächtigen Mann nicht vor den Kopf stoßen wollen. Um der Situation zu entkommen, habe sie gesagt, sie wolle es lieber bei einer Arbeitsbeziehung belassen. Weinstein habe geantwortet, er vertraue darauf, Kelly werde niemandem von dem Vorfall erzählen.
Schauspielerin Angie Everhart sagte in einem Radiointerview, sie habe einmal beim Filmfestival in Venedig auf einem Boot übernachtet. Als sie im Bett aufgewacht sei, habe Weinstein vor ihr gestanden und den Weg zur Tür blockiert. "Plötzlich ließ er seine Hose herunter." Weinstein habe masturbiert und auf den Boden ejakuliert. Danach habe Weinstein gesagt: "Du bist ein wirklich nettes Mädchen, du solltest niemandem hiervon erzählen." Sie habe anderen auf dem Boot von dem Vorfall berichtet. Aber niemand habe etwas unternommen, weil jeder Angst vor Weinstein gehabt habe.
Schauspielerin Eva Green berichtete, sie habe Weinstein geschäftlich in Paris getroffen. Dabei habe er sich unangemessen verhalten und sie habe ihn wegdrücken müssen. Sie habe ohne weitere Vorfälle gehen können. Sie sei schockiert und angewidert gewesen.
Bei einer Party, so berichtet es Schauspielerin Tara Subkoff, habe Weinstein sie auf seinen Schoß gezogen. Es sei so unangenehm gewesen, dass sie nicht habe aufhören können zu lachen. Dann habe sie gespürt, dass Weinstein eine Erektion gehabt habe. Subkoff sagt, sie sei verstummt und schnell weggegangen. Weinstein habe sie aufgefordert, mit ihm nach draußen zu gehen. Zwischen den Zeilen sei deutlich geworden, dass sie eine Rolle, die ihr schon angeboten worden war, nicht bekommen würde, sollte sie seiner Bitte nicht nachkommen.
In den späten Neunzigerjahren arbeitete Lauren Holly am Weinstein-Film "Beautiful Girls". Sie habe sich öfter mit Weinstein unterhalten, sagte Holly in einer TV-Show. Er habe sie in ein Hotelzimmer eingeladen, um über ihre Zukunft zu sprechen -zunächst "absolut normal und professionell". Dann wieder Bademantel, Dusche, Schlafzimmer, das Angebot einer Massage: "Mein Kopf spielte zu dem Zeitpunkt verrückt", sagte Holly. Sie habe versucht, der Situation zu entkommen. Da sei Weinstein wütend geworden. Wenn sie den Raum verlasse, soll er ihr gesagt haben, sei das schlecht für ihre Karriere. "Ich habe ihn weggestoßen und bin gerannt", sagte Holly.
Daryl Hannah erzählte dem "New Yorker", Weinstein sei einmal plötzlich unangekündigt in ihrem Hotelzimmer aufgetaucht. Er habe einen Schlüssel gehabt und sei direkt in ihr Schlafzimmer marschiert. "Wenn mein Make-up-Artist nicht da gewesen wäre, wäre das nicht gut ausgegangen. Es war beängstigend."
Auch Brit Marling - hier mit ihrem Kollegen Alexander Skarsgard - berichtet von einem Treffen mit Weinstein in einem Hotelzimmer mit Champagner, Erdbeeren, dem Angebot einer Massage und einer gemeinsamen Dusche. "Es war klar, wohin das führen sollte", sagt Marling. Sie habe große Angst gehabt und sei gegangen.
Die ehemalige Produktionsassistentin Mimi Haley wirft Weinstein vor, ihr immer wieder unangemessene Avancen gemacht zu haben. So habe er sie 2006 beim Filmfestival in Cannes in seinem Hotelzimmer gedrängt, ihn zu massieren. Sie habe abgelehnt. Später in dem Jahr habe er sie in sein Apartment in New York eingeladen. Er habe sie bedrängt und ein "Nein" als Antwort nicht akzeptiert. Er habe sie auf ein Bett gedrückt, seinen Kopf für Oralsex zwischen ihre Beine gedrängt. Haley sagte: "Ich hätte nicht gewollt, dass irgendjemand das bei mir macht, selbst ein romantischer Partner nicht." Hinterher habe Weinstein zu ihr gesagt: "Spürst du nicht, dass wir uns jetzt so viel näherstehen?"
Schauspielerin Natassia Malthe lernte Weinstein nach eigenen Angaben 2008 bei der Verleihung der britischen Filmpreise kennen. Er habe gefragt, in welchem Hotel sie untergebracht sei. Dort sei er mitten in der Nacht erschienen, habe an die Tür geklopft und sich ins Zimmer gedrängt. Er habe seine Hose ausgezogen, sich aufs Bett gesetzt. Er habe Schauspielerinnen aufgezählt, deren Karriere er befördert habe, nachdem sie mit ihm geschlafen hätten. Dann habe er sich auf sie gedrängt, es sei zum Geschlechtsverkehr gekommen. "Es war nicht einvernehmlich", sagte Malthe. "Ich habe mich tot gestellt. Hinterher lag ich angewidert da." Später soll Weinstein Malthe bei einem Treffen in einem Hotel in Los Angeles, bei dem es eigentlich um eine Filmrolle gehen sollte, aufgefordert haben, an einem Dreier teilzunehmen. Sie habe abgelehnt und sei gegangen, sagte Malthe. Sie sei in ihre Heimat Norwegen zurückgegangen, sei depressiv geworden.
Kadian Noble hat Weinstein und die Weinstein Company vor Gericht verklagt. Sie wirft dem Produzenten vor, er habe sie 2014 in einem Hotelzimmer in Cannes begrapscht und dann ins Badezimmer gedrängt, wo sie ihn habe befriedigen müssen. Danach habe er vor ihr auf den Boden ejakuliert, berichtet das Magazin "Variety".
Auch Dominique Huett hat Klage gegen die Weinstein Company eingereicht. Die Schauspielerin wirft Weinstein vor, sie 2010 in einem Hotel in Beverly Hills zum Sex gedrängt zu haben. Weinsteins Firma habe vom Fehlverhalten des Produzenten bereits in den Neunzigerjahren gewusst. Huett traf Weinstein nach eigenen Angaben, um über ihre Karriereziele zu sprechen. Er soll sie in sein Hotelzimmer eingeladen, einen Bademantel angezogen und so lange auf Cunnilingus bestanden haben, bis sie es "eingefroren" habe geschehen lassen. Dann habe er vor ihr masturbiert. Als alles vorbei gewesen sei, soll Weinstein der Klage zufolge Huett eine Rolle in einer Reality-Show angeboten haben. Huett sagt, sie empfinde den Vorfall nicht als Vergewaltigung, habe sich aber genötigt gefühlt.
Nach Bekanntwerden der Vorwürfe gab Weinsteins Frau Georgina Chapman die Trennung von ihrem Mann bekannt. Sie fühle mit all den Frauen, "die durch die unentschuldbaren Handlungen unermessliches Leid erlitten haben", teilte Chapman mit.
Lea Seydoux kritisierte in einem Essay für den "Guardian" nicht nur Weinsteins Praktiken, sondern die ganze Filmbranche: Jeder habe gewusst, worauf Harvey aus war, schrieb die Schauspielerin. Niemand habe etwas getan. Weinstein habe sich einmal in einem Hotelzimmer auf sie gestürzt und versucht, sie zu küssen. Seydoux schrieb, sie kenne viele Männer in Hollywood, die ähnlich seien - darunter auch mehrere Regisseure, die versucht hätten, sie zu küssen. Sie nannte keine Namen.
Am 25. Mai begab sich Weinstein in ein Gebäude der New Yorker Polizei im Süden Manhattans, um sich den Behörden zu stellen. Gegen Zahlung einer Kaution von einer Million Dollar kam er wieder frei. Er muss aber ein Überwachungsgerät tragen und um Erlaubnis bitten, wenn er die US-Bundesstaaten New York und Connecticut verlassen will.
Nun wurde Weinstein von einer Grand Jury in New York wegen der sexuellen Übergriffe angeklagt. Die Vorwürfe entsprechen der Anklage, die die Staatsanwaltschaft gegen Weinstein vorgebracht hatte.