Großeinsatz der Polizei Rocker-Razzia in NRW – Haftbefehle vollstreckt

Hunderte Polizisten haben ein Vereinsheim der Rockergruppe Hells Angels und zahlreiche Wohnungen durchsucht. Es geht um einen Mordfall mit einer zerstückelten Leiche. Der Hauptverdächtige soll sich abgesetzt haben.
Polizisten in Mönchengladbach: Razzia im Rockermilieu

Polizisten in Mönchengladbach: Razzia im Rockermilieu

Foto: Sascha Rixkens / dpa

Sieben Jahre nach dem Mord an einem Hells-Angels-Rocker in Duisburg hat die Polizei mit einer Großrazzia in Nordrhein-Westfalen nach Beweismitteln gesucht. Bei dem Zugriff mit Hunderten Beamten und einem gepanzerten Fahrzeug wurden mehr als 20 Gebäude durchsucht, teilten die Polizei sowie die Staatsanwaltschaften Duisburg und Mönchengladbach mit .

Ein 42 Jahre alter Mann wurde den Angaben zufolge verhaftet. Zudem sei ein Haftbefehl gegen einen 34-Jährigen vollstreckt worden, der wegen Drogendelikten bereits im Gefängnis sitzt. Der 33 Jahre alte Hauptverdächtige, ein führendes Mitglied der Hells Angels in Oberhausen, habe sich ins Ausland abgesetzt. Nach ihm und einem 31-Jährigen, der sich mutmaßlich in der Türkei aufhalte, werde international gefahndet.

Die Großaktion habe einen »direkten Bezug« zu dem Mord am Hells Angel Kai M. aus Oberhausen im Jahr 2014, bestätigte ein Polizeisprecher. Spaziergänger hatten den abgetrennten tätowierten Arm des Mannes im Rhein bei Duisburg entdeckt. Zwei Monate später wurde auch der Torso im Rhein gefunden.

Jahrelange Ermittlungen

Die Polizei habe danach jahrelang in den abgeschotteten Strukturen der organisierten Rockerkriminalität ermittelt, hieß es in der Mitteilung von Polizei und Staatsanwaltschaft. M. soll in Mönchengladbach von den 33 und 34 Jahre alten Hells-Angels-Mitgliedern erschossen worden sein – unter anderem, weil sie ihn verdächtigten, Geheimnisse der Rockergang verraten zu haben. Der 42-jährige Tatverdächtige soll den Ermittlern zufolge an der Zerstückelung und Entsorgung der Leiche beteiligt gewesen sein.

Im Mai 2020 bargen Polizeitaucher an der Stadtgrenze von Duisburg und Oberhausen unter anderem einen menschlichen Schädel aus dem Rhein-Herne-Kanal. Nach gerichtsmedizinischen Untersuchungen stand den Angaben zufolge fest, dass es sich um die Knochen von Kai M. handelte.

Dem Mord vorausgegangen waren laut Polizeisprecher Schüsse in Oberhausen 2013, die demnach in Zusammenhang mit dem Mord stehen. Daher ermitteln Polizei und Staatsanwaltschaft auch wegen versuchten Mordes in zwei Fällen. Tatverdächtig sei der 31-Jährige, den die Ermittler ebenfalls den Hells Angels zuordnen.

Kräfte der Spezialeinheiten und der Bereitschaftspolizeihundertschaft kamen am Donnerstag unter anderem in Duisburg, Mönchengladbach, Leverkusen und Mülheim an der Ruhr zum Einsatz. Mehrere SEK-Polizisten sollen sich einer Polizeisprecherin zufolge mit einem gepanzerten Fahrzeug Zugang zu einem mutmaßlichen Vereinsheim der Rockergruppe in Mönchengladbach verschafft haben. Außerdem war die Polizei am Morgen im Duisburger Rotlichtviertel im Einsatz.

Bei den Durchsuchungen seien unter anderem eine scharfe Schusswaffe, eine Schreckschusswaffe, Datenträger und Betäubungsmittel sichergestellt worden, hieß es. Zudem seien fünf weitere Mitglieder der Hells Angels »zur Durchführung von Folgemaßnahmen zu Polizeidienststellen verbracht« worden.

»Das waren schlicht und einfach Rockerkriege, die da auf unseren Straßen ausgetragen worden sind«, sagte NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU). »Die Brutalität dieser abscheulichen Verbrechen belegt, dass wir hier nicht lockerlassen dürfen und auch nicht lockerlassen werden.« Wegen des Umfangs des Einsatzes und der Gefahr der Tatverdächtigen hätten Spezialkräfte aus mehreren Bundesländern »in erheblichem Umfang« eingebunden werden müssen. Insgesamt 900 Polizisten waren dem Innenminister zufolge im Einsatz.

wit/dpa/AFP
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