Imitierte Handtasche Louis Vuitton lenkt im Streit mit dem DRK ein

Reicht das Markenrecht bis in die Kleiderkammer? Ein Testkäufer stieß in einem Second-Hand-Laden des Roten Kreuzes auf eine gefälschte Louis-Vuitton-Handtasche. Das Luxus-Label forderte eine Unterlassungserklärung und die entstandenen Anwaltskosten von der Hilfsorganisation - und lenkte nun ein.

Marburg - Eine gefälschte Louis-Vuitton-Handtasche als Schnäppchen beim Deutschen Roten Kreuz - das ließ sich der Luxustaschen-Hersteller nicht bieten. Der Konzern forderte eine Unterlassungserklärung und 2600 Euro Anwaltskosten von einem Altkleiderladen des DRK im hessischen Marburg. Ein Testkäufer hatte die Tasche dort zwischen anderen gespendeten Dingen gesehen und für drei Euro gekauft.

Nun ist der Streit ausgeräumt: DRK-Kreisgeschäftsführer Rudolf Kittel hatte bis Dienstagmittag zwar noch nichts von Louis Vuitton gehört, Presseberichte über den Verzicht des Unternehmens auf eine Forderung genügten ihm aber vorerst.

Das DRK bangte bereits um die Zukunft der Altkleiderkammer, da lenkte der französische Konzern ein. Zwar räumte eine Sprecherin am Montag in Paris ein, einen "Beschwerdebrief" geschickt zu haben. "Das ist unser Standardverfahren", sagte sie. Medienberichten zufolge verzichtet Louis Vuitton aber auf die Erstattung der Anwaltskosten. "Die Sache wurde schon freundschaftlich und schnell geregelt", sagte die Sprecherin.

Louis Vuitton habe gute Beziehungen zum Roten Kreuz und plane derzeit wieder eine Versteigerung zugunsten der Hilfsorganisation.

Der Marburger DRK-Geschäftsführer ist zwar erleichtert, gleichwohl hält er eine grundsätzliche Klärung für nötig. Er könne nicht ausschließen, dass auch künftig illegale Kopien geschützter Markenwaren in seinen Second-Hand-Laden auftauchten.

Die Frage sei, wie weit das Markenrecht reiche: "Bis in die Mülltonne?" Andere soziale Einrichtungen, die ebenfalls Altkleiderläden betrieben, hätten dasselbe Problem. Wenn solche Läden geschlossen werden müssten, träfe es die Ärmsten. Kittel hat die Frage an die DRK-Spitze in Berlin weitergereicht.

han/dpa

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