Todesstrafe Pakistan richtet verurteilten Mörder hin

Sicherheitsabsperrung vor dem Gefängnis in Lahore
Foto: K.M. Chaudary/ APZainab Ansari, sechs Jahre alt, verschwand am 4. Januar 2018. Ihre Familie meldete sie bei der Polizei als vermisst. Fünf Tage später fand ein Polizist eine Kinderleiche auf einem Müllhaufen in der Stadt Kasur, fünf Kilometer von der Grenze zu Indien entfernt. Unruhen brachen aus in der 360.000-Einwohner-Stadt. Schließlich war Zainab schon das zwölfte Mädchen, das in den zurückliegenden zwölf Monaten in Kasur und Umgebung vergewaltigt und ermordet worden war.
War da möglicherweise ein Serienmörder am Werk? Und warum hatten Polizei und Staat so lange nichts getan? Angst und Wut machten sich breit unter den Menschen in Kasur. Es kam zu gewalttätigen Protesten im ganzen Land. "Gerechtigkeit für Zainab" wurde zum Schlachtruf der Demonstranten. Sie forderten ein Ende der Gewalt gegen Mädchen und Frauen - und ein härteres Vorgehen des Staates gegen Gesetzesbrecher. Die Friedensnobelpreisträgerin Malala Yousafzai sagte: "Das muss aufhören!" Prominente forderten Aufklärung über Missbrauch und Strafverfolgung von Tätern.
Zainab war, das ergaben die Ermittlungen, auf dem Weg zum Unterricht nahe ihres Elternhauses entführt worden. Ihre Eltern waren zu dem Zeitpunkt auf Pilgerreise in Saudi-Arabien unterwegs, um Zainab kümmerte sich eine Tante. Auf dem Video einer Überwachungskamera war zu sehen, wie das Mädchen mit einem Fremden die Straße entlangging. Dadurch konnte die Polizei ihren Weg rekonstruieren.
Im Eilverfahren zum Tode verurteilt
Weitere vier Tage später, am 13. Januar, ergaben DNA-Proben vom Tatort, dass man es tatsächlich mit immer demselben Täter zu tun hatte. Ein DNA-Massentest wurde angeordnet - und der führte zum Erfolg: Ein 24-Jähriger namens Imran Ali wurde festgenommen. Er gestand gleich mehrere Morde. Wegen des öffentlichen Drucks wurde Ali in einem Eilverfahren am 12. Februar zum Tode verurteilt. Er scheiterte in mehreren Instanzen damit, das Urteil anzufechten, und vergangene Woche lehnte auch Präsident Arif Alvi ein Gnadengesuch ab.
Ali wurde im Morgengrauen am Mittwoch in einem Gefängnis in Lahore am Galgen hingerichtet. Ein Beamter sowie ein Arzt waren bei der Exekution dabei, ebenso Mohammed Amin Ansari, der Vater von Zainab, sowie ein Onkel. Ansari sagte anschließend vor Journalisten, er sei "zufrieden". "Der Mörder hat heute seine gerechte Strafe bekommen", sagte er. Er und seine Frau seien seit der Ermordung ihrer Tochter am Boden zerstört. "Zainab wäre heute sieben Jahre und zwei Monate alt gewesen. Er hat sie uns genommen." Aus Sorge vor Ausschreitungen hatte die Polizei das Gefängnis in Lahore weiträumig abgesperrt sowie in Teilen der Stadt verstärkt Sicherheitsposten aufgestellt.
Alis Leichnam wurde seiner Familie übergeben und noch am Mittwoch in Kasur beerdigt. Vor seiner Hinrichtung hatte Ali noch Besuch von insgesamt 57 Angehörigen empfangen dürfen.
Von 2008 bis 2015 galt in Pakistan ein Moratorium auf die Todesstrafe. Nach einem Terroranschlag von Extremisten auf eine Schule mit Dutzenden getöteten Schülern hob die Regierung dieses Moratorium wieder auf. Seither sind mehrere Hundert Menschen hingerichtet worden. Menschenrechtsorganisationen auch in Pakistan protestieren regelmäßig gegen die Todesstrafe.