Streit über Gendersprache Warum der Lehrer Enoch Burke im Gefängnis landete

Ein irischer Mittelschullehrer weigerte sich, das genderneutrale Pronomen »they« zu benutzen. Der Streit endete in einer Suspendierung – und der evangelikale Christ landete im Gefängnis. Was steckt dahinter?
Enoch Burke verlässt am Mittwoch das Gerichtsgebäude in Dublin und wird zurück ins Gefängnis gebracht

Enoch Burke verlässt am Mittwoch das Gerichtsgebäude in Dublin und wird zurück ins Gefängnis gebracht

Foto: Brian Lawless / empics / PA Wire / picture alliance

Nicht seine Wortwahl per se ist es gewesen, die einen Lehrer in Irland hinter Gitter brachte. Auch wenn diese verkürzte Version der Geschichte in den sozialen Medien gerade gerne herumgereicht wird. Angefangen hat im Fall Enoch Burke allerdings tatsächlich alles mit einem Streit über Sprache. Wie britische Medien berichten, weigerte sich der Geschichtslehrer, eine trans Person in seinem Unterricht mit neuem Namen anzusprechen und das genderneutrale Pronomen  »they« zu benutzen – obwohl dies der Wunsch der Person war und von den Eltern unterstützt wurde. Burke berief sich auf seine religiösen Überzeugungen.

Laut »Guardian « geriet er darüber öffentlich mit der Direktorin aneinander, woraufhin die Wilson’s Hospital School seine bezahlte Freistellung für den Monat August veranlasste und der High Court in Irland dem Lehrer verbot, während des laufenden Verfahrens das Schulgelände zu betreten. Ein Verbot, das der Ire offenbar ignorierte. Das Gericht reagierte, Burke wurde am 5. September schuldig gesprochen und für elf Tage in Haft genommen – wegen Betreten des Geländes trotz gerichtlichem Verbot. Seitdem erregt der Fall international Aufmerksamkeit.

Es geht hier gar nicht um »Transgender«

Burke fühlt sich in seinem christlichen Glauben angegriffen. »Ich stehe heute hier, weil ich einen Jungen nicht Mädchen nennen wollte«, zitiert der »Guardian « aus einer Anhörung vergangene Woche. »Transgenderism« spreche nicht nur gegen den christlichen Glauben, sondern auch gegen die Schriften und Ethik seiner Schule, so Burke.

Laute Unterstützung kommt von Sozialkonservativen und Stimmen von Rechts, online und offline. Posts auf Facebook, Twitter und Instagram machen mit der verkürzten Behauptung Stimmung, Burke sei im Gefängnis gelandet, weil er sich weigerte, einen Jungen als Mädchen zu bezeichnen. Nicht wenige sehen den Lehrer als Märtyrer für freie Meinungsäußerung. »Einfach lächerlich« nennt der Kolumnist Fintan O’Toolet in der Irish Times  diese Darstellung des Falles, »Dschingis Khan wäre ein besserer Poster Boy für Toleranz«. Die Anwältin Rosemary Mallon, Vertreterin der Schule, sagte der BBC  vergangene Woche, der Fall drehe sich nicht um »Transgenderism«, sondern darum, dass ein Lehrer eine gerichtliche Entscheidung ignoriert hat.

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Wie der »Guardian« berichtet, stammt Burke aus einer prominenten Familie, die dafür bekannt ist, etwa Proteste gegen LGBTQ+-Rechte zu organisieren oder Universitäten zu verklagen. Burke selbst hat Theologie, Lehramt, Geschichte und Politik studiert. 2020 erschien sein selbst veröffentlichtes Buch über Hedonismus und Homosexualität im evangelikalen Christentum, in dem er die sexuelle Orientierung eines Priesters als Unzucht verurteilt.

ves
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