Gewaltaufrufe über Telegram Italienische Polizei durchsucht Wohnungen von radikalen Gegnern der Coronapolitik

Sie sprachen von Hinrichtungen, Erschießungskommandos und Schüssen in die Beine: In Italien ist die Polizei gegen 17 Verdächtige vorgegangen, denen unter anderem Aufstachelung zu Straftaten vorgeworfen wird.
Proteste gegen Coronamaßnahmen in Mailand

Proteste gegen Coronamaßnahmen in Mailand

Foto: Claudio Furlan / AP

Die Verdächtigen sollen im Messengerdienst Telegram zu Protesten aufgerufen haben. In dem Chat »Schluss mit der Diktatur« erreichten sie Zehntausende Mitglieder. Nun ist die Polizei in Italien gegen die militanten Gegner von Coronamaßnahmen vorgegangen. Die Beamten durchsuchten in mehreren Städten des Landes Wohnungen der Verdächtigen.

Die Verdächtigen hätten Ministerpräsident Mario Draghi »sowie die Polizei, Ärzte, Wissenschaftler, Journalisten und andere Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens bedroht, die der ›Versklavung‹ und ›Kollaboration‹ mit der ›Diktatur‹ beschuldigt werden«, hieß es.

Einsatz in 16 Städten

Die Durchsuchungen in 16 Städten richteten sich den Angaben zufolge gegen 17 der radikalsten Aktivisten des Chats, der nach Angaben der Polizei »durch eine anhaltende Aufstachelung zum Hass und zur Begehung schwerer Straftaten gekennzeichnet« war. Dabei sei von »Hinrichtungen«, »Erschießungskommandos«, »Schüssen in die Beine« oder »Terrorismus« die Rede gewesen.

Die Gruppe rief überdies zur Teilnahme an Demonstrationen gegen den grünen Coronapass auf. Der grüne Pass zeigt an, ob jemand gegen das Coronavirus geimpft ist, ein negatives Testergebnis aufweist oder genesen ist. Seit dem 6. August benötigt man in Italien etwa für Restaurantbesuche den Green Pass, seit September für Zugreisen, und seit dem 15. Oktober benötigen ihn alle Arbeitnehmer.

In Italien starben seit Februar 2020 mehr als 132.000 Menschen an dem Virus. Mehr als 84 Prozent der Bevölkerung über zwölf Jahren sind vollständig geimpft.

Anmerkung: In einer früheren Version dieses Artikels stand, den Pass benötige seit dem 15. Oktober jeder, der in Innenräumen von Restaurants essen oder Züge und Busse nutzen möchte. Wir haben die Stelle korrigiert.

kha/AFP
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